BattleTech 07: Warrior 3 - Coupe
hinauf zum Blutmond. »Sämtliche Geschütze verfehlten das Ziel. PPK-Strahlen schlugen weit entfernt ein und verwandelten den Boden in geschmolzenes Glas. Meine KSRs flogen in zufälligen Richtungen auseinander, rahmten den Schütze ein, aber erzielten nicht einen Treffer. Meine Laser schossen zu hoch oder zu kurz, ohne jede Kontrolle, und die Maschinengewehre knatterten hilflos umher. Panik stieg in mir auf, als in meinem Cockpit die Hitze neue Extremwerte erreichte, aber es war nicht die Hitze, die mich erschreckte. Ich hatte meinen Gegner verfehlt!
Plötzlich sprangen die Raketenlafetten des Schütze auf. Zwei LSR-Salven schössen heraus. Die Gefechtsköpfe hatten nicht genug Zeit, um scharf zu werden, aber der Aufprall der Raketen schüttelte mich durch. Es war, als hätte ich in einer Blechhütte Obdach vor einem Hagelsturm gesucht. Die Raketen zertrümmerten die Panzerung und wirbelten meinen Kriegshammer einmal um die Achse, aber irgendwie gelang es mir, auf den Beinen zu bleiben.«
Yorinagas Hände ballten sich zu Fäusten. »Als meine Sicht sich wieder geklärt hatte, feuerte ich alles auf den Schütze ab, was ich hatte, aber wieder konnte ich keinen einzigen Treffer verbuchen. Der einarmige Mech kam schwankend auf die Beine und ignorierte meine Angriffe. Dann ließ Morgan seinen Schütze eine Verbeugung ausführen.«
Yorinaga verstummte, als erkläre seine letzte Bemerkung irgendwie alles, was einer Erklärung bedurfte. Akira fühlte es kalt den Rücken hinablaufen. Das ist der springende Punkt. Mein Vater haßt Morgan Kell für das, was er getan hat, aber zugleich respektiert er ihn. Mit dieser Verbeugung hat Kell meinen Vater als den überlegenen Kämpfer anerkannt, aber gleichzeitig hat er ihm den Sieg geraubt.
Akira senkte die Stimme. »Es heißt, du hast dein Kanzeldach geöffnet und Kell Katana und Wakizashi zu Füßen geworfen.« Diese Schwerter waren über dreihundert Jahre Besitz der Familie Kurita, und du hattest sie aus den Händen des Koordinators erhalten. Wieso hast du das getan ?
Yorinaga nickte müde. »Ich hatte keine Wahl. Nachdem ich alles in meiner Macht Stehende versucht hatte, um Morgan Kell zu töten, mußte ich mir eingestehen, versagt zu haben. Ich hatte das Recht verloren, mich als treuen Krieger zu bezeichnen. Ich mußte ihn als überlegen anerkennen.«
Yorinaga wandte den Kopf. »Und es stimmt, ich habe ein Haiku gesprochen:
Gelben Vogel sieht
Grauer Drache weise flieht Ehre ist mir Pflicht
Viele sahen darin mein Todeshaiku, aber das war es nicht. In Morgan Kell, seinen Fähigkeiten, seiner Intelligenz, seinem Verständnis unserer Lebensart, sah ich etwas, das zum Untergang des Drachonis-Kombinats werden konnte.«
Akira runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht.«
»Ich habe es auch erst nach Jahren langer Meditation ganz verstanden.« Yorinaga zögerte, als wolle er ein gefährliches Geheimnis nicht preisgeben, aber nachdem er den Ausdruck in den Augen seines Sohnes sah, sprach er weiter. »Im Bushido finden wir die Disziplin, die uns zu furchtlosen Kriegern macht. Ehre ist das höchste Gut, und unser Konzept des Einzelnen ist dem Staat und der Familie untergeordnet. Wir sind nur ein Auswuchs des Drachen, und unsere Handlungen bringen dem Koordinator Ehre oder Schande.
Morgan Kell verstand das. Er benutzte meinen Wunsch nach Ehre, um seine Männer zu retten. Hätte ich ihn getötet, hätte ich ihnen gestattet, ihren gestorbenen Anführer zu betrauern und ihre Verpflichtung zur Neutralität akzeptiert. Die Freiheit der Kell Hounds wäre nicht durch Morgans Blut erkauft worden, sondern durch die Ehre, die er mir in dieser Situation erwies.
Als er sich verbeugte, saß ich in der Falle. Wir waren übereingekommen zu kämpfen, so daß der Sieger dem Besiegten Gnade erweisen konnte. Ich hatte verloren, und da das Bushido mich dazu verpflichtete, mußte ich mich zurückziehen. Hätte ich das nicht getan, hätte ich die Schlacht gewonnen, aber Takashi Kurita Schande gemacht. Er konnte ohne Mallory's World leben, aber konnte er ohne Ehre leben?«
Yorinaga schluckte. »Ich kehrte nach Luthien zurück und berichtete dem Koordinator, was ich gesehen und gefühlt hatte. Dann gab ich meine Position auf und bat um die Erlaubnis, Seppuku zu begehen. Der Koordinator verbannte mich in das Zenkloster auf Echo V und weigerte sich, meiner Bitte zu entsprechen. Erst elf Jahre später gestand er mir meinen Wunsch endlich zu, unter der Voraussetzung, daß ich zuvor unsere Eliteeinheit, die
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