Baudolino - Eco, U: Baudolino
Katzenpfoten, die beiden anderen mit gleicher Entschiedenheit, aber ein wenig langsamer wegen der Schwierigkeit, die ein dreigestaltiges Tier mit der Abstimmung seiner so verschiedenen Fortbewegungsweisen hat.
Als erster ergriff die Initiative Aleramo Scaccabarozzi genannt il Ciula, der sich inzwischen nicht mehr von seinem Bogen trennte. Er schoss einen Pfeil mitten in den Kopf der Katze, die sogleich tot zusammenbrach. Bei diesem Anblick machte die Chimäre einen Satz nach vorn. Mutig trat ihr der Cuttica aus Quargnento entgegen, um sie zu durchbohren, wobei er ausrief, bei sich zu Hause habe er es geschafft, liebestolle Stiere sanft wie Tauben zu machen, aber da tat die Bestie unversehens einen weiteren Satz, fiel über ihn her und hatte ihn schon mit ihren Löwenpranken gepackt, als der Poet, Baudolino undColandrino herbeieilten, um ihr so lange mit Schwerthieben zuzusetzen, bis sie den Griff lockerte und zu Boden stürzte.
Inzwischen hatte die Mantikore angegriffen. Ihr traten Boron, Kyot, der Boidi und der Porcelli entgegen, während Solomon sie mit Steinen bewarf, in seiner heiligen Sprache fluchend, Ardzrouni sich zurückzog, nun auch schwarz vor Entsetzen, und Abdul sich, von einem heftigen Fieberanfall erfasst, in Krämpfen am Boden wand. Die Bestie schien die Situation mit zugleich menschlicher und tierischer Schläue zu bedenken. Unerwartet behende stieß sie jeden beiseite, der ihr in den Weg trat, und noch ehe jemand sie verwunden konnte, stürzte sie sich auf den wehrlosen Abdul, schlug ihm ihre dreifachen Zähne in eine Schulter und ließ auch nicht los, als die anderen herbeigeeilt kamen, um ihren Genossen zu befreien. Sie brüllte unter den Schwerthieben, aber sie hielt Abduls Schulter verbissen fest, so dass er heftig blutete und die Wunde immer größer wurde. Endlich konnte die Mantikore den wütenden Hieben ihrer vier rasenden Gegner nicht länger standhalten und hauchte mit einem grässlichen Röcheln ihr Leben aus. Aber es war sehr mühsam, ihre Kiefer zu öffnen und den armen Abdul aus ihrem Griff zu befreien.
Am Ende dieser Schlacht hatte der Cuttica einen verletzten Arm, aber Solomon verarztete ihn bereits mit einer Salbe aus seinen Beständen und sagte, er werde bald wieder wohlauf sein. Abdul hingegen wimmerte matt und verlor viel Blut. »Verbindet ihn«, sagte Baudolino, »so schwach, wie er war, darf er nicht auch noch bluten!« Sie versuchten alles mögliche, um den Blutstrom zu stillen, sie nahmen sogar ihre Kleider, um die Wunde zu verbinden, aber das Ungeheuer hatte die Zähne tief in den Leib gegraben, vielleicht bis zum Herzen.
Abdul phantasierte. Seine Prinzessin müsse ganz nahe sein, murmelte er, und er könne nicht ausgerechnet jetzt sterben. Sie sollten ihm auf die Beine helfen, bat er, und als sie es versuchten, mussten sie ihn festhalten, denn es war klar, dass die Bestie irgendein Gift in seine Adern gespritzt hatte.
Auf seine eigene Fälschung vertrauend, holte Ardzrouni aus Abduls Reisegepäck den Täuferkopf, zerbrach das Siegel, nahm den Schädel aus dem kopfförmigen Reliquiar und legte ihn Abdul in die Hände. »Bete«, sagte er, »bete für deine Genesung.«
»Blödmann«, fauchte der Poet, »erstens hört er dich nicht, und zweitens ist das der Kopf von wer weiß wem, den du dir aus einem entweihten Friedhof geholt hast.«
»Jede beliebige Reliquie kann den Geist eines Sterbenden neu beleben«, sagte Ardzrouni.
Am späten Nachmittag konnte Abdul nichts mehr sehen und fragte, ob sie wieder im Wald von Abkasia seien. Als klar war, dass es mit ihm zu Ende ging, entschloss sich Baudolino wieder einmal – wie gewöhnlich aus gutem Herzen – zu einer Lüge.
»Abdul«, sagte er, »jetzt bist du am Ziel deiner Wünsche. Du bist angekommen, wohin du immer gewollt hast, du musstest nur noch die Prüfung der Mantikore bestehen. Hier, sieh her, deine Herrin steht vor dir. Als sie von deiner unglücklichen Liebe erfuhr, ist sie herbeigeeilt von den Rändern des seligen Landes, in dem sie lebt, gerührt und hingerissen von deiner Ergebenheit.«
»Nein«, hauchte Abdul, »das ist nicht möglich. Sie kommt zu mir, und nicht ich zu ihr? Wie werde ich so viel Glück aushalten können? Sagt ihr, sie soll warten. Helft mir auf, ich bitte euch, dass ich ihr entgegengehen und ihr huldigen kann ...«
»Sei ruhig, mein Freund, wenn sie es so beschlossen hat, musst du dich ihrem Willen fügen. Hier, mach die Augen auf, sie beugt sich über dich.« Und während Abdul die Lider
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