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Barbarendämmerung: Roman (German Edition)

Barbarendämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Barbarendämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Drache war abgrundtief hässlich. Der Barbar konnte sich nicht erinnern, jemals ein hässlicheres Lebewesen erblickt zu haben. Der Leib war faltig und bräunlich und verströmte diesen widerlichen Geruch, der hier überall umherwaberte. Der Bauch gleichzeitig geschwollen und wabbelig. Die Flügel aus Haut, wie bei den kleineren Flederwesen, nur um ein Vielfaches dicker und auch borstiger. Auf einem dünn und ältlich wirkenden Hals hing ein viel zu massiver kahler Schädel mit endlos langem Schnabel. Aus dem Schnabel ragten gelbe, krumme Zähne. Die Triefaugen glotzten gelblich und kränklich. Das gesamte Ungeheuer – hoch aufgerichtet vielleicht anderthalb Männer groß – machte einen traurigen und verwahrlosten Eindruck. Es sah aus, als müsste es längst ausgestorben sein.
    Der Barbar knurrte geringschätzig. Wegen diesem Vieh musste er jetzt seine Beute loslassen, denn mit den Armen voll Plunder konnte er sein Schwert nicht ziehen. Das Schwert nicht zu ziehen war allerdings nicht ratsam bei der Begegnung mit einem Ungeheuer, das zwar plump aussah, jedoch zweifelsohne flugfähig war.
    Er legte die Beute ab und nahm stattdessen das Schwert des Hauptmanns in die Hand.
    Der Drache verlagerte sein Gewicht und fauchte. Sein Atem roch nach brennenden Dörfern. Dieser Geruch immerhin war dem Barbaren vertraut.
    Der Barbar fauchte zurück. Er dachte darüber nicht nach. Es kam einfach so aus ihm heraus. Es war wie eine Kraftprobe zwischen zwei Brandschatzern. Der ohnmächtige Junge regte sich ein wenig im Nest. Was er brabbelte, klang wie »Pappi? Pappi?«.
    Der Drache breitete die Flügel aus, flappte zweimal und erhob sich erstaunlich mühelos in die Lüfte, aber nicht hoch, nur zwei Mannslängen. In dieser Höhe schoss er auf den Barbaren zu, die Krallenfüße vorgestreckt. Ihn zu packen. Zu zerreißen. Zu zerquetschen.
    Der Barbar hatte mehrere Möglichkeiten. Ausweichen. Drunter wegtauchen. Standhalten und zuschlagen. Er entschied sich für Letzteres. Er war bei den Fledertieren und den Laufvögeln schon sehr defensiv vorgegangen. Davon hatte er nun langsam genug.
    Er variierte das Standhalten und sprang dem Drachen sogar entgegen. Mitten in der Luft zog er ihm das Schwert quer über den aufgedunsenen Bauch. Die Klinge drang ein, der Drache schrie, seine Beine traten, der Barbar wurde getroffen, er stürzte zurück, kopfüber, stieß sich mit der Linken vom Boden ab und landete nach einem eigenwilligen Rückwärtsüberschlag auf Hintern und Rücken. Der Drache setzte nach, der Barbar rollte abermals rückwärts, entging dem erneuten Krallenvorstoß und schlug nach einer der Krallen. Die Beine waren stabil wie Baumstämme – um ein Haar wäre die Klinge stecken geblieben und dem Barbaren entrissen worden, aber er konnte sie loszerren, um den Drachen herumspringen und ihm einen Streich in den Rücken versetzen. Einer der Flügel knatterte heran und stieß den Barbaren zu Boden. Er rollte herum, denn der Drache, der sich erstaunlich schnell bewegen konnte, war schon wieder über ihm. Die spitze Schnabelschnauze durchpflügte den Boden, wo gerade eben noch der Körper des Barbaren gelegen hatte. Die Krallen schienen sogar das Gestein zu furchen. Der Barbar spürte, als ihn die Schulter des Drachen hart rammte, wie seine Kopfwunde wieder zu bluten begann. Für einen Augenblick wurde ihm nicht schwarz, sondern zackig konturiert schwarz-weiß vor Augen. Er wollte das schwarze Runenschwert greifen, das er sich erwählt hatte, doch es kreiselte davon, weil der Drache es unabsichtlich getreten hatte. Der Drache schrie ihn an. Seine Zähne saßen wie von einem Wahnsinnigen gesägte Dolche in den aufgerissenen Kiefern. Der Barbar riss ebenfalls den Mund auf, doch kein Laut, nicht einmal mehr ein Fauchen, entrang sich ihm. Er schlug dreimal hintereinander zu, so hart er nur konnte, und erstaunlich unbedrängt. Es fühlte sich an, als ob er das Untier zurücktriebe. Doch dann wälzte es sich wieder heran, flatterte, flog ein Stück und klatschte gegen ihn wie eine trunkene Ansammlung von Mehlsäcken.
    Beide gingen jetzt zu Boden. »Pappi? Pappi?«, fragte der Knabe bang, der neben sich ein schwarzes Schwert fand und jenseits seines Nestumrisses etwas hörte, das wie das Keifen und Verbeißen böser Hunde klang.
    Der Barbar spürte das Gewicht auf sich. Schweres Alter. Gestank und Brand. Der Drache stieß nun tatsächlich so etwas wie Flammen aus den Nüstern. Sie fühlten sich flüssig und warm an, brannten erst mit

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