BattleTech 40: Die Jaeger
vorgesehen hatte. Gewohnheitsmäßig hatte er einiges an wertvollen Informationen über die tägliche Routine der ComGuards gesammelt, aber bisher kannte er weder die Art noch das Objekt seiner Mission. Seine Ausbildung verbot ihm jede Spekulation darüber. Vorgefaßte Meinungen, so richtig sie auch waren, konnten seine und die Reaktion seiner Leute beeinflussen, wenn es tatsächlich Zeit wurde, ihre Mission auszuführen.
Hatsumi brauchte ein paar Minuten, um die Maschine abzuschalten, die zahlreichen Gurte zu lösen und auszusteigen. Als er das winzige Büro des Tagesoffiziers an der Rückwand der riesigen Stahlbetonhalle erreichte, wartete der Anrufer schon einige Zeit.
Der ComGuard-Adept, ein kurzer, drahtiger Mann mit vernarbtem Gesicht, betrachtete den Dienst als Tagesoffizier offensichtlich als Verschwendung seiner kostbaren Fähigkeiten. Er starrte Hatsumi verärgert an und zeigte mit scharfer Bewegung auf das Visiphon. »Leitung vier.« Seine Stimme klang hart und gepreßt. »Nur Stimme, benutz den Hörer. Du weißt, daß private Anrufe hier nicht gestattet sind, will ich hoffen?«
»Ja, Sir.« Hatsumi verbeugte sich entschuldigend. »Es tut mir leid. Es wird nicht wieder vorkommen.«
Der ComGuardist schnaubte und drehte sich wieder zu seiner Konsole um.
»Hallo?«
Der Sichtschirm zeigte graues ›Schneegestöber‹. Ein kleiner roter Leuchtpunkt wies darauf hin, daß der Videoteil des Anrufs am anderen Ende der Leitung abgeblockt wurde. Der Handhörer mußte noch aus der Zeit vor dem letzten Nachfolgekrieg stammen. Die Tonleitung war von Statik überlagert und zischte oder krachte bei jedem Wort des Anrufers.
»Hatsumi? Machen Sie Ihre Leute fertig. Es wird Zeit, Ihre Mission in Angriff zu nehmen.« Die Stimme des Anrufers war nicht zu identifizieren. Vermutlich war das beabsichtigt.
»Ja?« Seine tonlose Stimme verriet nichts von der plötzlichen Spannung, die durch seine Eingeweide zog.
»Außerdem habe ich eine Nachricht von unserem Freund auf Peacock. Ich soll Ihnen sagen: ›Der einsame Reisende kommt am schnellsten voran‹.«
»Ich verstehe.« Hatsumis Tonfall klang neutral. Bevor er den draconischen Planeten Peacock verlassen hatte, hatte sein Jonin Hatsumi einen einfachen Codesatz mitgeteilt, eine Zeile aus einem uralten Gedicht eines Autors namens Kipling. Als Botschaft von einem gemeinsamen Freund übermittelt, diente er dazu, den Sprecher als autorisiert zu identifizieren. »Danke für den Anruf.«
Hatsumi legte den Hörer auf die Gabel und bedankte sich noch einmal bei dem Adepten, der ihn aber keiner Antwort würdigte. Danach machte sich der Nekekami geruhsamen Schritts und ohne einen Blick zurück wieder auf den Weg durch den Mechhangar. Seine Kenntnis der menschlichen Natur sagte ihm, daß der ComGuardist so von seiner eigenen Wichtigkeit eingenommen war, daß er die Anwesenheit des niederen Arbeiters, der einen ungenehmigten Anruf erhalten hatte, bereits wieder vergessen hatte. Hätte Hatsumi sich jetzt jedoch beeilt oder Anzeichen von Heimlichkeit gezeigt, hätte er damit nur unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Also schlenderte er gemächlich davon, als wolle er zu seiner Arbeit zurückkehren.
Sobald er außer Sicht des Büros war, änderte er die Richtung und ging zu einem der zahlreichen Seiteneingänge des Hangars. Fünfhundert Meter entfernt lag der Hauptkommunikationsschuppen der Guards. Als Hatsumi eintrat, erhob sich der diensthabende Komm-Adept und setzte zu einer Frage an.
»Ich suche nach Adept Kipling. Man hat mir gesagt, ich könnte ihn hier finden.« Hatsumi ergriff als erster das Wort und kam dem Mann zuvor.
Der Mund des diensthabenden Offiziers klappte zu, und er starrte einen Augenblick lang ins Nichts. »Tut mir leid. Ich kenne niemanden mit diesem Namen.«
››Oh. Dann entschuldige ich mich für die Störung.« Hatsumi war wieder fort, noch bevor der Adept etwas sagen konnte. Nur einer der vier Männer im Kommschuppen zeigte die geringste Reaktion auf die kurze Störung. Honda Tan, auf dessen Montur der dreieckige Aufnäher mit dem silbernen Z eines ComGuards-Techakoluthen prangte, kniff leicht die Augen zusammen, als er den Namen des Dichters hörte.
Noch zweimal wiederholte Hatsumi seine Scharade, einmal in der Krankenstation, wo Rumiko Fox als Pfleger arbeitete, und noch einmal im Munitionsbunker für Keiji Sendai. Obwohl er kein direktes Wort mit seinen Teamkameraden wechselte, erreichte seine Botschaft alle drei laut und deutlich.
Zwanzig Minuten
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