Band 3 - Blutjagd
kicherte. In den umliegenden Häusern gingen die Lichter an, und Leute schielten hinter Vorhängen hervor. »Sie gehört rechtsgültig mir«, erklärte AI leichtfertig. »Ich bringe sie nur nach Hause.
Versuch es nicht mal.«
AI ging die Straße hinunter, und ich wusste nicht, ob ich nach Hilfe schreien oder einfach akzeptieren sol te, dass ich verloren hatte. Ein Auto näherte sich, und seine Scheinwerfer beleuchteten uns harsch. »Guter Hund«, murmelte AI, als wir mit gut drei Metern Abstand an David vorbeigingen. Im Licht der Straßenlampen sah ich, wie er seinen Kopf beugte, und ich fragte mich schon, ob er aufgegeben hatte, weil er wusste, dass er nichts tun konnte. Doch dann hob er den Kopf wieder und folgte uns.
»David, du kannst nichts tun. David, nein!«, rief ich, als sein langsamer Trab plötzlich in vol en Galopp wechselte. Seine Augen zeigten nichts als Mordlust, als er genau auf mich lossprang. Sicher, ich wol te nicht ins Jenseits gezogen werden, aber eigentlich wol te ich auch nicht sterben.
Fluchend drehte AI sich um. »Vacuefacio«, sagte er und streckte eine Hand aus.
Ich wand mich auf seiner Schulter, um etwas zu sehen. Ein schwarzer Bal aus Energie schoss aus seiner Hand und beendete Davids stil e Attacke ungefähr einen halben Meter vor uns. Davids riesige Pfoten gruben sich noch in den Schnee, aber er rannte genau hinein. Mit einem Kläffen wurde er zurückgeworfen und rol te in einen Schneehaufen.
Es roch kurz nach versengten Haaren.
»David!«, schrie ich hilflos und fühlte nichts von der Kälte, die mich umgab. »Geht es dir gut?«
Ich jaulte auf, als AI mich auf den Boden fal en ließ und mit einer vierschrötigen Hand so fest meine Schulter packte, dass ich sofort wieder vor Schmerzen aufschrie. Die dicke Schicht von zusammengepresstem Schnee unter mir schmolz, und mein Hintern wurde taub von dem Schmerz und der Kälte. »Idiot«, murmelte AI sich selbst zu. »Du hast einen Familiaris, warum bei der Asche deiner Mutter benutzt du ihn nicht?«
Er lächelte mich an, und seine dichten Augenbrauen hoben sich in Vorfreude. »Bereit für die Arbeit, Rachel, Liebes?«
Mein Atem gefror mir im Hals. Angsterfül t starrte ich zu ihm hoch und fühlte, wie mein Gesicht bleich wurde und meine Augen sich weiteten. »Bitte nicht«, flüsterte ich.
Er grinste nur umso breiter. »Halt das für mich«, sagte er lässig.
Ein Schmerzensschrei drang aus meiner Kehle, als AI eine Linie anzapfte und ihre Stärke in mich schießen ließ. Meine Muskeln verspannten sich, und Krämpfe schüttelten mich, bis mein Gesicht auf das Pflaster knal te. Ich brannte. Ich rol te mich in einer fötalen Haltung zusammen und hielt mir die Ohren zu. Schrei um Schrei ertönte, und ich konnte sie nicht ausblenden. Sie schlugen gegen mein Bewusstsein und waren das Einzige, was ich als real wahrnehmen konnte außer den Höl enqualen in meinem Kopf. Die Macht der Linie fuhr durch mich wie eine Explosion, fül te mein Innerstes und floss in meine Arme und Beine über. Mein Hirn fühlte sich an, als hätte es jemand in Säure gebadet, und die ganze Zeit quälte dieses schreckliche Gebrül meine Ohren. Ich stand in Flammen. Ich brannte.
Plötzlich ging mir auf, dass die Schreie aus mir kamen.
Heftige, tiefe Schluchzer nahmen ihren Platz ein, als es mir gelang, aufzuhören. Ein unheimliches, wehklagendes Heulen erhob sich, und schließlich schaffte ich es, auch das zu stoppen. Keuchend öffnete ich die Augen. Meine Hände waren bleich und zitterten in dem Licht eines Autos. Sie waren nicht verbrannt. Der Geruch von verschmortem Bernstein kam nicht daher, dass meine Haut langsam verkohlte. Das al es war nur in meinem Kopf.
Oh Gott. Mein Kopf fühlte sich an, als wäre er an drei Orten gleichzeitig. Ich hörte al es zweimal, roch al es zweimal und hatte Gedanken, die nicht mir gehörten. AI wusste al es, was fühlte, al es, was ich dachte. Ich konnte nur beten, dass ich Nick nicht dasselbe angetan hatte.
»Besser?«, fragte AI, und es riss mich zurück, als wäre ich mit der Peitsche geschlagen worden, weil ich seine Stimme gleichzeitig mit meinen Ohren und in meinem Kopf hörte.
»Nicht schlecht«, sagte er und zerrte mich auf die Füße, ohne dass ich Widerstand leistete. »Ceri ist in Ohnmacht gefal en, als sie nur halb so viel hielt, und es hat drei Monate gebraucht, bis sie aufgehört hat, dieses schreckliche Geräusch von sich zu geben. Komm mit, Rachel, Liebes.« AI hatte klar erkennbar gute Laune, als er mich
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