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BattleTech 35: Höhenflug

BattleTech 35: Höhenflug

Titel: BattleTech 35: Höhenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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einmal...
    Dann wurde ihr klar, woher dieser Eindruck stammte. Pop-Pops Allerheiligstes, dachte sie, genau daran erinnert mich das hier.
    Das Zimmer, in dem sie sich befand, war schmaler, als sie erwartet hatte - von der Tür bis zur Rückwand konnten es höchstens drei Meter sein - aber es erstreckte sich über die gesamte Breite des Gebäudes. Der Lichtkegel ihrer Taschenlampe fiel auf Vitrinen, auf Flugzeugmodelle und andere von der Dekke hängende Objekte, auf gerahmte Fotografien an den Wänden. Sie trat einen Schritt vor, dann blieb sie verwirrt stehen. Noch ein Ausstellungsraum? Aber Howe hat gesagt...
    Der Gedanke versiegte. Nein, stellte sie bei sich fest. Dieses Zimmer sieht nur aus wie ein Ausstellungsraum. Oberflächlich hatte es viel mit der Galerie im vorderen Teil des Gebäudes gemein. Aber hier herrschte eine völlig andere Atmosphäre.
    Sie ging wieder weiter. Unter ihren Schritten gab ein dicker Filzteppichboden nach, kein Beton- oder Mosaikfußboden. Sie ließ den Kegel der Taschenlampe über die Bilder an der Wand gleiten. Sie stellte fest, daß es sich um Porträts handelte, posierte, professionelle Aufnahmen. Die meisten waren Fotos, aber die Sammlung enthielt auch vereinzelte Ölgemälde. Sie berührte den Rahmen des ihr am nächsten hängenden Bildes. Es war das Gemälde einer Frau mit schlankem Gesicht und einer Hochfrisur im Stil der sechziger Jahre. Der Rahmen war schwer und prunkvoll, kunstvoll aus einem Holz mit starker, herrlicher Maserung geschnitzt. Es gab kein Namensschild oder eine Tafel zur Identifizierung der Frau, als wäre klar, daß jeder, der diesen Raum betrat, wußte, wer sie war. Aber ich weiß es nicht.
    Eine andere Einzelheit erregte Sams Aufmerksamkeit. Über die obere rechte Ecke des Rahmens war ein violetter Samtstreifen gespannt, beinahe wie eine Auszeichnung. Sie trat zurück und fuhr mit dem Licht die Porträtreihe ab. An etwa zwei Dritteln der Rahmen hingen violette Samtbänder.
    Woran erinnert mich das? Sie schloß einen Augenblick lang die Augen und dachte nach. Da war irgend etwas, das wußte sie. Irgend etwas in ihrer Erinnerung. Es lauerte knapp hinter der Grenze ihres Bewußtseins. Mit einem enttäuschten Schnauben öffnete sie die Augen und ging langsam die Porträtreihe ab.
    Sie blieb auf einmal stehen. Plötzlich war ihr kalt. Mein Gott, ich kenne manche dieser Leute...
Das Gemälde, vor dem sie gerade stand, zeigte einen gutaussehenden Mann Anfang Dreißig, dem eine schwarze Augenklappe über dem linken Auge ein piratenhaftes Erscheinungsbild verlieh. Das ist Wiley Post, erkannte sie, der berühmte amerikanische Flieger, der 1933 als erster Mensch in einem Soloflug die Welt umrundet hatte. Und zwei Bilder weiter, der Mann mit dem hageren Gesicht, dem stechenden Blick und dem Bürstenschnurrbart - noch einer, zwischen dessen Zähnen ein Entermesser nicht fehl am Platze erschiene - das mußte Howard Hughes sein, ebenfalls ein berühmter Flieger. Beide Porträts waren mit einem violetten Band verziert. Sie ging weiter die Reihe hinab.
Und wieder erstarrte sie, als wären ihre Füße am Boden festgewachsen.
Pop-Pop... Pop-Pop, das bist du.
Ein junger, lebenslustiger James R. Dooley, Sr., grinste sie unbekümmert aus einem lebensgroßen Ölgemälde an. Aus tränennassen Augen sah sie das violette Band an Pop-Pops Bild. Es schien neu, frisch, seine Farbe lebhafter als die der anderen Bilder.
Das ist es. Die Erkenntnis traf sie fast wie ein Schlag ins Gesicht. Ich stehe in einem Schrein. Einem Schrein für die Helden der Fliegerei. Ein violettes Band bedeutet, sie sind tot. Ein anderer Gedanke zuckte durch ihr Hirn. Ich frage mich, ob...
Sie lief hastig die Wand entlang, betrachtete alle Bilder. Über die Hälfte der Gesichter waren vertraut, nun, da sie wußte, worum es ging. Charles Lindbergh, Richard Byrd, Fred Noonan... Vor dem Porträt eines großgewachsenen, schlaksigen Mannes Anfang Dreißig, dessen dichtes Haar erste Spuren von Silber zeigte, hielt sie an. Die grauen Augen schienen im Netz der dünnen Fältchen zu glitzern, die im Lauf der Jahre noch so viel tiefer werden sollten. »Schön, dich wiederzusehen, Simon Warner«, flüsterte Samantha. Sie fuhr vorsichtig mit dem Finger den Holzrahmen ab und hielt kurz in der leeren oberen rechten Ecke an.
Ein Schrein. Sie starrte in die leblosen Augen des Porträts. Hierher wolltest du Pop-Pops Asche bringen, nicht wahr? fragte sie das Bild in Gedanken. ›Ein Ort, um die Namen derer zu ehren, die an die

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