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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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du, Nick, könntest…«
    Die Diskussion zog sich in die Länge, und Kitty bückte sich, um die Bronzetafel näher zu betrachten. Sie war über und über mit hübschen, keilförmigen Zeichen bedeckt, die offenbar zu Worten oder Symbolen angeordnet waren. Nicht zum ersten Mal bedauerte Kitty ihre Unwissenheit. Unbekannte Schriften zu entziffern, gehörte nicht zum Schulstoff, und in den geklauten Zauberbüchern hatte Mr Pennyfeather die jungen Leute nie blättern lassen. Flüchtig ging Kitty durch den Kopf, ob wohl Jakobs Vater die Inschrift hätte lesen und verstehen können.
    »Kitty, gehst du mal aus dem Weg? Sei ein braves Mädchen.« Stanley hatte eine Ecke des Deckels gepackt, Nick die andere, und Fred hatte das entgegengesetzte Ende ganz für sich und stemmte den Fuß unter dem Sims mit den Blumen gegen die Wand. Sie sammelten Kräfte für einen ersten Versuch. Kitty, die sich über Stanleys spöttischen Ton ärgerte, richtete sich auf und trat zurück. Sie wischte sich mit dem Ärmel über das schweißnasse Gesicht. Es war wirklich furchtbar stickig hier drin.
    »Und jetzt, Jungs… Hau ruck!«Ächzend spannten die drei jungen Männer die Muskeln an. Anne und Mr Pennyfeather hielten die Laternen hoch, damit man sah, ob sich etwas tat. Das Licht fiel auf die verzerrten Gesichter, gebleckten Zähne, schweißtriefenden Stirnen. Ein leises Knirschen war zu vernehmen.
    »Gut so… und ablassen!« Nick, Fred und Stanley ließen stöhnend los. Mr Pennyfeather hinkte auf und ab und klopfte ihnen ermunternd auf die Schultern. »Er hat sich schon bewegt, ich hab’s genau gesehen! Bravo, Jungs! Wir können zwar noch nicht reinschauen, aber das kriegen wir schon hin. Tief Luft holen, dann probieren wir’s noch mal.«
    Ein zweiter Versuch, dann ein dritter. Jedes Mal ächzten und stöhnten sie lauter, jedes Mal bewegte sich der Sargdeckel ein paar Millimeter, um dann wieder störrisch Widerstand zu leisten. Mr Pennyfeather feuerte seine drei an, hüpfte wie ein Dämon um sie herum, wobei er kaum noch humpelte, und sein Gesicht war im flackernden Licht fratzenhaft verzerrt. »Schieben… so ist’s gut! Gleich haben wir’s, gleich brauchen wir nur noch reinzugreifen, nur noch ein kleines Stück! Schieb, Stanley, verflixt noch mal! Strengt euch an, Jungs!«
    Kitty nahm sich eine Laterne vom Boden und wanderte damit durch die kahle Gruft, trat mit ihren Turnschuhen Spuren in die uralte Schimmelschicht. Sie schlenderte bis zur hinteren Wand, machte dicht davor kehrt und schlenderte wieder zurück.
    Auf einmal beschlich sie das vage Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Erst konnte sie nicht definieren, was sie eigentlich irritierte, und die Jubelrufe der anderen angesichts eines besonders erfolgreichen Versuchs lenkten sie noch mehr ab. Sie ging zurück und hob die Laterne.
    Eine Mauer… eine ganz normale Mauer.
    Aber was war…?
    Der Schimmel. Da war kein Schimmel.
    Die weiße Schicht bedeckte den ganzen Boden, sparte kaum eine Steinplatte aus und hatte auch die anderen Wände schon erobert. An manchen Stellen reichte der Schimmel fast bis zur Decke, würde eines Tages vermutlich die ganze Gruft überziehen.
    Doch auf der hinteren Wand war kein einziges Fleckchen zu sehen. Die Steinquader waren sauber, die Fugen so frisch, als hätten die Maurer ihr Werk erst am selben Nachmittag beendet.
    Kitty drehte sich nach den anderen um. »Wisst ihr…«
    »Gleich haben wir’s! Noch ein letztes Mal, Jungs!« Mr Pennyfeather vollführte buchstäblich Luftsprünge. »Hier in der Ecke ist schon ein Spalt zu sehen! Noch ein tüchtiger Ruck, und wir sind die Ersten, die wieder einen Blick auf den ollen Gladstone werfen, seit man ihn hier verbuddelt hat!«
    Keiner hörte Kitty. Keiner gönnte ihr auch nur einen kurzen Blick.
    Sie wandte sich wieder der Mauer zu. Keine Spur von Schimmel… Das war wirklich seltsam. Vielleicht lag es an der anderen Steinsorte?
    Kitty trat näher, um den Stein zu befühlen, und stolperte dabei über eine Unebenheit. Im Fallen streckte sie die Hände aus, um an der Mauer Halt zu suchen …und fiel einfach durch sie hindurch!
    Sie knallte auf die Steinfliesen und schrammte sich die Handballen und ein Knie auf. Die Laterne fiel ihr aus der Hand und rollte scheppernd über den Boden.
    Kitty kniff vor Schmerz die Augen zusammen. Ihr Knie puckerte scheußlich und ihre Hände brannten von dem heftigen Aufprall. Aber vor allem war sie total verblüfft. Was war das denn gewesen? Sie war doch gegen die Mauer gefallen,

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