Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
Donner gerührt auf Kavkas Schreibtisch gehockt. Nun aber glitt er herunter und stemmte die Hände in die Hüften.
    »Sie sind verhaftet«, verkündete er und funkelte den Mann an.
    Dieser erwiderte seinen Blick mit so unheimlicher Gleichgültigkeit, dass sich Nathanael ganz klein fühlte. Wütend räusperte er sich. »Haben Sie mich verstanden?«
    Der Mann bewegte den Arm so blitzartig, dass Nathanael es kaum mitbekam. Dann hielt er ein Schwert in der Hand, die Spitze auf den Jungen gerichtet. »Und wo ist deine Waffe, Kleiner?«
    Nathanael reckte trotzig das Kinn und deutete mit dem Daumen auf Bartimäus. »Hier«, sagte er. »Mein Afrit gehorcht mir aufs Wort. Ein Befehl, und er reißt Sie in Stücke.«
    Der Dschinn schien ein wenig überrascht. »Äh, ja«,bestätigte er unsicher, »stimmt genau.«
    Ein eisiges Lächeln erschien unter dem Bart. »Dieses Geschöpf hattest du letztes Mal auch dabei. Damals konnte es mir nichts anhaben. Wie kommst du darauf, dass es diesmal mehr Erfolg haben könnte?«
    »Übung macht den Meister«, warf der Dschinn ein.
    »Wie wahr.« Noch eine blitzartige Bewegung, als ob die Luft flimmerte – und der Söldner hielt in der anderen Hand eine s-förmige Metallscheibe. »Damit habe ich lange trainiert. Diese Waffe durchtrennt deine Substanz und kehrt anschließend in meine Hand zurück.«
    »Bloß dass Sie bis dahin keine Hand mehr haben«, erwiderte Nathanael. »Mein Afrit reagiert nämlich so schnell wie eine gereizte Kobra. Er hätte Sie schon gepackt, bevor Sie das Ding auch nur loslassen.« Sein Blick wanderte zwischen Dschinn und Söldner hin und her. Keiner von beiden sah besonders überzeugt aus.
    »Kein Dämon der Welt ist so schnell wie ich!«, behauptete der Söldner.
    »Ach nein? Dann stellen Sie ihn doch mal auf die Probe.«
    Bartimäus hob rasch den Finger. »Vielleicht sollten wir erst mal…«
    »Strengen Sie sich an.«
    »Das habe ich auch vor.«
    »Dann sehen Sie selber, was passiert.«
    »Heda, immer mit der Ruhe«, mischte sich der Dschinn ein. »Dieses Macho-Gehabe ist ja schön und gut, aber lasst mich da bitte raus, ja? Warum veranstaltet ihr zwei nicht einfach ein Armdrücken oder einen Bizepsvergleich oder so was in der Art? Baut eure Aggressionen ein bisschen ab.«
    Nathanael ging nicht darauf ein. »Bartimäus«, setzte er an, »ich befehle dir…«
    Da geschah etwas Unerwartetes. Kavka erhob sich vom Sofa.
    »Bleib, wo du bist!« Kopf und Schwert des Söldners schwenkten herum.
    Kavka schien ihn nicht zu hören. Er schwankte ein wenig, dann stolperte er über den mit Papieren bedeckten Boden. Unter seinen bloßen Füßen knisterte es leise, als er auf die verstreuten Schriftstücke trat. Nach wenigen Schritten stand er am Tisch. Sein knochiger Arm schnellte vor, und er entriss Nathanaels losem Griff das Golempergament, drückte es an die Brust und trat ein Stück zurück.
    Der Söldner holte mit der Scheibe aus, ließ die Hand aber wieder sinken. »Leg das wieder hin, Kavka!«, knurrte er. »Denk an deine Familie. Denk an Mia.«
    Kavka hielt die Augen geschlossen und schwankte wieder. Dann wandte er das Gesicht zur Decke. »Mia? Die seh ich nie wieder.«
    »Mach heute Nacht das Pergament fertig, und ich schwör dir, morgen steht sie vor dir!«
    Kavka öffnete die Augen. Sie waren immer noch unendlich müde, aber ganz klar. »Und wenn schon? Beim Morgengrauen bin ich tot. Ich habe keine Kraft mehr.«
    Man sah dem Söldner an, dass er sich nur mühsam beherrschte. Es war nicht seine Art, sich lange mit Verhandlungen aufzuhalten. »Mein Auftraggeber hat mir versichert, dass die beiden gesund und munter sind. Wir können sie noch heute Nacht aus dem Gefängnis holen und am Morgen nach Prag einfliegen. Überleg doch! Soll deine ganze Arbeit umsonst gewesen sein?«
    Nathanael warf dem Dschinn einen Blick zu. Der schob sich kaum wahrnehmbar vor. Der Söldner schien nichts zu merken. Nathanael räusperte sich in der Absicht, ihn noch mehr abzulenken. »Hören Sie nicht auf ihn, Kavka! Er lügt.«
    »Es ist wirklich jammerschade«, erwiderte der Schwarzbärtige, »dass man dich nicht schon heute Nachmittag auf dem Platz geschnappt hat. Ich habe der Polizei genaue Anweisungen erteilt, aber sie haben es trotzdem geschafft, alles zu verpatzen. Ich hätte die Sache selbst in die Hand nehmen sollen.«
    »Sie haben gewusst, dass wir hier sind?«
    »Selbstverständlich. Dein Timing kam uns ausgesprochen ungelegen. Ein, zwei Tage später, und es hätte uns nicht weiter

Weitere Kostenlose Bücher