Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht
zeigte sich nicht ein Wölkchen. Die ausgedörrte Erde dürstete nach Regen, der nicht kam. Der Herr von Swanhouse Plantation hatte immer noch nichts von sich hören lassen, und die Nachrichten von den Kriegsschauplätzen waren alles andere als ermutigend. Immer noch hielten die Engländer den Süden besetzt, und ein Ende des Krieges war nicht abzusehen. Schon kämpfte sich General Cornwallis quer durch Virginia, und sollte er es ganz erobern, würde es mit der jungen Union von Nordamerika ein trauriges Ende nehmen.
Royal Routhland hatte Enchantress eine Weile über das trockene Grasland geritten und wollte vor den Stallungen aus dem Sattel steigen, als Tobias herausgelaufen kam.
„Der Duke ist hier und möchte Sie sehen“, verkündete der Alte und hob die junge Frau vom Pferd. Sie lächelte und lief zum Haus. Auf den Stufen stand Preston Duke of Chiswick und streckte ihr die Arme entgegen.
„Ich war schon ganz außer mir, weil Sie nirgends zu finden waren“, rief er und zog Royal an sich. „Keiner in Savannah konnte mir sagen, wo Sie sich befanden, bis ich endlich heute morgen hierherritt. Es war sehr vernünftig, die Stadt zu verlassen.“
Royal führte den unerwarteten lieben Gast mit sich auf die Veranda und lächelte ihm freundlich zu. „Ich freue mich, daß es Ihnen gutgeht, Preston. Sie sehen prächtig aus. Überhaupt dachte ich, Sie seien längst auf dem Weg in die Heimat.“
„Dort war ich bereits, aber der Premierminister wollte, daß ich wieder herübersegelte, und ich hatte auch einen persönlichen Grund dafür. Die Sache steht gar nicht gut hier. Ich soll mich mit General Cornwallis besprechen. Er ist mit den Truppen in Virginia. O Royal, ich bin es so leid, mich mit Generälen herumzuschlagen, die glauben, man könne Kriege mit gescheiten Reden und den allerdümmsten Taten gewinnen“, sagte der Duke spöttisch.
Royal rückte zwei Korbstühle an die Brüstung der Veranda, von wo aus man einen schönen Blick auf den Fluß hatte, und setzte sich.
„Nehmen Sie Platz, Preston. Und seien Sie vorsichtig. Vertrauen Sie mir keine strategischen Geheimnisse an.“
Er ließ sich in einen Stuhl fallen und ergriff ihre Hände. „Warum nicht?“ fragte er verblüfft. „Wir haben uns doch oft genug über diesen Krieg unterhalten.“
„Damals glaubte ich noch, auf der Seite der Engländer zu stehen.“
Er schaute sie verwundert an und runzelte die Stirn. „Und seit wann ist das nicht mehr so, Royal?“
„Vielleicht war es nie wirklich so, Preston, und ist mir erst spät bewußt geworden.“
In ihrem Blick las er die Wahrheit.
„Aber das ändert doch nichts zwischen uns beiden“, sagte er unsicher. „Sobald dieser Krieg zu Ende ist, nehme ich Sie mit mir zurück nach England als meine Frau.“
Seine Miene verriet so viel innige Liebe, daß es Royal das Herz abdrücken wollte, ihm zu sagen, was gesagt werden mußte.
„Nein, Preston, das geht nicht.“
„Ich weiß, meine Mutter hat Sie sehr verletzt. Sie hat mir alles gebeichtet. Aber jetzt ist alles anders. Sie wünscht sich sehr, in Ihnen eine zweite Tochter zu finden, Royal. Sie ist mit unserer Eheschließung einverstanden.“
„Darum geht es nicht, Preston. Ich kann nicht Ihre Frau werden, weil ich mit Damon Routhland verheiratet bin.“ Unter seinem ungläubigen Blick bekräftigte sie: „So ist es, Preston.“
„Aber ich verstehe nicht. Wir, Sie und ich, ich meine, wir …“
Royal schüttelte den Kopf. „Nein, Preston, selbst wenn ich nicht Damons Frau wäre, hätte ich nicht die Ihre werden können. Ich liebe Sie nicht so, wie Sie es verdienen, Preston.“
Er wandte den Kopf ab, bemüht, des in ihm tobenden Aufruhrs Herr zu werden. Seine Stimme brach, als er zum Sprechen ansetzte. „Damon ist ein großartiger …“
Traurig schaute Royal ihn an. Tränen glitzerten in ihren blauen Augen. Es tat ihr so weh, ihm Schmerz zufügen zu müssen. „Sie sind einer der liebenswertesten Menschen in meinem Leben. Und mit einem Teil meines Herzens werde ich Sie immer lieb behalten. Aber ich liebe Sie nicht, wie eine Frau einen Mann liebt. Und ich wünsche Ihnen, daß Sie eines Tages eine Frau finden werden, die das für Sie empfindet, was ich für Damon fühle.“
Er hob die Hand und ließ sie mutlos sinken, sah Royal an, die unter Tränen lächelte. „Ich kann Damon nur beneiden. Alles möchte ich geben dafür, daß ich es wäre, den Sie lieben können.“ Wie gern hätte er sie an sich gerissen und nie mehr losgelassen! Er sprang
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