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Bauernopfer

Bauernopfer

Titel: Bauernopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Peter
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zupfte mit einem Ruck den Kragen ihres Kostüms zurecht, rollte ihren Stuhl ein wenig nach vorn und nahm einen Kugelschreiber und einen Geschäftsbrief zur Hand. Es war das unmissverständliche Zeichen, dass sie dieses Gespräch für beendet betrachtete. Übersetzt aus dem Nonverbalen hieß es in etwa: Sie finden den Weg hinaus ja alleine!
    Beim Hinausgehen rief Helmuth über die Schulter nach hinten: »Da ist übrigens kein Rasierschaum mehr da.«
     
    Während der Rückfahrt registrierte Charly Helmuths Verkehrseskapaden gar nicht. Zu sehr war er in Gedanken mit Gessler beschäftigt. Hätte er ihn doch festnehmen sollen? Aber dann müssten Staatsanwaltschaft und Gericht mitziehen. Ansonsten konnte er ihn nur eine Nacht lang in eine der Zellen im Erdgeschoss sperren, um ihm die Ernsthaftigkeit seiner Situation vor Augen zu führen. Aber blinder Aktionismus und Säbelrasseln waren nicht Charlys Stil. Lieber noch ohne Festnahme ermitteln und dann richtig zuschlagen. Wobei Charly aber schon fast überzeugt war, dass Gessler mit dem Tod vom Bichler nichts zu tun hatte. Es war zwar mit ziemlicher Sicherheit Gesslers Pistole, mit der Bichler erschossen worden war, jedoch wusste Gessler von diesem Umstand anscheinend nichts, sonst hätte er nicht die Schachtel mit dem Zubehör im Schrank gelassen. Außerdem war da immer noch sein Alibi, dessen Bestätigung aus Malaysia zwar noch ausstand, bei dem Charly aber nicht mit Überraschungen rechnete. Und der alte Fall? Na ja, wie das alles zusammenhing, musste sich erst noch zeigen. Vielleicht gab es dafür eine Erklärung, die jetzt nur noch niemand in Betracht gezogen hatte. Und überhaupt war ja noch gar nicht bewiesen, dass es sich bei der DNA-Spur aus den beiden Fällen wirklich um Gesslers DNA handelte. Allerdings rückten die bisherigen Verdächtigen, die Bichler-Söhne, Frau Heuschreck, der Pferde-Gustl, der Bauernverband und der Gewerbeverband, deutlich in den Hintergrund.
     
    Sandra war kurz vor ihnen auf die Dienststelle zurückgekehrt. Die Aktion in Gesslers Wohnhaus hatte wie erwartet keine entscheidenden Hinweise gebracht. Das Haus war eine kleine Villa, errichtet in der Zeit, als die Gessler GmbH ihren Höhepunkt erlebte. Seit der Scheidung vor acht Jahren bewohnte der Hausherr jedoch nur noch ein paar Räume des großzügigen Gebäudes. Die Durchsuchung des bewohnten Bereiches war schnell erledigt gewesen, denn Gessler war erkennbar kein Freund vom Horten privater Erinnerungen oder dem Sammeln unbedeutender Kleingeistigkeiten. Ein Arbeitszimmer gab es nicht, denn Gessler hielt sich offenbar mehr in seiner Firma auf als dort, in seinem Zuhause.
    Am interessantesten hatte Sandra das Gespräch mit der Aufwartefrau gefunden. Offenbar schien sie erfreut über die Abwechslung. Ohne zu fragen, hatte sie Kaffee gekocht und die Beamten auf ein Schwätzchen in die Küche gebeten.
    Was für ein Glück, dass sie zufällig da sei, denn sie komme ja nur dienstags und freitags. Früher sei sie jeden Tag gekommen. Aber das waren ja andere Zeiten gewesen, als die gnädige Frau noch hier wohnte. Die gnädige Frau sei schon eine vornehme Dame gewesen. Frau von Hocheitel habe größten Wert auf Anstand und Etikette gelegt. »Drum hat’s auch immer ein bisschen gefunkt zwischen den beiden, weil der Herr Gessler ist ja so mehr der bodenständige Typ, der mit ihren Konzerten, ihren Partys und mit den ganzen durchgeknallten Künstlern und den ›überkandidelten Kunstsachverständigen‹, wie er ihre Gäste immer nannte, nichts anfangen konnte.« Sie rieb ihr Kinn und dachte nach. Es sei schon eine komische Ehe gewesen, recht … kühl … und auch kinderlos. Nur damals, als der gnädigen Frau ihr Vater, der Herr Regierungsdirektor, Gott hab ihn selig, starb und sie das ganze Geld erbte, da sei das Verhältnis ein wenig liebevoller geworden und der Herr Gessler habe mehr Zeit mit seiner Gemahlin verbracht, habe sich gemeinsam mit ihr die Konzerte angehört und auf ihren Partys die exaltierten Gäste begrüßt. Aber trotz der Erbschaft sei dann die Firma vom Herrn Gessler immer schlechter dagestanden, soweit man das eben als einfache Haushälterin beurteilen könne. Jedenfalls seien die gemeinsamen Konzertbesuche wieder weniger und die Streitereien mehr geworden und schließlich habe die gnädige Frau vor acht Jahren die Konsequenzen gezogen und sich von ihrem Mann getrennt.
    Sandra fiel auf, dass sie eigentlich noch keine einzige Frage gestellt hatte und trotzdem die

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