Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)
aus dem tiefen Kratzer auf ihrer Brust und dem Bauch.
Atalanta drehte sich um und beachtete erstmals die blutigen Wunden. Dann sah sie zum Dämon. »Du wolltest sie gar nicht umbringen.«
»Ich …« Der Dämon wechselte die Position, so dass er hinter Callia war. »Sie hat sich gewehrt.«
Atalantas Augen wurden noch eisiger. »Du wolltest sie als Druckmittel benutzen.« Sie kam wieder näher. »Hattest du vor, dir einen Erben zu machen?«
Der Dämon ließ Callias Arm los und trat einen Schritt zurück, beide Hände vor sich in die Luft gestreckt. »Nein, meine Königin. Natürlich nicht. Ich wollte sie zu dir bringen.«
In Callias Kopf schrillten Alarmglocken.
»Lügner!« Atalantas Hand schnellte vor. Rasch duckte Callia sich auf dem Tisch und schirmte ihren Kopf mit beiden Armen ab. Da schoss auch schon ein Energieschwall aus Atalantas Handfläche und traf den Dämon mitten in die Brust. Er flog nach hinten und krachte in den Vorratsschrank an der hinteren Küchenwand. Die Regale zersplitterten und fielen herunter. Töpfe und Pfannen polterten auf den Dämon und den Holzboden um ihn nieder. Stöhnend versuchte er, sich wieder aufzurichten, konnte es aber nicht.
»Ich bin die einzige Herrscherin in dieser Welt. Nicht einmal die Götter können mir etwas anhaben.« Atalanta ging am Tisch vorbei und feuerte noch einen Energieschwall auf den Dämon ab.
Er stöhnte und wand sich. »Meine Königin.«
Inzwischen stand sie über ihm, ihr Gesicht vor Zorn noch weißer. »Ich bin die einzige Königin, die du kennst. Meine Gnade hat dich gerettet, Thanatos. Und dein Verlangen nach Macht ist dein Todesurteil.«
Sie feuerte erneut. Callia krümmte sich und hielt ihre Ohren zu, um die albtraumhaften Schreie auszusperren. Der Gestank von brennendem Fleisch füllte den Raum. Erst als sie den Qualm bemerkte, der aus der Küche kam, wurde Callia bewusst, dass Atalanta abgelenkt war, sie mithin eine einmalige Chance zur Flucht hatte.
Sie nahm ihre Hände herunter. Schmerz strahlte von den Kratzwunden über ihren gesamten Torso, und Schweiß rann ihr über die Schläfe. Noch ehe sie es geschafft hatte, vom Tisch wegzukommen, war Atalanta vor ihr.
Atalanta streckte ihr eine Hand hin. Zunächst erstarrte Callia, rechnete mit einem Energieschwall, der sie in zwei Hälften sprengte, doch sie konnte ja nirgends hin.
Atalantas Hand war direkt vor ihren Bauch und der Brust. Genau wie Callia selbst es unzählige Male bei ihren Patienten getan hatte, schloss Atalanta nun ihre Wunden von innen nach außen. Scharfe Schmerzstiche pulsierten um die tiefen Kratzer, und sie rang nach Atem. Der Schmerz sammelte sich, bis alles an einem winzigen Punkt war und herausgezogen wurde wie eine Nadel, die einen Faden führte. Was blieb, war nur ein leichtes Ziepen. Verblüfft sah sie an sich hinab, wo sich die Wunden vor ihren Augen schlossen.
Langsam blickte sie wieder auf. Atalantas Augen waren geschlossen, wie Callias, wenn sie heilte. Und obwohl es völlig irrsinnig war, empfand sie eine bizarre Verbundenheit mit der anderen. Zwei Heilerinnen. Zwei Frauen. Zwei Mütter.
Plötzlich verzog die Halbgöttin das Gesicht und riss ihre Hand zurück. Ihre pechschwarzen Augen flogen auf und fixierten Callia. »Ich verstehe, was du und die anderen geplant habt, Eirene.«
»Was?« Instinktiv wusste Callia, dass was auch immer die Halbgöttin gesehen haben mag, nicht gut war. »Ich …«
Atalanta lief drei Schritte zurück und griff sich an die Brust. Ihr Gesicht rötete sich, als sie an dem Stoff ihres Kleides zurrte und unvermittelt innehielt. Vor lauter Wut färbte sich ihr Teint fast lila. »Maximus!«
Ihr Schrei brachte die Hütte zum Erbeben.
Dann wandte sie sich ruckartig wieder Callia zu. »Dich zu töten, würde gleich zwei Probleme lösen. Du und dein Wächter, ihr werdet für Maximus’ Verrat zahlen.« Die Halbgöttin streckte ihre Hand aus, mit der sie den Dämon zu Staub verbrannt hatte, und nun hatte sie eindeutig nicht vor, Callia zu heilen. Aus ihrer Miene sprach blanke Mordlust.
Oh verdammt!
Callia wappnete sich. Wäre sie doch nur bei Zander in der Höhle geblieben! Sie schrie.
Das Licht wurde stärker. Als sie zu einer Lücke zwischen den Bäumen kamen, erkannte Zander, dass Titus recht gehabt hatte. Der gelbliche Schein kam aus den Fenstern einer Hütte. Er blinzelte, um es genauer zu erkennen. War Callia verzweifelt genug, dass sie sich menschliche Hilfe suchte?
»Kommt drauf an, wie sauer du sie gemacht hast«, sagte
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