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Bankster

Bankster

Titel: Bankster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudmundson
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in seinem Mundwinkel hatte. Sie war gefährlich lang geworden und bog sich. Ich sagte, dass ich die Islandglocke und auch den Weber kaufen wolle, trotz allem, und fragte nach Sein eigener Herr, weil ich es nirgends sehen konnte, das einzige Buch von Laxness, das ich gelesen hatte. Er ging die Bücher durch, ohne es zu finden. »Dann müssen wir nach vorne gehen.« Ich folgte. Der trockene Zigarettenqualm setzte sich in meiner Nase fest. »Hier im Raritätenregal haben wir ein ganz besonderes Exemplar. Die Originalausgabe, neuer Ledereinband, in blutrote griechische Ziegenhaut eingeschlagen, schau hier, Vollleder und alles vergoldet.« Das Raritätenregal war prächtiger als alle anderen Regale, eine mit Schnitzereien verzierte Antiquität, vielleicht aus Eiche, und bevor ich mich versah, hatte ich Bücher in den Händen, wie ich schönere noch nie gesehen hatte. »Ohne Bjartur und Asta Sollilja kann ich einfach nicht gehen, nicht wahr?« Er musste nichts sagen. In Gedanken hatte ich schon die Karte gezückt, den Beleg unterschrieben und war zu Hause angekommen, um dort diesen nagelneuen Ledereinband zu befühlen, der so leuchtend rot war, dass meine Speichelproduktion schlagartig zunahm, ich lag zu Hause, blätterte die vergoldeten, dicken Seiten durch und überlegte, ob ich zu diesen edel gebundenen Worten lieber Kaffee oder Cognac trinken sollte, wenn nicht beides, während wir dort am Raritätenregal standen und ich aus dem Augenwinkel die Räucherstäbchen qualmen sah.

04.12. – Donnerstag

    Überraschung! Íris hat angerufen. Meine Hände und Füße wurden eiskalt, als wir uns unterhielten, und die Frühstückslust war mir vergangen. Sie fragte, ob ich bereit sei, befristet wieder zu arbeiten, sie war sehr deutlich, als sie »befristet« sagte, erwähnte aber, dass daraus später vielleicht wieder eine feste Stelle bei der Landsbanki werden könnte. Ich fragte sie, ob sie damit meinte, dass ich bis zum Ende meiner Kündigungsfrist weiterarbeiten solle. »Ja, im Grunde schon.« Dann erzählte sie, wie riesengroß das Projekt geworden sei und dass ich ganz sicher bis in den Frühling oder Sommer hinein gebraucht würde. Sie will mich bei einem Sonderprojekt der Insolvenzverwaltung einsetzen. Ich soll die Gruppe unterstützen, die gerade das Eigentum schätzt, ich soll Unternehmen analysieren, mit denen ich seinerzeit viel zu tun hatte, und deren Wert schätzen … Zum Glück ist in meinem Kopf noch alles frisch, ich soll morgen um Punkt 9 Uhr anfangen.
    Und da dachte ich gerade noch, dass ich über Harpas Reaktion schreiben muss, als sie gestern die neusten Bücher in unserer Sammlung entdeckt hat, insbesondere den Preis auf Sein eigener Herr. Er war mit Bleistift auf die allererste Seite geschrieben, was ich erst bemerkte, als Harpa mich darauf aufmerksam machte. Ich fand 48 000 Kronen eigentlich nicht zu viel für einen Herrn seiner selbst in Festtagskleidung. »Mist, wir haben bestimmt keinen Radierer«, war das Einzige, was ich herausbrachte.
    Später
    Alles oder nichts! Der Personalchef der Firma, der ich meine Bewerbung geschickt habe, will mich morgen um 10:45 Uhr sprechen. Alles oder nichts, und alles ist möglich!
    Ich hatte schon ganz vergessen, wie ermutigend es ist, gefragt zu sein, was ich ja nicht wirklich bin – aber immerhin tut sich etwas.

05.12. – Freitag

    Jetzt arbeite ich wieder, habe schon einen Mitarbeiterausweis und einen Schreibtisch am Fenster. Auf dem Ausweis ist dasselbe Foto wie auf dem alten, aber das Fenster, an dem ich sitze, ist ein anderes. Ich sehe jetzt nicht mehr aufs Meer, sondern in einen Innenhof voller Lüftungsrohre, riesengroße Zinnpilze.
    Die Leute haben mich gut aufgenommen, und irgendwer hat etwas von einem Bier nach der Arbeit oder Essengehen in der Mittagspause gesagt. Als ich auf dem Flur der Obstfrau begegnet bin, war sie erstaunt und fröhlich, hat gesagt, dass es schön sei, mich wiederzusehen, und gefragt, ob sie damit rechnen könne, dass ich wie »in alten Zeiten« Obst für die Abteilung hole. Ich antwortete, dass es gut möglich sei, dass ich mich mit dem Bastkorb bei ihr blicken ließe.
    Aber dann musste ich auch schon zum Bewerbungsgespräch. Ich habe Íris mitgeteilt, dass ich mal kurz weg müsse. Sie meinte, dass das »okay« sei, nur zur Versammlung um ein Uhr solle ich zurück sein.
    Später
    Jetzt habe ich das Gespräch hinter mir. Ich kann nicht sagen, wie es gelaufen ist – oder doch, es lief ziemlich schlecht. Habe sogar fast vergessen,

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