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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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etwas einzuwenden haben, oder, Hudson?«
    Schweigen machte sich breit, zugleich war die Stimmung extrem angespannt.
    Sergei griff nach dem Löffel mit dem Wappen der Admiralität darauf und berührte leicht die Suppentasse, während er sich stumm dafür verfluchte, dass er die Situation so schlecht im Griff hatte.
    »Ich bitte den Commodore um Verzeihung«, sagte Hudson auf einmal. »Ich wollte weder die Ehre des Admirals oder – Gott behüte – gar die Seiner Imperialen Majestät beflecken. Ich wollte nur … auf Lord Marals’ mangelnde Kampferfahrung hinweisen. Wenn ich mich nicht irre, Sir, hat sich seine Lordschaft erheblich stärker auf akademischem Gebiet als im Gefecht profiliert.«
    »Dessen bin ich mir bewusst, Captain Hudson.«
    »Es geht hier nicht um einen Übungsflug, Sir, sondern um einen Krieg. Um einen Krieg gegen einen Feind, den wir alle bestens kennen.«
    »Dessen bin ich mir ebenfalls bewusst. Worauf wollen Sie hinaus?«
    Hudson sah die anderen Offiziere an. Die Gerüchte über Marais hatten zweifellos längst die Runde gemacht. Sergei vermutete, dass vor seinem Eintreffen darüber diskutiert worden war, und offenbar hatte man Hudson dazu bestimmt, das Thema anzusprechen.
    »Ich meinte das nicht abwertend, Sir, ich … nichts, Sir.«
    Sergei überlegte, ob er nachhaken sollte, entschied sich dann aber dagegen. »Wenn es keine weiteren Fragen gibt, schlage ich vor, dass wir weitermachen. Es ist einiges zu besprechen.« Die Offiziere rührten sich wieder, während er nach einem Stylus griff und ein Kontroll-Pad neben seinem Tischset berührte.
    Das Licht wurde ein wenig gedimmt, und über der Tischmitte erschien eine 3-V-Projektion, die das Kriegsgebiet zeigte: die Neuen Territorien, die man im Verlauf der letzten sechzig Jahre den Zor abgenommen hatte. Auf der Sol zugewandten Seite der Darstellung kennzeichnete ein Schriftzeichen Mustapha, die territoriale Hauptstadt und zugleich Standort der größten Reparatureinrichtung der Neuen Territorien. Weitere Symbole zeigten unter anderem, wo Flottenstützpunkte und andere strategisch wichtige Orte lagen. Sergei bewegte den Stylus, um eine Stelle nahe dem Rand jener sanft geschwungenen Linie zu markieren, die die vertraglich festgelegte Grenze zwischen Zor und Menschen zeigte.
    »Vor gut acht Wochen entsandten die Zor eine große Streitmacht, um einen Angriff auf die Pergamum-Basis zu verüben. Ohne vollständige geheimdienstliche Informationen über ihre Aufstellung lassen sich nur Vermutungen anstellen, wie sie es geschafft haben, genügend Schiffe zusammenzuziehen, um den Angriff starten zu können. Dieser Bericht« – er ließ ein Icon anzeigen – »deutet auf einen gemeinsamen Startpunkt hin, der sich aus den Vektoren der eingehenden Sprünge während der Schlacht ergibt. Er scheint irgendwo in der Antares-Verwerfung zu liegen.«
    Nach kurzer Pause fuhr Sergei fort: »Es scheint kein Zweifel daran zu bestehen, dass eine Reihe von Standorten auf dieser Seite der Verwerfung ungeschützt zurückgelassen wurde, um den Angriff zu ermöglichen. Diese Taktik wurde schon einmal angewandt, aber aus unerfindlichen Gründen hat es alle überrascht, dass die Zor erneut so vorgehen würden. Der Angriff begann um 0342 Standard am 2. Februar. Siebzehneinhalb Stunden nach der Ankunft der ersten Zor-Schiffe trafen Teile der Zweiten Flotte ein. Nicht einmal eine halbe Stunde darauf schickten die Zor eine massive Verstärkung ins Kampfgebiet, ein deutliches Zeichen dafür, dass der Gegner mit dem Auftauchen unserer Verstärkung von vornherein gerechnet hat.«
    Sergei sah die Kommandanten der Reihe nach an, während er weitersprach: »Die Taktik, die im Verlauf der Schlacht zur Anwendung kam, und ihr Ergebnis lassen darauf schließen, dass die Zor vorhatten, einen möglichst großen Teil unserer Flotte zu vernichten oder zumindest kampfunfähig zu schießen. Alle Angaben über unsere Verluste sind auf das unbedingt Notwendige beschränkt. Ich habe die kompletten Angaben studiert und verstehe, warum sie nicht freigegeben werden. Angesichts der begrenzten Mittel unseres Feindes muss man sagen, dass er einen bemerkenswerten Erfolg für sich verbuchen konnte. Pergamum war nicht bloß eine Ohrfeige für uns, sondern ein Schlag in die Magengrube. Wir alle wissen, dass der Angriff all unseren diensttuenden Admirale das Leben kostete, außerdem sechsundzwanzig weitere Kommando-Offiziere, Dutzende Offiziere in den unteren Dienstgraden sowie mehr als dreitausend Rekrutinnen

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