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BattleTech 35: Höhenflug

BattleTech 35: Höhenflug

Titel: BattleTech 35: Höhenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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Pupillen waren so riesig, daß um sie herum nur eine fadendünne Spur der Iris zu erkennen war. Er ist sinnlos besoffen, erkannte sie. Oder er steht unter Drogen. Und er ist völlig plemplem. Aber der Wahnsinn, den sie in seinen Augen sah, schien von sanfter Natur: eher Senilität als Feindseligkeit. Er ist harmlos, entschied sie. Oder zumindest harmloser als irgendwer sonst, den ich hier finden dürfte.
    Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Danke, Raven«, sagte sie. »Ich glaube, ich nehme dein Angebot an.«
    Raven nickte, und sein Grinsen wurde breiter, als habe sie ihm gerade das größte aller Komplimente gemacht. (Möglicherweise habe ich das sogar, überlegte sie.) Er humpelte zu seinem Feuer. Jetzt sah sie, daß sich noch andere Gestalten um die Wärme und das Licht drängten. Ravens Familie? fragte sie sich. Seine Bande? Oder sein Stamm? Sam zuckte die Schultern. Sie war zu müde zum Nachdenken, zu müde, um sich Sorgen zu machen... und viel zu müde, um auch nur noch eine Sekunde auf den Beinen zu bleiben. Sie sackte auf den harten Boden und zog die Knie an die Brust. Nach der Kälte der Berge fühlte sich die von den Flammen ausgehende Wärme fast schmerzhaft an. Sie schloß die Augen. Eingelullt vom Knistern des Feuers und dem Murmeln leiser Gespräche, fiel sie kopfüber ins dunkle Meer des Schlafs.
    Als sie einen unbestimmbaren Zeitraum später wieder erwachte, stellte sie fest, daß jemand einen abgenagten Pelzteppich wie eine Decke über sie gelegt hatte. (Sie schnupperte und verzog das Gesicht. Dem Geruch nach zu urteilen, hatte sie überhaupt kein Verlangen, sich jemals in Windrichtung des Tiers wiederzufinden, das diesen Pelz ›gestiftet‹ hatte... Aber Bettler können es sich nicht leisten, wählerisch zu sein, erinnerte sie sich, und hierzulande gilt das ganz gewiß auch für mich.)
    Sie setzte sich auf und kniff im Licht die Augen zusammen. Die Wolkendecke über ihr war immer noch geschlossen: Nirgends eine Spur von blauem Himmel. Aber sie schien viel höher, und die Wolken wirkten dünner. Mehr Licht drang bis zum Boden vor, und es war fast so hell wie an einem wolkigen Tag in Los Angeles.
    Irgend jemand hatte das Feuer in Ravens Tonne mit Asche zugedeckt. Aus Luftlöchern in der Seite stiegen dünne Rauchfäden auf. Ein ausgefranstes Stück Metall lag über der Öltonne, und ein zerbeulter Topf auf der Metallplatte dampfte vor sich hin. Eine Frau - ich halte es zumindest für eine Frau, fügte sie hinzu - hockte daneben und starrte mit leerem Blick auf den Topf. Während Sam ihr zusah, streckte sie den Arm aus und rührte den Inhalt mit einem ›Löffel‹, der sein Dasein als Winkeleisen zu führen schien.
    Plötzlich neugierig - und mehr als nur ein wenig nervös -, blickte Samantha sich um. Sie stellte fest, daß sie den Weg auf eine Müllhalde gefunden hatte. Und nicht auf irgendeine Müllhalde, dachte sie augenblicklich, sondern eher auf eine Art Technologiefriedhof - einen Ort, an den sich alte Maschinen zurückziehen, um zu sterben. Sie befand sich am Rand eines Gebiets von der Größe eines Footballfelds. Im Süden und Osten ragte in vielleicht achtzig Metern Entfernung eine dreißig, vierzig Fuß hohe Wand aus übereinandergestapelten alten, verrosteten Autos auf - zumindest schienen es in ihren Augen Autos zu sein. Der Boden unter ihr - den sie im Dunkeln für Kies und Schotter gehalten hatte – schien in Wirklichkeit hauptsächlich aus Rost zu bestehen: aus oxidierten Metallsplittern, zum größten Teil so winzig wie Metallspäne. Zwischen heuhaufenhohen Bergen zerschmetterten, vor sich hin rostenden Metalls waren über das ganze Gebiet Feuertonnen verteilt, um die sich zerlumpte Gestalten drängten. Neugierig untersuchte Sam den nächsten Schrotthaufen. Sie konnte einen Teil seiner Bestandteile erkennen - das da sah nach einem kaputten Kühlschrank aus, und dies hier mußte einmal eine Art hydraulische Bohrmaschine gewesen sein -, aber der größte Teil des Mülls war zu zerdrückt und verrostet, um noch erkennbar zu sein.
    Hinter der Mauer aus Schrottautos konnte sie ein Stück Land mit niedrigen Häusern sehen: zwei bis drei Stockwerke hoch, mit gelegentlichen größeren Bauten hier und da. Sie alle schienen schon bessere Tage gesehen zu haben - nein, korrigierte sie sich trocken, wir wollen ehrlich sein: Sie sehen abbruchreif aus. In den Straßen zwischen ihnen bewegten sich Leute, aber sie war zu weit entfernt, um Einzelheiten zu erkennen. Toll, dachte sie düster, einfach

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