BattleTech 10: Blut der Kerensky 1 - Tödliches Erbe
dir
selbst eine Chance geben. Teufel, heute ist der Tag dafür.« Mir selbst eine Chance geben. Irgendwo tief in Kais
Innerem brachte dieser Satz etwas zum Klingen. Warum soll ich
mein ganzes Leben jedem Risiko ausweichen, weil ich von
vornherein weiß, es geht schlecht aus? Mit Pam bin ich so gut
ausgekommen, weil sie zu Bevan gehörte und deshalb kein Druck
auf mir lastete. Das konnte ich nicht vermasseln. Ich muß mir
selbst eine Chance geben.
»Also gut. Vom 1. Januar 3050 an wird Kai Allard sich eine
Chance geben.« Als er Bevan die Hand reichte, lief ein eisiger
Schauer über seinen Körper. Wir wollen hoffen, die Rachegötter
haben deinen Wagemut übersehen. Wenn doch, wirst du erhalten,
was deine Angst verdient.
»Ja, Sir, ich glaube, wir sind uns vor drei Jahren zuletzt begegnet.« Lächelnd schüttelte Kai Lieutenant General Andrew Redburns Hand. »Soweit ich mich erinnere, war es am Hochzeitstag meiner Tante Riva und Onkel Roberts. Es hat mich gefreut, Sie und Misha dort zu sehen.« Er sah sich um. »Ist sie auch hier?«
Andrew schüttelte den Kopf. »Nein, aber sie schickt liebe Grüße. Ich soll mich für das freundliche Hologramm über ihr letztes Buch bedanken.. .« Andrew Redburns tiefe Stimme und freundliche Miene erinnerte Kai an den Besuch des Lieutenant Generals - damals noch Major bei den Ersten Kathil-Ulanen - auf Kestrel zu Dan Allards Hochzeit. Er hatte während der Vorbereitungen freiwillig den Hirtenhund für die Kinderschaar gespielt. Kai erinnerte sich mit Freuden an mehr als einen gewaltigen Ringkampf, bei dem Victor Davion, Phelan Kell, Andrews Sohn Thelos und er als Wölfe den Bären Andrew angefallen hatten - mit Röhren und Knurren und spielerischen Hieben von allen Seiten.
»Jedes Wort war ernst gemeint. Sie und Jay Mitchell sind die einzigen Historiker mit einem Gefühl für genaue Kampfberichte. Blutpreis der Freiheit hat die Auseinandersetzung der Rasalhaager gegen die aufrührerischen Kurita-Truppen der Ronin-Kriege wieder lebendig werden lassen. Die taktischen Gefechtsbeschreibungen waren stimmig, und in ihrer Einschätzung des Günzburgdebakels teilt sie die Schuld völlig korrekt den Söldnern und den Politikern zu. Ich habe die Lektüre genossen und fand, ich müßte ihr das einfach mitteilen.«
Andrew lächelte, und auf den Orden und Feldzugsabzeichen auf der schwarzen Ulanenuniform spielte das Licht. »Ihr Brief traf kurz nach Erscheinen eines herben Verrisses ein. Dadurch war er doppelt willkommen.«
»Dann bin ich doppelt froh, ihn geschrieben zu haben. Ich hoffe nur, daß die Schlachten, in denen ich einmal Dienst tue, auch von Misha beschrieben werden. Ich weiß, daß die Geschichte von den Siegern geschrieben wird, aber es kann kein Schaden sein, eine mitdenkende Historikerin auf seiner Seite zu haben.«
»Verzeihung.«
Ihre Stimme und die Berührung an seiner Schulter fuhren wie ein Stromstoß durch Kai. Er drehte sich um und blickte geradewegs in die tiefblauen Augen der Frau, die er am Morgen getroffen hatte. Vielleicht hatte Bevan recht. Vielleicht ist sie wirklich ein Omen!
Sie trug ein schwarzes Abendkleid, auf dessen Oberteil ebenholzfarbene Pailletten einen Stern formten, der bei jeder Bewegung im Licht der Deckenbeleuchtung funkelte. Die Perlenkette an ihrem Hals paßte zu den Ohrringen und schmeichelte durch ihren leichten Stich ins Bläuliche Augen und Haar.
»Sie haben Ihre Tasche vergessen«, stellte sie mit einem verschmitzten Lächeln fest.
»Was?« Etwas anderes fiel Kai dazu einfach nicht ein.
Sie legte ihre Hand auf seinen Arm. »Ihre Tasche. Mit dem Handtuch? Sie haben Sie auf der Bank stehenlassen. Ich habe nach meiner Rückkehr noch eine Weile gewartet, ob Sie sie holen kommen. Es war kein Hinweis auf Ihren Namen zu finden, deshalb konnte ich Sie nicht anrufen. Ich habe sie mitgenommen und wollte mich morgen früh aufmachen, um sie Ihnen zu geben.«
Kai fühlte, wie seine Wangen brannten, und drehte sich wieder zu Andrew um, auf dessen Gesicht sich ein fragendes Lächeln breitmachte. »Wir sind uns heute morgen begegnet, General. Beim Joggen. Ich würde Sie gerne bekanntmachen, aber ich ... «
Andrew zwinkerte der Frau zu. »Nicht nötig. Dr. Lear ist gestern mit uns angekommen. Sie ist zur Zehnten Lyranischen Garde versetzt worden. Ich habe sie beim Anflug auf Skondia kennengelernt. Freut mich, Sie wiederzusehen, Doktor.«
Sie nickte ihm zu. »Ganz meinerseits, General.«
Andrew blickte zu Kai. »Gestatten Sie mir, Sie bekannt zu machen.
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