BattleTech 44: Falke im Aufwind
Rückseite der zweiten Münze stand, den Austragungsort wählen durfte. Dianas Münze war als zweite aufgetaucht, und es hatte die Andeutung eines Lächelns um ihre Mundwinkel gespielt, als sie nach der Entscheidung ihres Gegners für den BattleMechkampf die Falkenhöhlen als Ort bestimmt hatte.
Jetzt, allein in seinem Quartier, ging Ravill dieser Augenblick nicht aus dem Sinn. Bei der Zeremonie war der Saal plötzlich erfüllt gewesen von den wütenden Reaktionen der anderen Anwesenden. Diana schien ihren Widerstand genossen zu haben. Die Zuschauer waren eindeutig Ravills Meinung gewesen, als der darauf hingewiesen hatte, daß die Höhlen eine hochgeschätzte Touristenattraktion darstellten. BattleMechs hineinzuschicken, Maschinen, die äonenalte Tropfsteinmotive beschädigen oder sogar zerstören konnten, wäre eine Entweihung.
Diana hatte nicht nachgegeben.
»Die Höhlen sind groß genug für Mechs, frapos?« hatte sie ruhig gefragt und die Wut ihrer Umgebung völlig ignoriert.
»Pos.«
»Und bei der Wahl des Austragungsortes steht mir ganz Ironhold frei, selbst sein Mond, solange der Kampf nicht in der Nähe von Siedlungen stattfindet, frapos?«
Die Anspielung auf den Mond bezog sich natürlich auf Rhea, wo ihr Vater seinen letzten Blutrechtskampf ausgetragen hatte.
»Nun, pos.«
»Dann habe ich alle Bedingungen erfüllt. Ich wähle die Falkenhöhlen als Austragungsort.«
Ravill Pryde hatte einen Augenblick geschwiegen. Der hochgewachsenen Diana gegenüber war er sich seiner kleinen Statur ungewöhnlich bewußt. Obwohl sie freigeboren war, hatte sie schon immer die Zähigkeit und Grobschlächtigkeit wahrgeborener Jadefalken-Krieger zur Schau gestellt. Er hatte sie noch nie so selbstsicher gesehen. Der Gedanke, daß diese Freigeborene nur noch einen Schritt von einem Blutnamen entfernt war, behagte ihm ganz und gar nicht.
Nach einem langen, starren Blick in Dianas Augen hatte er dann festgestellt: »Nun gut. Die Falkenhöhlen ziehen vor allem Freigeborene an, also dürfte eine Beschädigung kaum ins Gewicht fallen.«
Der Freigeborenen-Kommentar Ravill Prydes war kalkuliert gewesen. Aber wenn Diana sich von der Beleidigung getroffen gefühlt hatte, so hatte sie es sich nicht anmerken lassen.
Grelev hatte ihm mitgeteilt, daß ganz Ironhold City über die Wahl der Höhlen aufgebracht war.
»Es wird kaum jemanden geben, der es bedauert, Dianas Niederlage dort zu sehen«, hatte Grelev auf seine übliche, wohlüberlegte Weise gesagt. Dieser Mann verursachte Ravill Pryde mit jedem Satz eine Gänsehaut.
»Ich hätte gedacht, die Tatsache, daß sie freigeboren ist, wäre genug Grund, Diana zu verachten.«
»Das auch«, erwiderte Grelev.
Dann hatte er pflichtbewußt den Raum verlassen und Ravill mit seinen Gedanken allein gelassen.
Ich hätte nie erwartet, daß sie es so weit schafft. Mein Fehler. Ich hätte erkennen müssen, daß ihre Dickköpfigkeit auch hier zu ihrem Vorteil wirkt. Wenn ihr das Wunder gelingt und sie diesen hochbegabten Krieger tatsächlich besiegt, weiß ich nicht, ob ich ihren Sieg ertragen kann. Aber was soll ich tun? Was kann ich tun?
In diesem Augenblick nahm ein Plan in Ravill Prydes Gedanken Gestalt an.
Joannas Aussprache war zögernd, aber was sie sagte, ergab doch einen Sinn.
»Hast du Diana heute abend gesehen, als ich sie vor diesem Leif warnte? Sie kennt ihn, Hengst. Sie scheint zu glauben, er ist, ich weiß nicht, ein netter Bursche oder so etwas. Ich hasse das.«
Hengst nickte. »Du hast recht. Je weniger man über seinen Gegner weiß, desto besser.«
»Sie könnte ihn als Freund sehen und im entscheidenden Augenblick zögern. Versuchen, ihn zu besiegen, ohne ihn zu verletzen, oder davor zurückschrekken, ihn zu erledigen, wenn sich die Möglichkeit bietet.«
»Sieh es einmal so. Wenn sie eines Blutnamens würdig ist, wird sie sich wie eine Kriegerin verhalten müssen, mit allen Implikationen dieses Begriffes.«
»Verschone mich mit deinem kostbaren Bücherwissen.«
»Das stammt aus keinem Buch. Es ist meine eigene Erfahrung. Ich glaube fest daran, daß ein Krieger nicht zögert, wie du es ausgedrückt hast. Wäre Aidan Pryde plötzlich mein Feind geworden, hätte ich ihn umgebracht, so einfach ist das. Wahre Krieger lassen sich nicht von Freundschaft oder Kameradschaft an der Ausführung ihrer Pflicht hindern.«
»Hehre Worte, Hengst. Wenn Diana einen Fremden, der Sekunden vorher noch versucht hat, sie zu beschämen, aus seiner Kanzel zerren kann, ist sie auch fähig, auf Grund
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