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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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fragt der Kommissar den Setzer.
    »Ich habe doch für Herrn Padberg Manuskript holen müssen. Und da kam der aus dem Dunkeln und schmiß einen Stein auf mich.«
    Der Kommissar betrachtet den Stein, der harmlos auf dem Teppich liegt.
    »Nette Häuser bauen Sie sich, Thiel. Werden Sie so bald nicht rauskommen aus den Häusern.«
    Und zum Setzer: »Was für Manuskript sollten Sie denn Herrn Padberg bringen?«
    |443| »Das da auf dem Schreibtisch«, sagt der Setzer und deutet.
    Plötzlich fällt Thiel etwas ein. Die Lade war doch leer, als Padberg abreiste! Und jetzt …
    Oh, wir Ochsen! denkt er. Wir haben immer nur an Stehlen gedacht, aber Belastendes einschmuggeln … armer Padberg!
    Der Kommissar blättert ein bißchen. »Hübsch. Sehr hübsch. Schwarzer Tag für die Bauernschaft. Finden Sie nicht, Thiel?«
    »Das sind alles verdammte Lügen«, sagt Thiel wütend. »Padberg kannte seinen Einbrecher schon. Der hat seinen Schreibtisch aufgeräumt, als er nach Berlin fuhr. Was hier ist, das haben die eingeschmuggelt, die roten Fälscher.«
    »Interessant«, sagt Tunk.
    »Hübsch«, sagt Tunk. »Also ausgeräumt? Na, wir unterhalten uns über all das noch. Ist Herr Padberg in seiner Wohnung?«
    »Er hat mich doch geschickt, als er heute nacht aus Berlin kam.«
    »Schicken. Kommen«, nörgelt der große politische Kriminalist. »Holen wäre besser gewesen. Selber holen. Na, holen wir ihn jetzt. Wird uns ja nicht durch die Binsen gehen. Holen die große Bauernschaft ein bißchen durch den Kakao, was, Herr Thiel?«
    »Holen Sie man!« sagt Thiel böse. »Wir kommen auch wieder dran.«

|444| SECHSTES KAPITEL
Gareis, der Sieger
    1

    Eine stille, bedrückte Schar hockt am nächsten Morgen in den Räumen der »Bauernschaft« beieinander. Nicht im Redaktionszimmer, dort haust noch die Kriminalpolizei, sucht, liest, beschlagnahmt.
    Oben im Korrektorzimmer sitzen sie, alles neue Gesichter, in der Nacht noch von Vater Benthin, den der verhaftete Padberg im letzten Augenblick heranrief, zusammengeholt: Bauer Biedermann, Bauer Hanke, Bauer Büttner, Bauer Dettmann.
    Die alten sind fort, die alten sind alle im Gefängnis: Thiel und Padberg zuerst, dann Bandekow, dann Franz Reimers, dann Rohwer und Rehder.
    Und drunten im Setzersaal warten die Linotypes auf Fressen, die Zeitung soll gesetzt werden. Das Land, durch die Morgenpresse benachrichtigt, wartet, was die »Bauernschaft« sagen wird.
    Was sagt die »Bauernschaft«?
    Wer schreibt?
    Wer schon schreibt, wer mit eilender Feder vor Papier hockt, Bogen für Bogen vollmalt, das ist Georg Henning.
    Mit dem Dusel der Abenteurer grade in dem Moment aus der Polizeihaft entlassen, da die andern alle verhaftet werden, fährt er mit dem ersten Morgenzug nach Stolpe, grade recht ins Schlamassel, und nun sitzt er und schreibt.
    Vater Benthin ist sehr bedrückt. »Was werden die Bauern sagen? Bomben werfen, das paßt sich nicht. Das durften die doch nicht. Die Leute werden sagen: Nun haben Gareis und Frerksen doch recht gehabt.«
    |445| »Quatsch!« ruft Henning dazwischen. »Glaubt doch solchen Blödsinn nicht. Wer hat denn Bomben geschmissen? Thiel und Gruen! Sind das Bauern?«
    »Aber der Padberg …?«
    »Red keinen Stuß, Vadder Benthin. Davon verstehst du nichts. Erstens ist der Padberg auch kein Bauer, und zweitens ist er ganz unschuldig. Der weiß gar nichts. Dem haben sie hier ein stinkiges Ei in seinen Schreibtisch gelegt, die roten Brüder, die verdammten. Hört zu, was ich geschrieben habe. Feine Überschriften, die knallen nur so:
    Riesenblamage der Polizei – Regierung will die unbequeme Bauernschaft abwürgen – Entlassener Finanzbeamter und geisteskranker Hilfswachtmeister als Bombenschmeißer – Der rote Gareis läuft um sein Leben – Aufruf von Franz Reimers an die Bauernschaft …«
    »Was, du hast einen Aufruf von Franz Reimers?«
    »Natürlich habe ich einen – eben geschrieben.«
    »Aber das geht doch nicht!«
    »Warum geht das nicht? Ich weiß doch, was der Franz schreiben würde. Da ist es doch ebensogut, als wenn er es geschrieben hätte. Ich schreibe von den gemeinen Verdächtigungen. Daß unsere Bewegung rein ist, daß wir natürlich nichts dagegen machen können, wenn Außenseiter und Verrückte Bomben schmeißen.«
    »Richtig«, sagen die Bauern.
    »So ist das auch«, sagen sie.
    »Wir verurteilen jede Gewalttat. Wir sind gegen jede Gewalttat. Wir beschmutzen unsere gute Sache nicht.«
    »Das ist gut.«
    »Da hat der Franz recht.«
    »Und je mehr uns die

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