Band 4 - Blutpakt
Schultertasche nach vorne, um meine Geldbörse hervorzuholen. Das war der Grund, warum ich einen Hexengarten hatte -und einen Pixieclan, der sich darum kümmerte. Kraftlinienmagie war nicht nur doof, sondern auch teuer, wenn man nicht seine eigenen Schweineembryonen hatte, aus denen man Kerzen machen konnte. Nur dieses eine Mal.
Ivy schob ihre zwei Sachen nach vorne, schaute der Besitzerin direkt in die Augen und sagte deutlich: »Setzen Sie es auf meine Rechnung. Ich brauche noch drei Unzen Spezial K. Medizinische Güteklasse, bitte.«
Ich öffnete die Lippen und lief rot an. Special K. Das war Cincy-Slang für Brimstone, und das K stand natürlich für Kalamack.
Die Frau al erdings zögerte nur kurz. »Sie sind nicht von der I.S. oder?«, fragte sie wachsam.
»Nicht mehr«, murmelte Ivy, und fassungslos wandte ich den beiden den Rücken zu. Ivy fand nichts Schlimmes an einer il egalen Droge, welche die Vampirgesel schaft für ungezählte Jahre gesund und intakt gehalten hatte, aber dass sie die Droge vor mir kaufte, war mir irgendwie unangenehm.
»Ivy«, protestierte ich, als die Frau wieder ins Hinterzimmer verschwand. »Trents?«
Ivy warf mir mit hochgezogenen Brauen einen langen Blick zu. »Das ist die einzige Sorte, die ich kaufe. Und ich muss meine Vorräte aufstocken. Du hast sie aufgebraucht.«
»Ich nehme nichts mehr«, zischte ich. Dann richtete ich mich auf, als die Frau mit einem mit Abdeckband verklebten Paket von der Größe ihrer Handfläche zurückkam.
»Medizinisch?«, fragte sie und warf einen Blick auf die Aphrodisiakum-Flasche. »Wenn Sie es da drin aufbewahren, werden Sie wahrscheinlich diejenige sein, die medizinische Behandlung braucht.«
Ivys Gesicht wurde vor Überraschung ausdruckslos, und ich zog meine Tasche vom Tresen, bereit zur Flucht. »Das ist eine Aphrodisiakum-Flasche«, sagte ich. »Nimm dir nichts, wovon du nicht weißt, was es ist - Alexia.«
Ivy sah so unschuldig aus wie ein Welpe, als sie das Paket in ihre offene Handtasche fal en ließ.
Die Frau lächelte uns an. Ivy zählte dreizehn Hundert-Dol ar-Scheine ab und reichte sie gelassen über den Tresen.
Ich blinzelte. Heilige Scheiße. Kalamacks medizinisches Zeug war dreimal teurer als das, was man auf der Straße bekam.
»Behalten Sie das Wechselgeld«, verkündete Ivy, nahm meinen El bogen und führte mich zur Tür.
Zwölfhundert Dol ar? Ich hatte in weniger als vierundzwanzig Stunden Drogen im Gegenwert von zwölf hundert Dol ar geschluckt? Und da war Jenks' Beitrag noch nicht mit eingerechnet. »Ich fühle mich nicht gut«, sagte ich und legte eine Hand auf meinen Bauch.
»Du brauchst nur frische Luft.«
Ivy führte mich durch den Laden und nahm mir meine Tasche ab. Ich hörte das Bimmeln der Tür und fühlte eine kühle Brise auf der Haut. Auf der Straße war es dunkel und kalt, und das passte perfekt zu meiner Laune. Hinter uns horte man das Klicken eines geölten Schlosses und das geschlossen«-Schild ging an. Die Öffnungszeiten des Ladens waren angegeben von Mittag bis Mitternacht, aber nach einem Verkauf wie diesem hatte sie sish wahrscheinlich einen frühen Feierabend verdient.
Ich stützte mich mit einer Hand auf einer Bank ab und setzte mich dann. Ich wol te nicht riskieren, in Kistens Corvette zu kotzen. Sie war das einzige Gefährt, in dem wir noch durch die Stadt fahren konnten, nachdem man Nicks Truck bei der Flucht von einem Unfal ort gesehen hatte und weder Ivy noch ich in den Van wol ten.
Dreck. Meine Mitbewohner verwandelten mich in einen Brimstone-Junkie.
Ivy ließ sich elegant neben mir nieder und beobachtete aufmerksam die Straße. »Der medizinische Gütegrad wird sechsmal aufgearbeitet«, erklärte sie, »um die emotionalen Stimulantia, die hal uzinogenen Wirkstoffe und einen Groß-
teil der Neurostimulatoren herauszufiltern und nur die Wirkstoffe übrig zu lassen, die den Grundumsatz steigern.
Genau genommen ist die chemische Struktur so verändert, dass es nicht mehr Brimstone ist.«
»Das hilft mir nicht wirklich«, sagte ich und senkte den Kopf zwischen die Knie. Auf dem Bürgersteig klebte ein Kaugummi, und ich trat mit dem Zeh dagegen, nur um fest zustel en, dass er durch die Kälte zu einem unbeweglichen Batzen eingetrocknet war. Einatmen: Eins, zwei, drei.
Ausatmen: eins, zwei, drei, vier.
»Wie wäre es dann mit: Hättest du ihn nicht genommen, dann lägest du jetzt im Bett und brauchtest Jenks' Hilfe, um aufs Klo zu kommen?«
Ich hob den Kopf und atmete tief ein.
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