BattleTech 38: Exodus
sie trafen, stürzten augenblicklich zusammen, und aus ihren Trümmern schossen meterhohe Flammen. Trent setzte seinen Mech in Bewegung und überquerte gerade den Bach in den Park, als Ansels Bluthund ihn einholte. Die beiden Raketenlafetten des Bluthund klappten auf und schickten eine tödliche Salve auf die Flugreise in eine ferne Lagerhalle.
Trent erkannte, daß er als einziger nicht feuerte, und er war versucht, es auch weiter so zu halten, aber das hätte einen noch größeren Ehrverlust bedeutet, als er ihn mit seinem Versuch riskiert hatte, Jez von dem Angriff abzubringen. Trotzdem blieb da ein Funke von Trotz in seinem Innern, der ihn hinderte, sich voll auf diese sinnlose Vernichtungsorgie einzulassen. Er zog sein Fadenkreuz bewußt über ein bereits zerstörtes Haus, das nach dem Beschuß durch Laureis Höllenbote in hellen Flammen stand.
Trent feuerte seine Waffen ab - alle.
Die Raketen und Autokanonengranaten fachten das Feuer in der Ruine nur weiter an. Er fühlte eine leichte Hitzewelle durch das Cockpit ziehen und hörte, wie zusätzliche Munition in die Kammern fiel. Er wartete nicht, sondern feuerte sofort wieder. Diesmal stellte er sich vor, Jez und Sterncolonel Moon vor den Rohren zu haben. Wieder schlug ein Feuersturm aus Tod und Vernichtung über das zertrümmerte Gebäude herein. Die Flammen wurden von der Druckwelle auseinandergefegt und erfaßten ein benachbartes Haus. In diesem Augenblick erkannte Trent, daß der Totentanz, nachdem er einmal begonnen hatte, nicht mehr zu stoppen war. Selbst sein Versuch, eine weitere Vernichtung zu verhindern, hatte geholfen, die Verwüstung auszubreiten. Das ist die Natur des Krieges ...
Plötzlich sah er etwas aus dem Inferno stürzen, das die Parder in Beaver Falls ausgelöst hatten. Es war ein Anblick, der ihm körperliches Unbehagen bereitete. Eine Gruppe Menschen, wahrscheinlich eine Familie, kam aus den Flammen und Explosionen und rannte auf den Park zu, in dem Trent und sein Stern in Stellung gegangen waren.
Trent kannte sich mit Familien nicht aus. Wahrgeborene wußten nichts von derartigen Dingen, auch wenn sie sich bewußt waren, daß sie Teil der gesellschaftlichen Wirklichkeit von Freigeborenen waren. Er verstand möglicherweise das Konzept, aber dessen Bedeutung überstieg seinen Begriffsrahmen. Und doch fühlte er in seinem Herzen etwas für diesen Mann, die Frau und die drei Kinder. Sie mußten geglaubt haben, dem Feuer und den Explosionen entkommen zu sein, aber dann erstarrten sie jäh. Plötzlich sahen sie sich fünf der titanischen Vernichtungsmaschinen gegenüber, die für die Zerstörung ihres Zuhauses und den Tod ihrer Freunde verantwortlich waren.
Sie wollten die Richtung ändern und davonlaufen, aber dazu kamen sie nicht mehr. Lior senkte seinen Kampfdämon in die Hocke und schwenkte seine Geschütze in ihre Richtung. Trent setzte an, ihn zu stoppen, aber er brachte den Befehl nicht mehr rechtzeitig über die Lippen. Lior feuerte mit allen Waffen, die sein Mech besaß. Granatensalven zerfetzten den sattgrünen Parkboden, und Raketen stürzten zischend auf die Flüchtlinge herab. Ein greller Lichtblitz zuckte auf, gefolgt von einer Säule aus dichtem weißen Qualm, die in den klarblauen Himmel stieg. Zurück blieben nur ein Krater, rauchende Erde und die Erinnerung an fünf Menschen, die in einem Augenblick vernichtet worden waren. Es war ein Bild, das Trent nie mehr vergessen sollte.
Lior war ein Mitglied seines Sterns, einer seiner Krieger. Nach Clanregeln war es dasselbe, als hätte Trent selbst den Auslöser gedrückt und die Breitseite abgefeuert. Lior fühlte sicher keine Schuld. Statt dessen visierte er ein weiteres Gebäude an, einen hohen Turm, wahrscheinlich ein Getreidesilo, und nahm es unter Beschuß.
Trent feuerte eine Weile nicht weiter und bremste den Waldwolf ab, während er zusah, wie das Dörfchen Beaver Falls vor seinen Augen unterging. Ein Gebäude um das andere, ein Leben nach dem anderen, alles, was den Ort ausgemacht hatte, wurde von der Oberfläche des Planeten gefegt. In ein paar Jahrzehnten würde sich niemand mehr an diese Siedlung erinnern. Dafür würde der Nebelparder sorgen.
Diese Leben lasten auf meinen Schultern. Ihr Blut klebt an meinen Händen. Unbewaffnete, Unschuldige. Eine Verschwendung von Menschenleben, die Nicholas Kerensky aus dem Grab holen müßte. Das ist nicht die Art Krieg, die zu führen ich gezüchtet wurde. Dies ist nicht die Art Krieg, für die ich gemacht bin.
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Feld-HQ des
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