BattleTech 52: Phoenix
eingebaut...«
»...Gibst du mir mal bitte das Laserskalpell?«
Anastasia reichte es ihm kommentarlos und schwieg.
Jason stocherte weiter. »Und sonst? Nur Positives?«
»Na ja, weißt du, ich habe seit drei Jahren keinen Mech über 25 Tonnen mehr gesteuert. Es ist schon 'ne kleine Umstellung auf einen 80-Tonner.«
Jason streckte seine Hand fordernd aus dem Torso. »Den Stabilitätstester.«
Anastasia gehorchte und gab ihm den handlichen Scanner. Sie fuhr fort: »Aber ich glaube, in spätestens drei Tagen habe ich den Dreh raus.«
»Und du stammst wirklich von Terra?«
Stille.
Jason hatte gehofft, dass die Frage nebensächlich klang und sein wirkliches Interesse verbarg. Es hatte wohl nicht geklappt.
Anastasia erwiderte erstaunt »Woher weißt du das?«
Jason lachte: »Ich habe Beziehungen.«
»Dein Vater hat dir das gesagt?«
»Mr. Thornten, Anastasia. Er ist nicht mehr mein Vater. Aber du hast Recht.«
»Was hat er alles erzählt?« Ihre Stimme vibrierte.
»Ich kann mich nicht mehr an den genauen Wortlaut erinnern, irgend etwas mit ComStar, einer wohlhabenden Familie und einem kleinen Betrug - auf jeden Fall war es nicht schmeichelhaft für dich, das weiß ich noch...«
Anastasia entgegnete heftig: »Ich möchte nicht darüber reden.«
»Klar. Wer möchte das schon... bitte das Standard3-Kabel.«
Stille.
Jason hantierte kurz herum, fluchte dann und knurrte verärgert: »Willst du mich sabotieren? Ich will keine Standards sondern eine 3er.«
Er warf das Kabel aus dem Torso. Anastasia zuckte zusammen und reichte ihm das richtige Kabel.
Diesmal war Jason zufrieden. »Aber... nimm's mir nicht übel, da gibt es eine Sache, die mich brennend interessiert.«
»Ich höre«, erwiderte Anastasia gespannt.
»Weshalb tauschst du ein Leben auf Terra mit dem Leben einer Söldnerin? Ich meine, viele würden ihr Leben dafür geben, nur ein Mal Terra zu sehen. Und du lässt diesen Planeten einfach links liegen.«
Anastasia ordnete ihre Gedanken. Genau diese Frage war ihr selber schon in dem ein oder anderen ruhigen Moment gekommen, etwa wenn zwischen zwei Angriffswellen ein paar Minuten lang Pause war, wenn ihr Mech kurz vor der Zerstörung stand, wenn gerade wieder ein guter Freund vor ihren Augen ausgelöscht worden war und wenn ihre Wut überhand genommen hatte und sie absichtlich und nur zum Abbau der eigenen Frustration Zivilisten getötet hatte. Dann kamen ihr solche Fragen.
Weshalb befand sie sich nicht auf der sicheren Erde, im direkten Einflussbereich des allmächtigen ComStar-Ordens? Und wieso hatte sie keinen ganz normalen Beruf und zu Hause einen Mann, der sie über alles liebte, und zwei kleine Kinder? Warum war sie hier? Hier, im Kreuzfeuer von Autokanonen, Kurzstreckenraketen und PPKs? Wieso wusste sie nicht, was ein ›Zuhause‹ war?
Sie seufzte tief und antwortete: »Ich... liebe das Gefühl der Macht, in einem Mech zu sitzen. Es gibt zwar auch einige MechRegimenter auf Terra, vielleicht sogar die besten in der Sphäre, aber das ist nicht das Gleiche. Terra wird nie angegriffen. Niemand würde so was wagen. Als Söldner ist man immer voll im Geschehen. Immer an vorderster Front, bei jeder Offensive von der Partie und für alle Häuser da. Das Gefühl, im Gefecht eine Breitsalve abzugeben, während dein Mech sich aufheizt, dir die Atemluft raubt, du verschwitzt und im... Blutrausch dasitzt, auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigst und die Sprungdüsen aktivierst, alles innerhalb von Sekunden, das ist einfach... ach, was rede ich? Du weißt das ja selber.«
Jason streckte seinen Kopf aus dem Torso und fragte skeptisch: »Und das stellt einen auf die Dauer zufrieden?«
Anastasia lachte bitter. »Nein, Jason, das nicht. Aber es lässt dich vergessen.«
Tomas Anderson lag müde neben Jasmine Lambert. Ihre leidenschaftliche Hingabe war jedes Mal etwas Besonderes. Es war seine Art des Vergessens. Vor allem heute war das wichtig.
Sie fuhr ihm sanft mit dem linken Zeigefinger über den Rücken. Tom zuckte unmerklich zusammen. Jasmine lächelte zufrieden.
Tom drehte sich zu ihr um und betrachtete sie. Ja, sie sah gut aus, das war nicht zu bestreiten. Tom schien es manchmal, als wenn sie die einzige Person im Universum wäre, die ihm nicht schaden wollte. Heute war es genauso. Da ging so eine Ruhe und Friedfertigkeit von ihr aus, die er nur von ihr kannte. Die Welt da draußen war hart und brutal - für eine Weile hatte er sie ausgesperrt.
Er lächelte. »Die Sache hat ja wenigstens eine gute Seite.«
Jasmine runzelte
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