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Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)

Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)

Titel: Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Mattheis
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Konversation nicht so recht in Schwung. Ich bin müde und nicht in Redelaune, und Sam schmatzt und grunzt weiter vor sich hin. Er ignoriert den Typen in dem Poloshirt aktiv. Als die Sonne vollends im Boeung Kak versunken ist, taucht eine Gruppe Engländer auf und beginnt, ein Trinkspiel zu veranstalten.
    Der Typ im Poloshirt setzt sich zu den Engländern und findet dort schnell Anschluss, indem er grinst und trinkt und sagt: «Where are you from?»
    «England», antwortet die Gruppe im Chor.
    «England?», sagt der Typ im Poloshirt. «Ohhhhh, that’s great! Really, I love England!»
    Sam und ich sind uns einig, dass das ein verdammt blöder Ausspruch ist. Warum sollte jemand ein ganzes Land pauschal gut finden? Wo soll das aufhören, wenn man einmal anfängt, ganze Länder gut zu finden? Sagt man dann auch irgendwann: «Luft? Wahnsinn, finde ich total geil!» Oder: «Hey, du trinkst Wasser? Ich liebe Wasser!» Wasser, Luft und Länder sind viel zu allgemein, um sie gut zu finden. So etwas sagt man nur, wenn man sich einschleimen will. Der Typ in dem Poloshirt hat anscheinend genau das nötig. Sein Road-Status ist bei knapp über null angekommen. Wir sind der Meinung, er hat in diesem Land nichts verloren. So ein Typ gehört ins Trolleyland.
    Sam und ich schweigen einige Zeit in unseren Hängematten, dann murmle ich: «Drei Wochen … Lohnt sich doch überhaupt nicht. Wäre er mal lieber nach Ibiza oder Rimini geflogen, der Idiot.»
    Sam trägt noch immer seine Sonnenbrille, obwohl es längst finster ist. «Ich rede nicht mit Leuten, die weniger als drei Monate unterwegs sind. Urlauber beschäftigen sich doch überhaupt nicht mit dem Land, durch das sie reisen. Die kommen für drei Wochen, gehen in ein teures Hotel und machen eine organisierte Rundreise mit. Und außerdem: Wer nur drei Wochen wegfährt, hat doch bloß nicht die Eier, zu kündigen oder sich mal eine Auszeit zu nehmen.»
    «Und sie machen Leuten wie uns die Preise kaputt», pflichte ich ihm bei. «Die verballern 2000 Euro in drei Wochen, obwohl man mit 600 locker auskommen könnte. Die haben das ganze Jahr gearbeitet, und jetzt müssen sie das Geld loswerden, damit sie das Gefühl haben, die Arbeit hätte sich irgendwie gelohnt.»
    «Solche Typen müssen alles im Voraus planen. Die können sich gar nicht treiben lassen. Die müssen genau wissen, wann sie wohin fahren. Ich glaube, der da hat sogar seine Hotels im Voraus gebucht. Der kann jetzt nicht einfach nach Malaysia, selbst, wenn der das Geld hat. Der muss weiter in Kambodscha bleiben, weil er es eben vorher so geplant hat.»
    «So will man doch nicht reisen. Und wie umständlich das sein muss, ständig mit diesem Samsonite-Koffer herumzulaufen. Der kann einem doch leidtun, schon mal deswegen, weil er nur verarscht wird.»
    «Mit einem Sadhu durch den Himalaja laufen – das könnte der Typ ja gar nicht. Kein Sadhu nimmt einen Rollkoffer mit. Viel zu materialistisch!»
    Den Urlauber empfindet der Backpacker als Parasiten, als Nutznießer und als Pseudo, der mal schnell für zwei, drei Wochen den Hauch der großen Freiheit schnuppern will, um dann daheim damit angeben zu können, auch mal Backpacking ausprobiert zu haben. Der Backpacker ist der Meinung, der Urlauber störe und zerstöre mit seinen Kurztrips die Infrastruktur des Banana-Pancake-Pfads. Der Urlauber nämlich macht mit seinem ungleich höheren Budget die Preise kaputt, er feilscht nicht, er bezahlt, ohne zu zögern, jeden Preis, den ihm die Einheimischen nennen, und glaubt, ein Schnäppchen gemacht zu haben. Er ist faul, saturiert, hat zu viel Geld und keine Ahnung. Der Backpacker ist ein Straßenköter, der Urlauber ein überzüchtetes Schoßhündchen. Die meisten Backpacker sind der Meinung, Urlauber sollten unter ihresgleichen bleiben. Sie sollen nach Mallorca und Südfrankreich reisen, Pauschalurlaube in Ägypten und auf den Kanaren buchen, in abgeschlossenen All-inclusive-Clubs gepampert und auf organisierten Touren zu alten Tempeln geführt werden. Aber sie sollen nicht versuchen, auf dem Pancake-Pfad zu wandeln.
    Der Urlauber auf dem Pancake-Pfad ist ein blutiger Anfänger und wird es immer bleiben. Er ist der ewige Achtklässler, der sich in der großen Pause zu den Zehntklässlern zum Rauchen stellt und doch nur pafft. Der Backpacker straft den Urlauber deswegen im besten Fall mit freundlicher Ignoranz, auf jeden Fall aber doch mit Arroganz. Erst ab einer Reiselänge von drei Monaten wird der Reisende von der Community als

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