BattleTech 42: Feuer und Schwert
begangen, indem er ihn mit einem höheren Rang ansprach, als ihn dieser tatsächlich innehatte. Traditionell konnte es an Bord eines Raumschiffs nur einen Kapitän oder Captain geben, und alle anderen Offiziere dieses Rangs, insbesondere Bodenstampfer, wurden für diese zeitlich engbegrenzten Umstände ehrenhalber als Major bezeichnet.
»Einen Augenblick, Skipper«, bat Montjar und drehte sich zu der mit einem Overall bekleideten Frau neben sich um. »Was meinen Sie, Sal?«
»Es sieht nicht gut aus, Major«, antwortete Sally Royale, die Abwurfmeisterin der Marcinko. »Wir können sie planmäßig abwerfen. Das ist nicht das Problem. Das Missionsprofil sieht einen geheimen HALO-Abwurf vor. Aber angesichts der Wetterbedingungen würde ich das nicht empfehlen. Wenn Sie einen HALO versuchen, werden Sie sich mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als fünfzig Prozent entweder auf dem Weg nach unten oder beim Aufprall wenigstens verletzen. Ein NiedrigausstiegsAbwurf wäre viel sicherer.«
»Hn-nh«, bestätigte Montjar. »Sicherer, aber auch viel schwerer geheimzuhalten. Ich glaube kaum, daß die Falken uns mit einem ungewöhnlich großen Vogel verwechseln, wenn wir mit diesem Schiff runterkommen. Was meinen Sie?«
»Also, die Ortung meldet, daß die Sekundärzone frei ist«, stellte Royale fest und schaltete den Monitor auf eine computeranimierte Darstellung laut den Sensorabtastungen des Landungsschiffs ein. »Wir könnten zur Ausweichzone fliegen und den Hochausstiegs-Abwurf durchziehen, aber dann müßten Sie ihre Ausrüstung über ziemlich unzugängliches Gelände schleppen. Die erste Angriffsphase ginge zu Ende, bevor Sie auch nur in Sensorreichweite des Falkenhorstes wären.«
»Jaaaaaa.« Montjar dehnte das Wort in einen Fluch. Mit einem Kopfschütteln - und offensichtlich mit keiner der sich ihm bietenden Alternativen allzu glücklich - traf er eine Entscheidung. »Na schön, wir bleiben bei der primären Abwurfzone und steigen aus niedrigerer Höhe aus. Skipper?« »Ich höre«, reagierte der Pilot der Marcinko. »Bringen Sie uns unter die Wolkendecke. Wir gehen flach rein.«
»Okay.« Montjar fühlte, wie sich das Landungsschiff nach vorne neigte, noch bevor die aus einem einzigen Wort bestehende Antwort krachend über den Interkom kam. »Radar meldet eine Wolkendecke in dreihundert Metern. Ich fliege so niedrig an, wie es möglich ist. Auf diese Weise haben die Falken weniger Gelegenheit, Sie auf dem Weg nach unten abzuschießen.«
»Vielen Dank.« Montjar sah zu Royale hin, die über seine sarkastische Antwort an ihren Vorgesetzten traurig grinste.
* * *
Minuten später jagte das Landungsschiff der Claymore Klasse keine fünfhundert Meter über dem Felsengrat der Östlichen Berge durch die dichten grauen Wolken.
»Hoch!« brüllte Royale die gepanzerten Kommandosoldaten an.
Die in ihren Scout-Krötenpanzern nicht zu unterscheidenden zwanzig Männer und Frauen der Einheit standen auf und drehten sich zum Abwurfschott der Marcinko. Jeder von ihnen packte mit der Greifhand des Anzugs nach einem stählernen Schnapphaken. Von dieser federgeladenen Doppelklammer hing ein schwerer Nylongurt, dessen anderes Ende mit einem schweren Fallschirmtornister auf dem Rücken des Soldaten verbunden war.
»Einhaken!« schrie Royale, und zwanzig Schnapphaken wurden an einem Stahlkabel befestigt, das unter der Decke des Abwurfhangars verlief. »Reißleine prüfen.«
Die Kommandosoldaten kannten den Drill ebenso auswendig wie Abwurfmeisterin Royale, und für einen Außenstehenden mochte die Abfolge der gebrüllten Befehle und standardisierten Reaktionen etwas Lächerliches besitzen, aber es gab ernste und möglicherweise lebensbedrohliche Gründe für jede dieser Handlungen. Die Tollwütigen Füchse würden aus dreihundert Metern Höhe durch die stürmische Nacht über feindlichem Gebiet abspringen. Unter diesen Umständen gab es keinen Platz für Fehler. Deshalb wurden die uralten, noch aus den Zeiten überlieferten Rituale, in denen die Nationen Terras gegeneinander gekämpft hatten, gewissenhaft befolgt.
»Ausrüstung prüfen.«
Jeder der Füchse fuhr mit der Hand über die Nylonreißleine, die seinen Fallschirm mit dem Deckenkabel verband und vergewisserte sich, daß sie sicher eingehakt war. Dann kontrollierte er die Auslösevorrichtung und den Reserveschirm, um sicherzugehen, daß beide einwandfrei funktionierten, wenn es soweit war. Anschließend überprüfte er die Ausrüstung des Kameraden vor sich, die Reißleine
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