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Bastard

Bastard

Titel: Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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erwidert Benton. Mir fällt seine Kleidung auf. Vorhin trug er seine Winterjacke, und in der Radiologie hatte er einen Einwegkittel an, bevor er nach oben in Lucys Büro ging. Was darunter war, habe ich nicht wirklich wahrgenommen. Schwarze Kampfstiefel, schwarze Armeehose, ein dunkelrotes Flanellhemd und eine wasserdichte Plastikuhr mit Leuchtanzeige. Als rechnete er damit, hinaus in die Kälte und an einen Ort zu müssen, der strapazierfähige Kleidung verlangt.
    »Lucy hat dir erzählt, dass er anscheinend mein Büro benutzt hat«, sage ich. »Keine Ahnung, warum. Vielleicht weißt du es ja.«
    »Ist dir nicht klar, was passiert, wenn kein Kapitän an Bord ist? Die Piratenflagge wird gehisst, die Insassen leiten die Anstalt, und die Säufer bemannen die Bar, wenn du mir die etwas schiefen Vergleiche verzeihst.«
    »Was wird hier gespielt? Wenn du es mir erklärst, fällt mir vielleicht eine Lösung ein. Ich weiß, dass Lucy dich auf dem Laufenden gehalten hat. Es wäre nett, wenn jemand bei mir das Gleiche täte. Und zwar in allen Einzelheiten, ehrlich und ohne etwas zu verschweigen.«
    »Ich kann dir nur schildern, was ich mit eigenen Augen gesehen habe und was bei meinen verschiedenen Besuchen hier geschehen ist. Fallbesprechungen. An zweien davon war ich beteiligt.« Er blickt ins Leere. »Der erste war der des Footballspielers vom Boston College letzten Herbst, nicht lange nachdem das CFC die Rechtsmedizin des Commonwealth übernommen hatte.«
    Wally Jamison, zweiundzwanzig, der Star der Mannschaft des Boston College, wurde am 1. November bei Morgengrauen im Becken des Bostoner Hafens treibend aufgefunden. Todesursache:
Verbluten nach einem Schlag mit einem stumpfen Gegenstand und durch mehrere Stichwunden. Tom Booker, einer meiner Rechtsmediziner, hat ihn obduziert.
    »Das war nicht Jacks Fall«, wende ich ein.
    »Nun, wenn man sich mit ihm unterhält, bekommt man einen anderen Eindruck. Jack hat den Fall Wally Jamison erörtert, als ob es seiner gewesen wäre. Dr. Booker war nicht dabei. Das war letzte Woche.«
    »Warum letzte Woche? Davon weiß ich ja gar nichts.«
    »Neue Informationen. Wir wollten mit Jack sprechen, und er schien nur allzu bereit mitzuarbeiten. Er hatte uns eine Menge zu sagen.«
    »Wir?«
    Benton greift nach seiner Kaffeetasse, überlegt es sich anders und stellt sie zurück auf Fieldings unordentlichen Schreibtisch mit den Sammelobjekten, die alles über ihn verraten. »Meiner Ansicht nach hält Jack den Umstand, dass er die Autopsie zufällig nicht selbst durchgeführt hat, für eine reine Formalität. Er denkt wohl, dass er einfach nur Pech hatte, weil er gerade nicht in der Stadt war, als Wally Jamison erschlagen und erstochen wurde. Wally hatte allerdings noch ein wenig mehr Pech.«
    Es wird angenommen, dass er an Halloween entführt und ermordet worden ist. Tatort unbekannt. Keine Verdächtigen. Weder ein Motiv noch eine plausible Theorie. Nur eine Mutmaßung, es könnte sich um den Initiationsritus einer satanistischen Sekte gehandelt haben. Gerüchte, die sich unaufhaltsam verbreiten.
    »Was Jack empfindet oder was nach seinem gottverdammten Geschmack ist, ist mir völlig egal«, verkündet ein Teil von mir, der alt und vernarbt ist und von Jack Fielding gründlich die Nase voll hat. Mir wird klar, dass ich eine rasende Wut auf ihn habe.

    »Und Mark Bishop, ebenfalls letzte Woche. Am Mittwoch der Footballspieler, am Donnerstag der Junge«, fährt Benton fort.
    »Ein Junge, hinter dessen Ermordung ebenfalls eine Art Initiation, eine Bande oder eine Sekte vermutet wird«, ergänze ich. »Also ähnliche Spekulationen wie bei Wally Jamison.«
    »Muster und Parallelen.«
    »Du siehst eine Verbindung zwischen Mark Bishop und Wally Jamison?« Ich traue meinen Ohren nicht. »Ich kann, bis auf besagte Spekulationen, keine Gemeinsamkeiten feststellen. «
    »Ich war letzte Woche hier und in beiden Fällen beratend tätig.« Benton blickt mir in die Augen. »Wo war Jack am letzten Halloween? Weißt du das?«
    »Ich weiß nur, wo ich selbst war. Während meines Aufenthalts in Dover habe ich sonst nichts mitbekommen und durfte mich auch nicht für andere Dinge interessieren. Wahrscheinlich wirst du mir jetzt eröffnen, dass er nicht mit seinen Kindern beim Süßigkeitensammeln war.«
    »Er war in Salem. Allerdings nicht mit seinen Kindern.«
    »Und warum ist das jetzt so wichtig?«
    »Das war es bis vor kurzem auch nicht«, erwidert Benton.
    Wieder mustere ich seine Stiefel und die dunkle,

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