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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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Kommandant hätte zwar Sergeis Vertrauen genossen, auf das Schiff hätte er sich dann aber im Gefecht nicht verlassen können. Also behielt Quinn das Kommando, aber Sergei würde genau darauf achten, wie der Mann darauf reagierte, einem Commodore unterstellt zu sein, der lediglich ein Bürgerlicher war. Die Helsinki – neben der Biscayne, der Sevastopol und der San Martin – seinem Befehl zu unterstellen, war nur erforderlich geworden, nachdem so viele Schiffe bei Pergamum zerstört oder beschädigt worden waren. Wenigstens hatte die Helsinki überlebt, was man von Schiffen wie der Pembroke, der Harrison und der Odessa nicht sagen konnte, die wie so viele andere zu einem Klumpen Schlacke dezimiert worden waren.
    Die Erinnerung an die vielen gefallenen Freunde und Kameraden ließ Sergei einen Moment lang innehalten, ehe er sich seinen neuen Offizieren zuwandte.
    »Ich möchte Ihnen zunächst einmal danken, dass Sie so kurzfristig Zeit gefunden haben«, sagte Sergei und faltete die Hände. »Mir ist klar, Sie wurden ein wenig im Unklaren gelassen, aber ich kann Ihnen versichern, dass es mir bis vor kurzem nicht anders erging. Meine Beförderung ist noch recht frisch, meine Befehle sind noch viel frischer. Dies ist weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort, um über die Vergangenheit nachzudenken, außer natürlich, wenn wir der Toten gedenken und dem immerwährenden Ruhm des Dienstes unseren Respekt erweisen. Ich muss meine Aufmerksamkeit auf die Zukunft richten. Ich habe den Befehl, mit Ihnen und Ihren Schiffen ein neues Geschwader zu bilden, die meine Flagge und die des neuen Admirals der Flotte tragen wird.« Er unterbrach sich und musste sich räuspern, dann nahm er einen Schluck aus dem elegant geriffelten Wasserkelch. Sein Blick ging von einem Gesicht zum nächsten. Die Mienen verrieten ihm, dass diese Frauen und Männer gebannt darauf warteten, was er als Nächstes sagen würde.
    »Der neue Admiral hat mich – auch auf Empfehlung von Admiral McMasters – ausgewählt. Ich gebe zu, dass einige von Ihnen schon länger dienen als ich oder auch ein höheres Ansehen genießen. Dennoch fiel die Wahl des Admirals und damit auch die Wahl des Imperators auf mich. Meine Absicht ist es, dieses in mich gesetzte Vertrauen nicht zu enttäuschen. Dass ich Sie und Ihre Schiffe unter mein Kommando stellen möchte, zeugt von dem gleichen Vertrauen, das ich wiederum in Sie setze. Einige von Ihnen haben bereits unter dem Kommando von Admiral McMasters mit mir gedient, einige von Ihnen sind mir nur dem Namen nach bekannt. Ausgewählt habe ich Sie aufgrund der Empfehlungen des Admirals und Ihres beispielhaften Dienstes. Natürlich können Sie sich dagegen aussprechen, unter meinem Kommando zu dienen, doch ich hoffe, Sie alle werden annehmen. Es wird mir eine Freude und Ehre sein, mit Ihnen zu dienen. Ich möchte Sie alle an Bord willkommen heißen.«
    Wieder hielt er inne und trank einen Schluck Wasser. Die ihm unterstellten Offiziere tauschten Blicke aus, dann konzentrierten sie sich langsam wieder auf ihn.
    »Ich möchte die strategische Situation besprechen und Ihre Aufgaben innerhalb des Geschwaders erläutern, doch bevor wir damit beginnen, würde ich gern wissen, ob es Fragen von Ihrer Seite gibt.«
    »Es kursiert das Gerücht, dass die Admiralität einen Zivilisten zum Admiral der Flotte gemacht hat. Stimmt das, Sir?«
    Sergei blickte auf, während die Kellner wortlos überbackene Zwiebelsuppe servierten, und machte denjenigen aus, der die Frage gestellt hatte: Captain Marc Hudson von der Biscayne.
    »Captain?«
    »Ich … würde gern wissen, wer der neue Admiral der Flotte ist, wenn es dem Commodore recht ist.«
    Vielleicht, überlegte Sergei, stellt er zu viele Fragen.
    »Unser neuer Admiral ist kein Zivilist, Captain. Vielmehr handelt es sich um Konteradmiral Ivan Hector Charles, Lord Marais«, erwiderte er ruhig. »Er wird bei Tuuen an Bord kommen.«
    »Lord Marais ist ein … ein Stabsoffizier«, stellte Hudson fest.
    »Lord Marais ist Admiral der Flotte«, konterte Sergei. Er wusste genau, was der ältere Mann in diesem Moment dachte: Ein Stabsoffizier, der das Kommando über die Flotte hat? Das kann nur in einer Katastrophe enden. Dieser Gedanke war Sergei auch schon durch den Kopf gegangen.
    Dennoch hielt er es für erforderlich, seinen neuen befehlshabenden Offizier zu verteidigen, deshalb fügte er mit kühlem Tonfall an: »Unser Imperator hat ihn ausgesucht. Ich nehme doch nicht an, dass Sie dagegen

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