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Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)

Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)

Titel: Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Mattheis
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habe er sich zum ersten Mal in seinem Leben konzentrieren können und ein Buch gelesen.
    Ich sage, dass ja alle Deutschen Schweden lieben, weil erstens von dort so viele gute Rockbands kommen, zweitens alle Deutschen ihre Möbel bei Ikea und ihre Kleidung bei H&M kaufen und drittens Schweden so ein gutes Sozialsystem besitzt.
    «Kolldringskolldringskolldrings», sagt der Inder und zerrt einen Eimer voller Cola- und Wasserflaschen durch das Abteil.
    Der Schwede erwidert, dass das alles furchtbar übertrieben sei. «Schweden», sagt er, «ist ein quasikommunistisches Land, in dem man gezwungen wird, seine Kinder in staatliche Kindergärten zu schicken!» Außerdem seien die Steuern unverschämt hoch. Die Steuern seien sogar so hoch, dass er es sich fast nicht mehr leisten könne, in einem Dritte-Welt-Land Urlaub zu machen. Dann wacht das Kind wieder auf und fängt an zu schreien.
    Wir sind in Panaji, der Hauptstadt Goas, angekommen. Müde schultern wir unsere Rucksäcke und verabschieden uns von der schwedischen Familie. Wir sehen nicht gut aus. Unsere Haut ist bleich, wir riechen streng nach Schweiß, Deo und irgendwelchen indischen Gewürzen. Alles klebt. Der Wunsch nach einer Dusche, einer Zahnbürste und einem Bett mit Ventilator wird zum alles bestimmenden Gedanken. Jan und ich fahren gen Norden weiter, nach Arambol.
    Ich treffe Jan zwei Tage später am Strand wieder. Er baumelt wie ein Faultier in einer Hängematte und grinst etwas debil. Die Sonne versinkt im Arabischen Meer, es riecht nach Chicken Masala und nach nepalesischem Haschisch. Ich frage ihn, wie Varanasi gewesen sei und ob es sich lohne, dorthin zu fahren.
    Er sagt: «48 Stunden.»

    Nachtrag:
    Es war im Zug von Kalkutta nach Delhi. Inder sind im Allgemeinen lustige und freundliche Menschen. Sie lachen oft, wackeln mit dem Kopf, wenn sie ja sagen wollen, und sprechen ein Englisch, das nach Kindergarten klingt. Sie neigen aber auch zu einer gewissen Distanzlosigkeit. Ich lag auf meiner Pritsche, den Vorhang bis zur Brust zugezogen. Der Inder stellte sich vor mein Bett und schaute. Er sah mich einfach an. Er sagte nicht hallo, er reichte mir nicht die Hand zum Gruß, er machte keine Geste, lächelte nicht und wackelte nicht mit dem Kopf – er starrte mich einfach nur an. Anfangs starrte ich zurück; ich hoffte, wenn ich ihn genauso anstarrte, würde es ihm vielleicht auffallen, dass so ein Anstarren ohne Voranmeldung nicht gerade zu den angenehmsten Kontakten mit der einheimischen Bevölkerung gehört, vor allem wenn man im Bett liegt und schlafen möchte. Kulturelle Unterschiede hin oder her – ich kann mir nicht vorstellen, dass es auf der Welt irgendein Volk gibt, bei dem penetrantes Anstarren ein Zeichen der Ehrerbietung ist. Auf jeden Fall half es nichts. Der Inder starrte mich weiter unverwandt an.
    Einige Minuten später kam ein anderer Inder vorbei. Er sah seinen Landsmann irgendetwas anstarren. Er wurde ebenfalls neugierig, was es denn dort wohl zu sehen gäbe. Er stellte sich dazu und sagte ebenfalls nichts. Jetzt standen zwei Inder vor meinem Bett und starrten mich an. Wenn zwei Inder irgendwo zusammenstehen und etwas anschauen, sind sich alle vorbeikommenden Inder sicher: Dort muss irgendetwas Interessantes sein – vielleicht ein exotisches Tier, vielleicht eine nackte Frau, vielleicht gibt es auch etwas umsonst? In meinem Fall kann die Attraktion nicht so außergewöhnlich gewesen sein: Ich war immerhin keine Frau und verschenkte auch nichts. Aber in einem Bevölkerungspool von 1,2 Milliarden scheint es immer noch genug Menschen zu geben, die noch nie einen Weißen gesehen haben.
    Zehn Minuten später stand eine Traube von zehn Indern um mein Bett herum und starrte mich an. Effektiv starrten nur drei Inder, die anderen versuchten herauszubekommen, was es denn da zum Starren gab. Erst als ein Schaffner vorbeikam, der die Gruppe verscheuchte, hatte es ein Ende. Irgendwann kam der schwitzende, stinkende und dampfende Zug in Delhi an. Nach 17 Stunden!
    Ich musste das noch schnell loswerden.

[zur Inhaltsübersicht]
    Die Welle
    Ort: Goa, Indien
    «Wenn wir tanzen, erheben wir uns über unsere Gedanken, unseren Geist und unsere Individualität, um eins zu werden in der göttlichen Ekstase mit dem kosmischen Geist.»
    Goa Gil in Last Hippie Standing

    Jan und ich sind jetzt Nachbarn. Unsere wackligen Hütten aus Bambus und Sperrholz sind nur ein paar Meter voneinander entfernt. Auf meinem Balkon steht ein Plastikstuhl; wenn ich auf ihm sitze,

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