BattleTech 58: Drohendes Verhängnis
Lyranische Allianz, 1. November 3065
New Saso, New Syrtis
New-Syrtis-PDZ, Mark Capella, Vereinigte Sonnen 1. November 3065
Kurz nach drei Uhr morgens nützte der Kaffee nicht mehr viel. Sie war seit fast fünfundvierzig Stunden wach, und Major General Deborah war kein Teenager mehr. Sie konnte einen Körper ihres Jahrgangs einfach nicht so schinden, ohne dafür bezahlen zu müssen. Andererseits blieb ihr keine Wahl. Seit der Duke ... Nein! Sie blockte den Gedanken ab. Mehr Kaffee.
Sie stand von ihrer Computerkonsole in der Kaverne auf und trat zum Kaffeetisch, wie er zur Grundausstattung jeder Militäranlage gehörte, seit es Militäranlagen gab - und sogar schon einige tausend Jahre länger, bis zurück ins antike Äthiopien auf Terra, wo Krieger die Bohnen gekaut hatten, um Energie zu tanken. Momentan wünschte sie sich selbst ein paar Bohnen, die sie kauen konnte.
Zum Teufel mit dieser Pisse. Ich brauche Konzentrat!, dachte sie. Alles, solange es sie nur auf den Beinen hielt. Sie nahm die volle Kanne Kaffee von der Warmhalteplatte, warf den vollen Filter in den Müll und setzte einen neuen Topf auf. Doppelt gefiltert! So stark, dass der Löffel drin stehen blieb.
»General Palu, wir haben gerade die Bestätigung von Station Alpha erhalten«, meldete ein KommTech von einer Konsole ein paar Schritte entfernt. »Sie werden auch angegriffen.« Sie antwortete nicht und konzentrierte sich stattdessen auf das langsame Tröpfeln der schwarzen Flüssigkeit in die Glaskanne.
»Ah, Ma'am?«
Deborah hob abwehrend die Hand, damit er ruhig blieb, während sie wartete, bis genug Kaffee durch den Filter geflossen war, um die Tasse wenigstens halb zu füllen. Ein paar Sekunden mehr oder weniger machten nicht den geringsten Unterschied, und wenn sie nicht irgendetwas hatte, um die Dämonen auf Distanz zu halten, nützte sie ohnehin niemandem etwas.
Plink, plink, plink. Seltsam, wie man seine ganze Konzentration, sein ganzes Bewusstsein in etwas versenken konnte, was eigentlich gar nichts war. Einen Mech steuern, ihre Ultraleichtmaschine fliegen, sich mit einem Partner vereinigen: Darin konnte sie aufgehen. Aber zuzusehen, wie eine Flüssigkeit tropfte? War es nur die Übermüdung, gekoppelt mit dem betäubenden Wissen über die Invasion, die über ihr geliebtes New Syrtis hereinbrach, während ihr geliebter ... Nein!
Sie versuchte, ihren Geist wieder zu leeren, bis der langsam tropfende schwarze Kaffee ihr gesamtes Bewusstsein ausfüllte, sie völlig verschluckte. Als sie jäh aufschreckte, erkannte sie, dass zehn Minuten oder mehr vergangen sein mussten. Die Kanne war randvoll. Erschrocken tastete sie nach einer großen Tasse, schenkte sich ein und nahm einen langen, langen Zug, der ihr den Mund verbrannte. Sie knallte die Tasse zurück auf den Tisch und verbrannte sich auch die Hand, als brühend heißer Kaffee überschwappte. Gut, dachte sie. Das ist die Buße für diese unentschuldbare Unkonzentriertheit. Wenigstens würde der Schmerz ihr helfen, wach zu bleiben.
Sie drehte sich zu dem KommTech um, der sie angesprochen hatte. »Warum haben wir den Bericht nicht gestern schon erhalten? Ist das ein neuer Angriff?«
»Nein, Ma'am. Anscheinend war Station Alpha in einem äußerst heftigen Schneesturm gefangen, der erst jetzt weit genug nachgelassen hat, um Funkverkehr zuzulassen.« Auf einer Welt, für die Schneestürme zum Alltag gehörten, war es die Untertreibung des Jahres, wenn ein Einheimischer einen davon als >äußerst heftig< bezeichnete. Das war etwa so, als hätte er behauptet, die Truppen liebten ihren Herzog.
Nein! Nein!
Sie stand nur da, von ihren eigenen Gedanken gelähmt. Eine Seite ihres Gehirns brüllte »Nein!«, die andere brüllte es ebenfalls. Die KommTechs schauten einander schweigend an, als wollten sie fragen, ob Deborah unter der Belastung zusammenbrach. Es war nicht undenkbar, und sie war sich selbst nicht sicher, ob sie diese Tortur überleben würde.
Aber sie war nicht völlig erschöpft. Sie besaß noch genug Geistesgegenwart, zu erkennen, dass sie aufhören musste, sich der Wahrheit zu verweigern, sonst riskierte sie, nicht nur ihre Männer zu verlieren, sondern auch ihren Herzog. Da. Sie hatte es getan. Diese verdammten Capellaner hatten ihren Duke angegriffen! Ihr Leben. Den einzigen Grund ihres Daseins. Selbst in der Sicherheit ihrer eigenen Gedanken wagte sie kaum, die Wahrheit auszusprechen: den Mann, den sie liebte.
Sie hatte stumm und ungläubig zugehört, wie der Arzt seinen
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