BattleTech 31: Im Herzen des Chaos
ebenso ablehnte wie wegen ihrer strahlenden Schönheit. In der großen und oft streitsüchtigen Familie des Regiments lag jeder ständig unter dem Mikroskop; das kleinste bißchen Falschheit oder Affektiertheit wurde sofort entdeckt und von den gierigen Klatschmäulern des Siebzehnten vergrößert. Auch wenn die Leute über Dianas hübsches Äußeres – auf nette Weise – spotten mochten, niemand fand an ihr je Falschheit.
Ein Außenstehender hätte ihre Haltung bei einer MechKriegerin als ironisch empfinden mögen – einer Frau, deren Aufgabe im Kampf es war, aus großer Entfernung schreckliche Zerstörung auf Menschen herabregnen zu lassen. Aber nur wenige Caballeros hätten es so gesehen. Das Siebzehnte führte keinen Krieg gegen Zivilisten und arbeitete nicht für Auftraggeber, die das von ihm erwarteten. Wenn Diana den Zorn ihrer Arrow IV-Raketen entfesselte, dann nur gegen Feinde, die dem Regiment schaden wollten und würden, wenn sie Gelegenheit dazu bekämen.
Wäre der Mob hinter die Tore der TTG gelangt, wäre er zum Feind geworden, mit all den möglicherweise katastrophalen Folgen, die Cassie vorhergesehen hatte. Deshalb hatte Diana gehandelt – und deshalb war sie ehrlich überrascht darüber, hervorgehoben zu werden.
»Ich habe heute abend als dein Kommandant gesprochen«, sagte Don Carlos auf seine höfliche Weise. »Und ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn ich jetzt einfach als Carlos spreche.«
Er zog einen Strauß roter Rosen hinter dem Rücken hervor. »Ich bin sehr stolz auf dich, mi amor«, sagte er und beugte sich vor, um ihr die Hand zu küssen. »Und ich bin sehr froh, daß du nicht verletzt wurdest.«
Sie nahm die Blumen, dann schlang sie die Arme um seinen Hals und küßte ihn leidenschaftlich.
»Und jetzt«, sagte er und machte sich los, »mache ich mich am besten leise davon, falls dein Kleiner auf ist und auf dich wartet.«
Sie lächelte und schüttelte den Kopf. »Ich hatte gehofft, daß mi Carlos mich besuchen kommen würde, wenn mi coronel seine abendlichen Pflichten erledigt hat«, sagte sie. »Ich habe den kleinen Marco über Nacht bei seiner Tante Cecilia untergebracht.«
Dann öffnete sie die Tür mit ihrer Karte, nahm ihn bei der Hand und führte ihn hinein.
10
Port Howard
Provinz Aquilonien, Towne
Mark Draconis, Vereinigtes Commonwealth
19. Dezember 3057
Cassies Atem bildete weiße Kondenswolken, als sie über den ge
frorenen Boden einer schmalen nächtlichen Schlucht rannte. Von Zeit zu Zeit, wenn sie für die nächsten paar Schritte sicher war, wo sie hintrat, schaute sie zurück. Seit zwei Blocks folgte ihr niemand mehr, auch wenn sie bezweifelte, daß ihre Verfolger aufgegeben hatten. Soweit sie wußte, waren es alles Männer, alle eher groß, und aus ihrer Sicht war das ein Vorteil. Selbst wenn sie lange in einem Fitneßstudio schwitzten, hatten solche Typen selten die Ausdauer für eine Langstrecke, besonders bei einem solchen Hindernisrennen, wie Cassie es ihnen bereitete. Ihr Atem ging noch nicht einmal schwer, was ihr gefiel. Sie wußte, wie leicht man sich auch bei kältestem Wetter überhitzte, indem man sich in schwerer Winterkleidung anstrengte.
Es überraschte sie nicht, daß sie nicht ernsthaft bedrängt wurde. Sie war schon Expertin für komplizierte Verfolgungen durch Gassen gewesen, ehe sie das Teenageralter erreichte, lange bevor Guru Johann sie fand und unter seine Fittiche nahm, sie ausbildete, seine Nachfolgerin als Meisterin der alten, esoterischen Kunst des pentjaksilat zu werden.
Geheimnisvoll war nur, warum sie verfolgt wurde.
Vor Jahrtausenden, lange vor dem Sternenbund oder dem Zeitalter des Krieges in der Terranischen Hegemonie, vor dem Exodus von Terra, sogar lang bevor die lange belächelten Kearny-FuchidaExperimente zur peinlichen Überraschung der weltweiten Wissenschaftlergemeinde als wahr erkannt wurden, hatte man durch ein System digital verbundener optischer Teleskope, die durch das Sonnensystem kreisten und so eigentlich ein riesiges Sichtgerät bildeten, erdähnliche Planeten in umgebenden Sonnensystemen entdeckt. Einer von ihnen wurde Towne genannt, nach einem terranischen Parlamentssenator, dessen Unterstützung bei einer Abstimmung über ein neues Gesetz zur Zustimmung zu dem Projekt erforderlich war.
Noch ehe viele Jahre vergangen waren, kolonisierten Menschen dank des Kearny-Fuchida-Antriebs diese erdähnlichen Planeten. Ende des zweiundzwanzigsten Jahrhunderts besiedelte eine von dem Billionär C. Augustus Pons
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