Band 4 - Blutpakt
du?«, fragte ich, gleichzeitig peinlich berührt und stolz, weil ich inzwischen gelernt hatte, dass ich um Hilfe bitten konnte, wenn ich sie nötig hatte. Und ich hatte sie nötig.
Sie nickte. Ich atmete auf und griff nach meinem Glas.
»Danke«, sagte ich leise.
Die Idee, dass ich viel eicht al es aufgeben musste, um für den Rest meines Lebens unterzutauchen, jagte mir eine Angst ein, die ich bei einer Todesdrohung niemals empfunden hatte. Ich mochte mein Leben, und ich wol te es nicht aufgeben müssen, um nochmal neu anzufangen. Es hatte mich zu lange gekostet, Freunde zu finden, die es mit mir aushielten, auch wenn ich etwas Dummes tat. Wie zum Beispiel eine einfache Befreiungsaktion in einen Machtkampf zwischen verschiedenen Spezies zu verwandeln.
Ivy hob in einem halben Achselzucken eine Schulter und griff unter dem Tisch nach ihrer Papiertüte. »Wil st du deine Post?«, fragte sie, »wo ich sie schon den ganzen Weg hierher mitgenommen habe?«
Sie wechselte das Thema, aber ich hatte auch nichts dagegen. »Ich dachte, du hättest Spaß gemacht«, sagte ich, als Ivy die Tüte auf den Tisch stel te. Ich zog sie näher zu mir.
Jenks und Jax waren aufgeregt, weil sie etwas auf der Liste gefunden hatten, und die Leute in der Bar hatten es aufgegeben, sie verstohlen aus dem Augenwinkel zu beobachten, sondern starrten stattdessen offen. Zumindest schauten sie nicht uns an.
»Es ist das Paket, das mich neugierig macht«, erklärte Ivy und warf einen Blick zu Nick und Jenks, die auf den Bildschirm zeigten.
Ich kippte al es auf den Tisch und steckte dann die klar zu erkennende Danke-dass-sie-mir-den-Arsch-gerettet-haben-Karte zusammen mit der Versicherungsrechnung von Davids Firma und einem Saatgutkatalog zurück in die Tüte. Übrig blieb ein in Packpapier gewickeltes Paket von der Größe von zwei Fäusten. Ich musterte die Handschrift genauer, und meine Augen schössen zu Nick in der Ecke. »Es ist von Nick«, sagte ich und griff mir ein Messer. »Was hat er mir geschickt, wenn er doch geglaubt hat, dass ich tot bin?«
Ivys Gesicht zeigte eine Verachtung, die sich klar gegen Nick richtete. »Ich würde darauf wetten, dass es das ist, wohinter die Werwölfe her sind. Ich hatte schon vermutet, dass es seine Handschrift ist, aber ich war mir nicht sicher.«
Nick stand mit seinem Shake in der Hand hinter Jenks und las die Liedertitel. Ich war mir seiner Anwesenheit nur al zu bewusst, als ich das Paket vom Tisch nahm und auf meinen Schoß legte. Mein Herz schlug schnel er, und ich löste hastig die äußere Verpackung. Mit kalten Fingern öffnete ich die Schachtel und zog eine schwere Tasche hervor, die mit einer Kordel verschlossen war.
»Da ist Blei eingearbeitet«, sagte ich, als ich die geschmeidige Schwere des Stoffes spürte. »Es ist in Blei verpackt, Ivy. Das gefäl t mir nicht.«
Beiläufig lehnte sich Ivy vor und blockierte damit Nicks Blickfeld. »Also, was ist es?«
Ich leckte mir über die Lippen, zog den Beutel auf und spähte hinein, um dann zu beschließen, dass es eine Statuette war. Vorsichtig berührte ich sie und spürte, dass sie kalt war. Etwas mutiger zog ich sie hervor, und stel te sie auf den Tisch zwischen uns. Dann starrte ich sie an und wischte mir die Hände an den Jeans ab.
»Das ist. . wirklich hässlich«, verkündete Ivy. »Ich finde es hässlich.« Ihre braunen Augen huschten zu mir. »Ist es hässlich, oder nur seltsam?«
Ich bekam eine Gänsehaut und unterdrückte ein Schaudern. »Ich weiß es nicht.«
Die Statue war gelblich, und fleckige Streifen zogen sich darüber. Ich vermutete, dass sie aus Knochen war. Sehr alter Knochen; sie hatte ein kaltes Gefühl an meinen Händen hinterlassen, wie Bein es tat. Sie war ungefähr zehn Zentimeter hoch und genauso tief. Und sie fühlte sich irgendwie lebendig an, wie ein Baum, oder ein Tel er schimmliger Käse.
Ich runzelte die Stirn, als ich versuchte, herauszufinden, was die Statue darstel te. Mit spitzen Fingern drehte ich sie, und mir entkam ein angewidertes Geräusch: Die andere Seite zeigte eine Schnauze, die wie in Schmerzen verzogen war.
»Ist es ein Kopf?«, riet ich.
Ivy stützte die El bogen auf den Tisch. »Nehme ich an.
Aber die Zähne. . Das sind doch Zähne, oder?«
Ich schüttelte mich, und mir lief es kalt den Rücken runter.
»Oh«, flüsterte ich, als mir aufging, woran es mich erinnerte.
»Es sieht aus wie Pam, als sie gerade mitten in ihrer Verwandlung war.«
Ivy schaute mir in die Augen und starrte
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