BattleTech 18: Das Antlitz des Krieges
beim Aufwachen fragen, was sie mit dem Tag anfangen sollen. Ich weiß nichts mit mir anzufangen, also hüpfe ich durch die Betten. Sie feuern Raketen ab. Wir finden beide unsere jeweilige Befriedigung und fühlen uns für den Augenblick besser. Aber selbst ich verbrauche den Sex – nach einer gewissen Zeit verfliegt die Erregung, also gehe ich auf die Suche nach neuen Partnern, Kombinationen, Stellungen. Was meinen Sie: Kann es sein, daß unsere Art sich niemals damit langweilt, Menschen zu töten? Finden wir deshalb immer neue Methoden dafür?«
»Das ist nicht dasselbe.«
»Oh, natürlich nicht. Sie sehen es als eine Art unvermeidlichen Fortschritt…«
»Nein…«
Sie grinste. »Es ist alles dasselbe. Wir brauchen eine neue Erregung, etwas, das uns das Gefühl vermittelt, real zu sein. BattleMechs liefern seit Jahrhunderten Spielvergnügen, Schätzchen. Aber die Leute suchen nach neuen Reizen, neuen Erfahrungen. Stärkeren Explosionen, höheren Verlustraten. Früher ist man auf Reisen gegangen, um der Langeweile zu entfliehen. Aber wir haben Tausende Sterne besucht und festgestellt, daß wir alle ziemlich gleich sind. Und wir haben schon immer Sex gehabt, und ich persönlich liebe ihn. Aber ich habe einen ungewöhnlich großen Appetit darauf, und selbst für mich verliert der Sex an Reiz. Aber wissen Sie, was wir immer noch etwas verbessern können? Bomben.«
Masters fühlte sich bedroht, aber er verstand nicht wodurch. Sie hatte etwas entdeckt, das er nicht genau ausloten konnte. Wenn er ihre Gedanken weiterverfolgte, bestand die Möglichkeit, daß er zu ganz ähnlichen Schlüssen kam, aber im Augenblick wurde ihm schwindlig davon.
»Gehen wir zum Generalhauptmann.« Er drehte sich um und machte sich auf den Weg zur Bibliothek. Sie folgte ihm.
»Das wird toll«, sagte sie. »Wenn Sie nach Gibson kommen, werde ich eine riesige Willkommensparty arrangieren.«
6
Mariks Palast
Atreus Marik-Commonwealth
Liga Freier Welten
1. Januar 3055
Tief in die Polster des Sessels versunken, sah Masters zu, wie die Gräfin Dystar und Thomas die Lage auf Gibson besprachen. Er hörte nicht sonderlich aufmerksam zu, weil sie Thomas genau das gleiche erzählte, was sie kurz zuvor von Präzentor Blane gehört hatten. Also beobachtete er sie und stellte mit Erstaunen fest, daß sie ihre Sinnlichkeit irgendwie abgeschaltet hatte. Irgendwie war aus diesem attraktiven Rotschopf, den er sich nicht anders als mit einer Hand am Oberschenkel eines Mannes vorstellen konnte, eine vorbildhafte Adlige geworden: beherrscht, geschäftsmäßig und bestens unterrichtet. Sie beschrieb die Situation präzise. Aber er hatte alles schon kurz zuvor gehört.
Das Gespräch dauerte nicht lange, und die Gräfin ging wieder. »Sie…« Thomas setzte zu einem Kommentar an, fand aber die Worte nicht. Er versuchte es noch einmal. »Sie lügt. Glaube ich. Ich weiß es nicht.«
»Sie hat genau das gleiche gesagt wie Präzentor Blane.«
»Ich weiß. Ich verstehe es nicht. Behalte sie im Auge.«
»Das wird bestimmt nicht schwer sein.«
»Was?« Wieder klopfte es an der Tür. »Ja!« rief Thomas, und in seiner Stimme schwang erhebliche Frustration mit.
Ängstlich öffnete ein Page die Tür. »Verzeihung, Generalhauptmann. Ich habe eine Nachricht für Sir Masters. Ich wußte, daß er hier ist.«
»Laß hören, Junge«, forderte Masters ihn auf.
»Die Nachricht ist von Dame Boyer.«
Masters stand auf. Sollte er sie doch noch treffen?
»Sie läßt Ihnen mitteilen, daß sie gewartet hat, aber nicht mehr länger warten kann. Sie hofft, Sie bald wiederzusehen.«
Er ließ sich wieder in den Sessel fallen. »Danke.« Der Page zog sich zurück.
»Eine verpaßte Gelegenheit«, sann Thomas. »Um so schlimmer, weil sie in der Phantasie vollkommener wird, als sie das in der Wirklichkeit je hätte sein können.«
»Ach, halt die Klappe und schenk mir was ein.«
Thomas lachte und tat wie geheißen.
Masters und Präzentor Blane saßen schweigend in der Landungsschiffkabine und betrachteten die leere Weite des Alls auf dem Sichtschirm. Sie waren Tage von Atreus entfernt, und die Schwärze des Raums umfing sie mit Myriaden von Sternen. Ohne die störende Atmosphäre leuchteten die Sterne scharf und deutlich, wie brillante Sandkörner auf einem endlosen schwarzen Strand.
»Wunderbar«, stellte Präzentor Blane fest.
Masters nickte zustimmend.
»Der einzige Ort im Universum, der wirklich still ist.«
»Ich habe gerade dasselbe gedacht.«
»Wenn nur das Leben so sein könnte. Klar,
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