Bd. 3 - Der dunkle Stern
Verzeihung, se Jackie – noch der Feind dieses Volks waren, da trat si S’reth hier hervor.« Byar legte seine Krallen an den Rand des Brustwehrs. »Seine Jugend fiel in eine Ära, als unsere Spezies sich auf gegensätzlichen Seiten des sSurch’a befand. Er erlebte die Veränderungen mit, er sah …« Der Meister des Sanktuariums ließ den Satz unvollendet, als könnte er die Bedeutung nicht in einen einfachen Satz oder eine Flügelhaltung fassen.
Jackie spürte, dass etwas unausgesprochen geblieben war. »se Byar, Sie haben mich von weither zurückgeholt und mich aus einem bestimmten Grund gebeten herzukommen. Ich kann akzeptieren, dass si S’reth gestorben ist, da er sehr alt war. Ich kann ihm sogar wünschen, in der Vereinigung mit Lord esLi Erfüllung zu finden. Sie sind nicht überrascht, und Sie wissen, wie ich für ihn empfand. Aber was hat das mit Sharia’a und seLi’e’Yan zu tun? Was wissen Sie jetzt, was Sie zuvor nicht wussten?«
»Sie sind sehr scharfsinnig, se Jackie. Vom Gyaryu’har würde ich auch nichts anderes erwarten, dennoch überrascht es mich, dass Sie dies wahrnehmen können.«
»Raus mit der Sprache, Meister Byar.«
»Der Hohe Lord entschied, es sei nötig, die Ebene des Schlafs aufzusuchen.« So kurz und knapp er konnte, fasste Byar zusammen, was sich am Stein des Gedenkens und beim Kampf mit dem Diener des Täuschers abgespielt hatte.
»›Geh zum Stein und frage‹«, sagte sie. »Das sagte Shrnu’u HeGa’u zu mir. Jetzt verstehe ich, was er damit meinte.«
Während Byar von seiner Unterhaltung mit S’reth auf der Ebene des Schlafs berichtete, kniff er ein wenig die Augen zusammen und brachte seine Flügel in eine Haltung, die eine extreme Hochachtung gegenüber esLi zum Ausdruck brachte. Jackie ertrug seinen Blick nicht und sah wieder hinaus auf das Tal.
»Ich würde einen esGa’uYe kaum als zuverlässige Informationsquelle ansehen«, sagte sie, nachdem er geendet hatte, und wusste sofort, was er darauf sagen würde.
»Ich halte si S’reth für glaubwürdig, se Jackie. Er sagte uns, der Diener spreche die Wahrheit.«
»Und das ist dann das letzte Wort dazu. Weil Sie mich auf die Probe stellen wollten oder weil Sie mit einem sSurch'a beweisen wollten, dass ich der echte Gyaryu’har bin, holten Sie …« – sie senkte die Stimme – »… holten Sie Shrnu’u HeGa’u aus seiner langen Gefangenschaft und ließen es zu, dass er mich beinahe tötete.«
»Sie müssen die Notwendigkeit einsehen …«
»Es musste Shrnu’u HeGa’u sein, kein anderer, kein niederer Geist, sondern der verdammte e’Gyaryu’har.« Bei diesem Wort zuckte Byar sichtlich zusammen. Jackie war sich nicht sicher, ob der Titel korrekt war, doch die Bedeutung war zumindest klar. »Der oberste Schwingenbruder des Täuschers, der Antiheld, Qu’us ewiger Feind.«
»Ich werde nicht leugnen, dass all das auf ihn zutrifft, se Jackie, und noch viel mehr und viel Schlimmeres. Ja, er musste es sein – weil wir Qu’u suchten. Das Gesetz des gleichartigen Zusammentreffens …«
Jackie hob die Hände. »Schon gut, ich gebe auf. Wer traf den Entschluss? Wer wählte den Flug, se Byar?«
Er nahm sich viel Zeit, bis er antwortete, »si S’reth war derjenige. Wir waren alle der Meinung, dass ein Diener zum Dsen’yen’ch’a gerufen werden musste, doch si S’reth beharrte darauf, dieser eine müsse es aus ebendiesem Grund sein. Wir konnten nicht ahnen – vielleicht konnte nicht einmal hi’i Ke’erl das –, welche Konsequenzen dieses Handeln nach sich ziehen würde.«
»Vielleicht sogar niemand im Hohen Nest.«
Byar erwiderte nichts, doch seine Flügelhaltung schien anzudeuten, dass er etwas fragen wollte, aber nicht wusste, wie er es in Worte fassen sollte.
»Erlauben Sie mir eine Erklärung«, sagte Jackie. »Vom ersten Moment an, als sich das Hohe Nest mit den Aliens einließ, nahmen Sie – wir – an, die Beziehung würde sich so entwickeln, wie es in der Legende von Qu’u geschrieben steht. Jede Handlung, jeder Zug des Hohen Nests beruhte auf der Überzeugung, ein neuer Qu’u würde erscheinen, der gegen die Diener des Täuschers kämpfte. Damit Shrnu’u gegen Qu’u kämpfen konnte, verlangte die Legende, dass er erst einmal gerufen wurde. Vermutlich ist das der Grund, weshalb si S’reth darauf beharrte, ihn zu wählen. Hinzu kommt, dass durch die Einbeziehung von Shrnu’u in die Prüfung es ihm überhaupt erst möglich gemacht wurde, stoffliche Form in der Welt die Ist anzunehmen.
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