BAUhERrNOPFER
weißen Schleim genüsslich ein. So werden wir mit dem Aquarium vielleicht doch noch irgendwann alle zufrieden sein.
Der Mauerfall
Die Zwischendecke ist ausgehärtet und ich erhalte vom Baumeister das Ok für die ersten destruktiven Arbeiten für unsere Elektro- und Sanitärinstallation. Mit einer Mauerfräse und dem Bohrhammer sorge ich für die Schlitze in den Wänden im Erdgeschoß. Dort sollen später einmal die Elektroleitungen, Wasserleitungen und Abflussrohre verlegt werden. Da wir in unserem Haus ein elektronisches System für Licht und Co. haben werden, laufen mehr als fünfzig Leerrohre bei einem Verteilerschrank zusammen. Dieser Schrank weckt mit seinen überdimensionalen Ausmaßen den Tim Taylor ( Hör mal wer da hämmert ) in jedem Mann. Der Kasten ist rund eineinhalb Meter breit und mehr als zwei Meter hoch, da kann man schon mal ins Schwärmen kommen.
Während ich im Erdgeschoß die Wände zerstückle, sind die Bauarbeiter an der Oberseite der Betondecke mit Hochdruck bei der Errichtung des Außenmauerwerks. Wenn die ihr Tempo beibehalten, dann werden sie bis heute am späten Nachmittag mit der westlichen Giebelmauer komplett fertig sein. Ich wasche mir den Staub mit dem Gartenschlauch ab, ziehe mir bürotaugliche Kleidung an und mache mich auf den Weg in die Firma.
Bereits während ich die Baustelle verlasse frischt der übliche Westwind etwas auf, sodass ich fürchte heute wieder einen stärkeren Sturm in unserer Gegend erwarten zu müssen. Die Arbeiter werden in der sengenden Hitze ein bisschen Wind sicher zu schätzen wissen. Auf dem Firmenparkplatz biegen sich die Fahnenmaste bereits verdächtig stark, weshalb ich schnellstens im Hauptgebäude verschwinde.
Dort angekommen erreiche ich, nach zwei Wochen voll vergeblicher Versuche, den Zimmerer der den Dachstuhl machen wird. Ich teile ihm mit, dass die Bauarbeiter diese Woche die Giebelmauern fertigstellen werden und er seine Leute schicken kann, um den Dachstuhl zu montieren. Er kann mir noch nicht genau sagen, wann die Truppe bei uns erscheinen wird, verspricht aber bis spätestens Ende nächster Woche fertig zu sein.
Gegen vier Uhr am Nachmittag fliegen die ersten Kühe vor meinem Bürofenster vorbei, oder zumindest etwas das wie eine Kuh aussieht. Da der Wind ziemlich stark geworden zu sein scheint, fahre ich sicherheitshalber zur Baustelle, um den Arbeitern zu sagen, dass sie für heute Schluss machen sollen. Gerade als ich meinen Kombi vor dem Grundstück einparke, platziert Mario, einer der Bauarbeiter, im obersten Ziegel der Giebelmauer einen selbstgepflückten Blumenstrauß für die Bauherrin. Ich sehe ihn noch hinuntersteigen und auf die Leiter treten, die vom Oberstock in den Garten führt, als die Mauer sich verdächtig neigt. Mit einem ohrenbetäubenden Knall kippt die gesamte westliche Giebelmauer um und hüllt den kompletten Rohbau in Ziegelstaub. Über Marios Kopf fliegen Ziegelstücke hinweg, woraufhin er in Panik von der Leiter springt und Gott sei Dank unverletzt am Boden landet. Ein zweiter Arbeiter hat hinter der Mischmaschine Deckung gesucht. Die Maschine bekommt bei mehreren schweren Treffern einige Dellen, aber der Arbeiter bleibt ebenfalls unverletzt.
Gregor war während des Mauerfalles direkt darunter im Erdgeschoß beschäftigt. Die Zwischendecke ist vom Betonieren noch komplett mit Metallstützen gesichert und hat gehalten. Für den Bautrupp ist die Woche jedoch gelaufen, denn sie werden erst am nächsten Montag den Schutt beseitigen und die Zwischendecke auf Beschädigungen überprüfen. Ich glaube langsam an ein Ende unserer Glückssträhne, denn eine eingestürzte Mauer erscheint mir nicht unbedingt ein gutes Omen zu sein.
Verletzt wurde außer der Mauer niemand, bei ihr kann man allerdings getrost von einem verfrühten Ableben sprechen, denn außer Schutt und Staub blieb nicht viel übrig. Gregor schildert die Ereignisse gerade dem Baumeister, der offensichtlich kaum glauben kann, dass die ganze Wand einfach umkippte. Er solle Fotos machen, um den Schaden zu dokumentieren. Bevor sich die Arbeiter in ihr Auto setzen, um wie jeden Donnerstag bereits ins wohlverdiente Wochenende zu fahren, erklärt mir unser Polier noch, dass die Wand mangels stützendem Dachstuhles und einer große Angriffsfläche leicht zum Opfer des Sturmes werden konnte, er so
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