Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Barins Dreieck

Barins Dreieck

Titel: Barins Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
Vom Netzwerk:
anderen Briefe betraf, die ich unter der Sonnenuhr ausgegraben hatte, so vertraten Mariam Kadhar wie auch Otto Gerlach einen Standpunkt, der einige Verwunderung hervorrief. Sowohl während der Gerichtsverhandlung als auch in den Analysen in den Zeitungen danach.
    Alle Briefe waren auf der gleichen Maschine geschrieben, wie eine Expertise festgestellt hatte: auf einer kleinen, tragbaren Triumph Adler, die Gerlach gehörte und die normalerweise in seinem Büro im Verlag stand, die er aber ab und zu auch mit auf seine Reisen nahm. Der Staatsanwalt zeigte sich ein wenig verwundert darüber, dass er in unserer computerisierten Welt nicht eine etwas modernere Maschine benutzte, aber der Verlagschef erwiderte nur, dass er schon immer rechtschaffene alte Schreibmaschinen den elektronischen Apparaten vorgezogen habe.
    Der Haken war der vierte Brief. Dass G die ersten drei, nicht besonders gut verschlüsselten Liebeserklärungen geschrieben hatte, gab er ohne das geringste Zögern zu, aber was den vierten betraf – in dem das Mordkomplott selbst skizziert wurde, Gedanken geäußert wurden, Rein zu töten –, so leugnete er entschieden, jemals etwas in dieser Art geschrieben zu haben. Das Gleiche behauptete Mariam Kadhar. Sie habe diese Zeilen nie zuvor gelesen, wie sie behauptete. Erst bei der Polizei hätte sie das, danach habe sie augenblicklich alle Verbindungen zu dem Urheber abgebrochen, das versicherte sie nachdrücklich. Dieser vierte Brief war genau wie die anderen nur vage datiert ... Spätherbst 199-, aber da das geplante Wochenende als kurz bevorstehend erwähnt wird, war es zumindest die Auffassung des Staatsanwalts, dass er irgendwann im Laufe der vierzehn Tage vor Reins Tod geschrieben worden sein musste.
    Auf die Frage des Staatsanwalts, ob man irgendeine Erklärung dafür habe, dass der Brief zwischen Mariam Kadhars Unterwäsche und unter der Sonnenuhr gefunden worden war, hatte keiner der beiden Angeklagten etwas vorzubringen, und vielleicht sprach das ein klein wenig zu ihren Gunsten, dass sie gar nicht erst versuchten, Theorien oder Spekulationen in irgendeiner Richtung aufzubauen. Was das Original und die Kopien in der Kommode betraf, so erklärte Mariam Kadhar ohne zu zögern, dass sie sie ein paar Wochen nach dem Tod ihres Mannes weggeworfen habe, und der Staatsanwalt schien nicht daran interessiert, in diesem Punkt weiter zu insistieren.
    »Waren Sie vertraut mit Gargantua?«, fragte er stattdessen.
    Gargantua war Reins Boot.
    »Ja, sicher«, antwortete Mariam Kadhar ohne offensichtliche Unruhe.
    »Natürlich«, antwortete Otto Gerlach eine Stunde später. »Das war ein normales Boot mit einem Außenbordmotor. Ohne irgendwelche Besonderheiten.«
    »Danke«, sagte der Staatsanwalt.
    Beide Male.
     
    Nein, ich war ganz sicher nicht der Einzige, der den Eindruck hatte, dass alles gelaufen war, als Mariam Kadhar den Zeugenstand mit gesenktem Kopf verließ. Die letzten sonderbaren Umstände, die der Staatsanwalt anführte, waren ökonomischer Art, und dass diese ihr Sorgen bereiteten, war nicht zu übersehen.
    In den letzten Wochen vor dem schicksalshaften Abend hatte Mariam Kadhar zwei große Summen von einem von Reins Bankkonten abgehoben, zu dem sie Zugang hatte. Einhunderttausend Gulden am 7. November und einhundertzehntausend acht Tage später. Auf die direkte Frage, wozu sie das Geld habe benutzen wollen, konnte sie nur erwidern, dass Rein sie darum gebeten habe, die betreffenden Summen abzuheben, und dass sie keine Ahnung gehabt habe, was er damit zu tun gedachte.
    »Haben Sie häufiger Summen dieser Höhe für ihn abgehoben?« , fragte der Staatsanwalt.
    »Nein.«
    »Nie?«
    »Vielleicht früher mal.«
    »Ohne dass Sie wussten, wozu das Geld gebraucht wurde?«
    »Ja.«
    »Und was glauben Sie, wozu er es diesmal haben wollte?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Haben Sie nicht gefragt?«
    »Doch.«
    »Ja, und?«
    »Er hat mir nicht geantwortet.«
    »Fanden Sie das nicht merkwürdig?«
    Sie zögerte kurz.
    »Möglicherweise. Mein Mann war ein ungewöhnlicher Mensch.«
    »Das glaube ich wohl. Aber wie dem auch sei, auch uns ist es nicht gelungen, herauszufinden, wo das Geld gelandet ist. Was sagen Sie dazu?«
    Sie zuckte wieder mit den Schultern.
    »Ich weiß nicht.«
    »Irgendwelche Ideen?«
    »Nein.«
    Der Staatsanwalt machte eine Pause, um der nächsten Frage Nachdruck zu verleihen.
    »Und es verhielt sich nicht vielleicht so, dass Sie das Geld für sich behielten?«
    »Natürlich nicht.«
    »Kein

Weitere Kostenlose Bücher