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Banatsko (German Edition)

Banatsko (German Edition)

Titel: Banatsko (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Kinsky
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Selbstbefreiungskünstler, der so dünn war, dass er sich zwischen den Stäben seines Käfigs, in dem er gefangen gehalten schien, hinauswinden konnte. Anschließend trug er den ganzen Käfig auf einer ausgestreckten Hand an der ersten Zuschauerreihe entlang. Das Publikum applaudierte, doch niemand wusste so recht, ob der Beifall dem vermutlich erduldeten Hunger, der Schlängelfertigkeit oder der Kraft gelten sollte, die der Künstler mit dem Hinaustragen seines eigenen Käfigs unter Beweis gestellt hatte.
    Am Himmel über dem Zelt leuchteten einzelne Sterne, als die Kunstreiterin auf ihrem Pferd in die Manege ritt. Wenn später von diesem Auftritt die Rede war, waren sich alle über ihre Schönheit einig. Später trat die Reiterin in verschiedenen Kleidern und Eigenschaften auf, auch als Beschwörerin einer großen Schlange. Betört von den spitzigen Lauten einer kleinen Flöte, wand sich diese müde um die Schultern der Kunstreiterin, ohne Anstalten zu machen, ihr ein Leid zuzufügen.
    Zum Schluss erschien ein Dompteur. Auf seiner Oberlippe saß ein schwarz gezwirbelter Schnauzbart, der seinem Gesicht etwas Feuriges verleihen wollte, während Pracht und Königlichkeit des Löwen das Publikum nun märchenhaft streifen sollten. Enttäuscht schrumpften die Herzen, als nur die Kunstreiterin, wieder in ihrer Akrobatentracht auf das Podest stieg, und man applaudierte nicht einmal, was man ihr doch geschuldet hätte, zumal sie Mut bewies, indem sie durch einen entflammten Reifen sprang und wohlbehalten mit einem Handstand in den Sägespänen landete. Damit war die Vorstellung beendet, doch der Triumph, den sich der Zirkusdirektor und seine Künstler beim Einzug in die Ortschaft ausgemalt haben mochten, blieb aus, ihre Verbeugungen aus der Manege gingen ins Leere, und das Publikum verzog sich nach einem dünnen, zerstückelt hallenden Applaus. Die meisten gingen in eine Kneipe, wo sie schwiegen oder murrten und tranken.
    ›Der Löwe ist tot, neues Programm‹ stand am nächsten Tag auf kleinen Zetteln an den Telegrafenmasten und Laternenpfählen. Doch niemand ließ sich von dieser Verheißung locken, es war plötzlich so, als sei es allein der Löwe, der den Zirkus zum Zirkus machte oder gemacht hätte, als hätten nur auf ihm Hoffnungen und Träume geruht, die nun zu Luft geworden waren.
    Es war auch kalt geworden, wohin man schaute, sah man Rauchwolken aus Gärten aufsteigen, um diese Jahreszeit wurde vieles verbrannt. Die Zündler standen dabei und beobachteten die Flammen, bis sie verzehrt hatten, was zu verzehren war, und in sich zusammensanken. Die Herbstfeuer waren gehorsam, sogar etwas scheu, wenn sie zu bloßer Glut geworden waren, breitete man Erde darüber.
    Die Zirkuskünstler lagen untätig im kühlen herbstfahlen Gras und blickten in die Wolken, während die Tiere aus ihren Käfigen knurzten und bellten, der Wind in den Wimpeln zauste und an der schlaffen Leine zwischen Zeltspitze und Zaunpfahl riss. Abends erstrahlten die Lichter, doch niemand kam. Neugierige lungerten mit ihren Fahrrädern in einiger Entfernung, wo sie schon fast in der hereinbrechenden Dämmerung versanken, und blickten zum Zirkuszelt, als wollten sie Zeugen einer Schlappe werden.
    Im Laufe eines kalten Regentags sackte das Zelt langsam in sich zusammen. Die Stangen knickten ein, die regentriefenden Seile hingen durch. Die Tiere schwiegen, die Artisten schauten aus den Türen ihrer Wagen in den grauen Tag hinaus und auf das immer tiefer sinkende Zelt. An diesem Abend kehrten sie alle im Wirtshaus ein. Der Regen rauschte leise. Die Zirkusleute tranken viel. Der Selbstbefreiungskünstler erhob sich und schlug mit der Hand auf den Schanktisch. Der Zirkus ist tot, rief er mit flacher Magerstimme. Seine Kollegen stimmten ihm kopfnickend zu, der Zirkus ist tot, ja, der Zirkus ist tot, murmelten sie durcheinander, und auch die anderen Gäste, die alle im Zirkus gewesen waren, nickten, als seien sie um Beipflichtung gefragt.

BATTONYA
    Die Maisstrohhaufen standen jetzt in drei Reihen auf dem Nachbarfeld. Ab und zu suchte der bucklige Nachbar seine Strohhaufen auf, machte sich zwischen ihnen zu schaffen und ging wieder. Ein Pferdefuhrwerk kam, und zwei Männer verluden die Maisstrohhaufen unter den Anweisungen des Buckligen auf die Ladefläche des Karrens. Sie hoben sie hoch wie Puppen und legten sie auf den Wagen. Erst nebeneinander, dann aufeinander. Die Pferde vor dem grünen Wagen stapften unruhig, als eines sich aufbäumen wollte, riefen die

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