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BattleTech 35: Höhenflug

BattleTech 35: Höhenflug

Titel: BattleTech 35: Höhenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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Feuerschein hell funkelte. Es zuckte in ihre Richtung.
    Sam spannte sich. Ihre Ju-Jutsu-trainierten Reflexe erwachten, suchten den besten Angriffswinkel, die beste Möglichkeit, den Angreifer zu entwaffnen und auszuschalten. Sie bewegte sich, sprang in den Bogen des Angriffs...
    Aber ihr Körper - erschöpft, ganz kraftlos - ließ sie im Stich. Ihr linkes Knie versagte, und sie fiel schmerzverkrümmt zu Boden.
    Die Vogelscheuche stoppte den Angriff. In dem schmutzigen Gesicht glühten die Augen eines Aasfressers. Der Mann zeigte schwarze Zähne in einer Grimasse, die beinahe ein Lächeln sein mochte. »Jetz bisse nicht mehr so stark, was, Bint?« krächzte die Gestalt. »Überhaupt nich so stark. Mach, daß du von mei'm Platz wegkommst, oder ich schlitz dich richtig, hä?« Nachdem sie ein letztes Mal warnend mit der schmalen Messerklinge wedelte, schien die Gestalt in sich zusammenzusinken, als der Mann in die Hocke ging und seinen zerlumpten Mantel um den Leib wickelte.
    Sam schloß die Augen. Ihr Herz flatterte fast unter den Nachwirkungen des Adrenalins, das die Furcht in ihren Kreislauf gepumpt hatte. Ihr Magen verkrampfte sich. Ihr war übel. Ich bin hilflos, erkannte sie mit Entsetzen. Ich bin vollkommen hilflos. Zum erstenmal, solange sie zurückdenken konnte, war sie gezwungen, sich einzugestehen, daß sie ganz und gar auf die Gnade ihrer Umgebung angewiesen war. Sie konnte weder fliehen noch kämpfen - nicht in ihrem Zustand. Teufel, sie konnte nicht einmal um Hilfe schreien. Nicht, daß ein Hilferuf mir viel bringen würde, nach diesem Empfang zu schließen, dachte sie grimmig.
    Etwas berührte sie an der Schulter. Sie jaulte ängstlich und zuckte auf. Wieder gab ihr linkes Knie nach, und sie stürzte auf den felsigen Boden zurück. Sie sah hoch.
    Die schwere Wolkendecke reflektierte das Licht der Stadt und schien in einem eigenen schwachen Glanz zu leuchten. Vor diesem opalisierenden Schimmer zeichnete sich eine große Gestalt ab, die sich zu ihr herabbeugte. Instinktiv rutschte sie nach hinten, als die Gestalt sich nach ihr streckte.
    Dann fing sie ihre Reaktion ab, als sie erkannte, daß die Gestalt sie nicht bedrohte, sondern die Hand anbot, um ihr aufzuhelfen. »Is okay«, sagte die Gestalt mit rauher Stimme. »Is okay, ich tu dir nix. Hm?«
    Die über ihr aufragende Silhouette schien kleiner zu werden, schrumpfte auf ihre wahren Dimensionen. Mit einiger Enttäuschung erkannte sie, daß ihre Angst die Gestalt zu einem gefährlich drohenden Schatten aufgebauscht hatte. In Wirklichkeit war ihr Gegenüber klein, gute acht Zoll kleiner als sie, und hager - dünner noch als die Vogelscheuche, die sie mit dem Messer bedroht hatte. Als ihre Augen sich an den Wolkenschein gewöhnt hatten, sah sie ein hohles Gesicht mit Adlernase. Dünne Büschel schmutzigweißen Haars formten einen chaotischen Kranz um den Kopf, auf dem es saß. Ein Mann, stellte sie fest, ein alter Mann.
»Is okay«, sagte er wieder. »Komm.«
    Mit einem verlegenen Lächeln nahm Sam die ausgestreckte Hand. Er stolperte, als sie zog, und fiel fast auf sie. Aber sein Griff war fest, und sie stützte sich an seinem Arm ab, während sie auf die Füße kam.
    »So. Besser, hm?« Er lächelte zu ihr hoch. Die meisten seiner Zähne fehlten, und die wenigen, die ihm geblieben waren, wirkten ernsthaft angefault. Er lachte, und eine übelkeiterregende Geruchswolke - ein komplexer, süßsaurer Biogasgestank aus Alkohol, Aceton und Fäulnis - bedrängte sie. Er zuckte die knochigen Schultern und deutete auf die Vogelscheuche, die das Messer gegen sie gezückt hatte. »Laß den alten Dog, hm? Er ist übel drauf, weißte?« Er klopfte ihr väterlich auf den Arm. »Du kanns mit auf meinem Platz sitzen, wenne willst. Hm?« Mit einem vogelartigen Zucken des Kopfes deutete er auf ein kleineres Feuer rechts von Sam.
    Sie zögerte. Ich brauche die Wärme. Ohne sie sterbe ich, aber... »Wer sind Sie?« fragte sie, mehr, um sich Zeit zum Nachdenken zu verschaffen, als weil sie Wert auf eine Antwort legte.
    »Du kanns mich Raven nennen, wenne willst.« Er lachte wieder, ein blubberndes, schleimiges Geräusch. »So nenn mich alle, die, wo überhaup mit mich reden.«
»Raven«, wiederholte sie.
Der alte Mann nickte. »Des bin ich«, bestätigte er
mit einem lückenhaften Grinsen.
    Sam starrte in seine Augen. Sie waren weit aufgerissen, standen beinahe vor - so ernsthaft blutunterlaufen, daß sie den Eindruck erweckten, jeden Augenblick zu bluten anzufangen. Die

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