Band 4 - Blutpakt
ich, dass sie schon seit geraumer Zeit für ein gemeinsames Ziel verbunden waren. Viel eicht sogar seit Wochen, aber auf jeden Fal seit mehreren Tagen.
Verwirrt ließ ich das zweite Gesicht wieder fal en und begann meine Dehnübungen. Ich spreizte die Beine, beugte mich in der Hüfte und streckte meine Hände der festgetretenen Erde des Bodens entgegen. Ich musste einen Weg finden, die Bindung zu brechen, sonst würde ich heute eine Wiederholung von Karen erleben, nur ohne das Happy End.
Mein Hintern stand in die Höhe, und nur meine dünnen, schwarzen Hosen lagen zwischen mir und ihren Fantasien.
Ich richtete mich langsam auf, als ich ein unhöfliches Lachen hörte. Ich drehte mich zu Jenks um. Sie hatten ihm erlaubt, sich das Blut abzuwaschen, und seine blonden Haare lagen in sanften Locken um seinen Kppf, was seine grünen Augen besonders hervorhob. Er hatte die Lider zusammengekniffen und stand ausnahmsweise einmal absolut bewegungslos. Ich glaubte nicht, dass es etwas mit der bewaffneten Wache zu tun hatte. Tatsächlich war ich überrascht, dass er überhaupt hier war, aber er war eine prächtige Unterhaltung und in gewisser Weise selbst ein Ausstel ungsstück. Außerdem konnte ich ihr Selbstbewusstsein verstehen. Selbst wenn wir flohen, wie sol ten wir einer Survival-Gruppe, verschiedenen Straßengangs und Wer-wölfen mit Kreditkarten entkommen?
So ungefähr das Einzige, was ich als Plus verbuchen konnte, waren meine rudimentären Kraftlinienfähigkeiten, die in Walters Bericht nicht aufgetaucht waren. Laut diesem Bericht war ich eine reine Erdhexe, und nachdem ich bis jetzt keinen Schutzkreis errichtet oder die Wölfe mit irgendetwas anderem angegriffen hatte als Erdzaubern, hatten die Tiermenschen keine Ahnung, dass ich auch mit den Linien arbeiten konnte. Das war gut. Sonst hätten sie mir eines von diesen scheußlichen schwarzen Kabelbinder-Armbändern verpasst, aus Angst, dass ich durch meinen Vertrauten eine Kraftlinie anzapfen würde, um sie al e in Kröten zu verwandeln. Dass ich keinen Vertrauten hatte, war völ ig egal.
Das Band würde mich trotzdem absolut hilflos machen und mir die Energie nehmen, die ich in meinem Chi und in meinem Kopf gespeichert hatte. Und ich wol te sie nutzen können.
Ich schaute auf meine Füße und unterdrückte einen nervösen Schauder. Ich wol te Jenks seine richtige Größe zurückgeben, bevor das al es anfing. Jax wartete im Hotel, und solange es warm war, konnte Jenks zurückfliegen und sie konnten hier verschwinden. Das war nicht länger eine Rettungsmission, sondern mehr eine Bergung.
Aufregung breitete sich unter den umstehenden Tiermenschen aus - sie rieb wie Schleifpapier über meine Aura, jetzt wo ich mir der Macht um mich herum bewusst war -, und ich folgte ihren Blicken dorthin, wo Pam gemächlich in unsere Richtung kam. Ihr roter Morgenmantel flatterte über ihren nackten Füßen, und ihre Haare wehten um sie herum. Sie sah exotisch aus und wandelte unter den Bäumen, als gehörte sie der Erdmutter. Meine Muskeln verspannten sich, und ich mied ihren Blick, als ich für ein paar letzte Worte zu Jenks ging.
»Stopp!«, bel te einer seiner Wächter, bevor ich einen Meter zurückgelegt hatte, und ich erstarrte.
»Jetzt mach mal halblang«, sagte ich laut, als ob ich nicht innerlich zittern würde. »Was, beim Wandel, glaubst du denn, dass ich tun werde?«
Pams Stimme ertönte, vol er Spott, von dem ich mir nicht sicher war, ob er gegen mich oder die Männer mit den Waffen gerichtet war. »Lasst sie mit ihm sprechen«, befahl sie. »Es ist viel eicht das letzte Mal, dass sie al ihre Sinne beisammenhat.«
Wie nett, dachte ich, aber die Bedrohung durch ihren Arzt mit seinen Nadeln ließ mich schweigen.
Pam hielt vor zwei anderen Frauen an. Sie sahen sich nicht ähnlich genug, um Freundinnen zu sein. Die größte trug ein gut eingetragenes Lederoberteil und klassische, zerrissene Jeans, und die andere hatte ein unpassendes Kostüm mit hochhackigen Schuhen an. Die Gäste-Alphas, nahm ich an.
Die vier Männer um Jenks hatten ihre Waffen ein wenig gesenkt, und ich schob mich an ihnen vorbei. Mir fiel es langsam leichter, die auf mich gerichteten Mündungen zu ignorieren, obwohl ich gestresster war als Ivy auf ihrem letzten Blind Date. »Jenks, ich wil dich wieder klein machen.«
Seine Sorge verwandelte sich in Unglauben. »Warum, zur Höl e?«
Ich zog eine Grimasse und wünschte mir, die Wachen könnten das nicht hören. »Du kannst zurück zum Festland
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