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be-coming

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Titel: be-coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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Sanitäter auftauchten. Doch als sie den Ernst der Lage durchschauten, ging alles sehr schnell.
    Phil wurde auf eine Trage gebettet und im Laufschritt durch die nach Desinfektionsmitteln riechenden Gänge geschoben. Diese Situation erinnerte mich irrwitzigerweise an die Fernsehserie Emergency Room . Ich wusste nicht, warum mir das gerade jetzt einfiel.
    Falk und ich blieben stumm zurück.
     
    Ich musste all meine Überredungskünste aufbringen, damit Falk schließlich mit mir nach Hause fuhr. Phil würde noch in dieser Nacht operiert werden. Es half ihm nicht, wenn wir uns im Krankenhaus ebenfalls die Nacht um die Ohren schlugen.
    Doch natürlich fand Falk keine Ruhe. Er tigerte die ganze Nacht unruhig durch sein Haus. Ich hörte seine leisen, gleichmäßigen Schritte und überlegte, ob ich ihm irgendwie beistehen konnte. Doch er erschien mir mit einem Mal so fremd und fern.
    Am nächsten Tag fuhr Falk bereits früh wieder zum St. Patrick’s Hospital – er weigerte sich, mich mitzunehmen. Den Grund dafür erfuhr ich nicht, und ein Blick in sein Gesicht sagte mir, dass ich ihn lieber nicht weiter bedrängen sollte.
    Phil würde den Anschlag überleben – eine meiner Ahnungen ... Ich mochte diesen siebten Sinn nicht besonders. Doch an diesem Tag half er mir ein wenig, die Ruhe zu bewahren.
    Ich wusste, dass Falk im Laufe des Tages zurückgekehrt war, doch ich hatte ihn seit dem Frühstück nicht mehr gesehen. Er hatte sich wie ein verwundetes Tier irgendwo verkrochen und mir wurde bewusst, wie wenig ich von seiner Beziehung zu Phil wusste. Ich konnte sowieso nicht verstehen, dass er jemanden wie Phil kannte. Eigentlich begegnete man einem Menschen wie Philippe Darrin nicht im wirklichen Leben, nur vielleicht in einem Roman oder in einem Kinofilm.
    Ich legte mich nach dem Frühstück wieder ins Bett und verschlief den halben Tag – eine Art infantiler Verstecktaktik –, wunderte mich darüber, dass nicht einmal Gordon mir über den Weg lief, als ich mir zur Abendbrotzeit etwas zu essen aus der Küche besorgte. Nelly McPherson war die einzige Person, der ich begegnete. Sie machte ein bekümmertes Gesicht.
    »Was ist denn passiert?« fragte sie mich besorgt.
    Ich sah in ihr warmes, faltiges Gesicht, das von einem Kranz silbergrauer Haare umrahmt wurde und überlegte, was ich ihr wohl erzählen durfte. »Ein Freund von Falk liegt im Krankenhaus«, sagte ich schließlich. Ich wollte sie nicht unnötig beunruhigen.
    »Mr Arthur hat sich schon seit Stunden in seinem Arbeitszimmer im Westflügel eingeschlossen.«
    Ich schaute sie erstaunt an. »Wo ist das Arbeitszimmer? Das kenne ich gar nicht.«
    Nelly McPherson wiegte nachdenklich den Kopf hin und her. »Dort hat sich der junge Mann mit den roten Haaren immer aufgehalten. Mr Arthur selbst benutzt das Arbeitszimmer fast nie. – Sie müssen den Gang dort entlang gehen.« Sie wies mir den Weg.
    Langsam schlurfte ich durch den dunklen Flur, ich hatte keine Lust, das Licht anzumachen. Und da es mich nicht besonders gruselte, verzichtete ich darauf.
    Am Ende des Ganges befanden sich zwei schwarze, verzierte Holztüren. Die linke der beiden führte zu besagtem Arbeitszimmer. Hinter der rechten befand sich das Zimmer, in dem Phil die ganze Zeit über gewohnt hatte. Es hatte mich merkwürdigerweise nie interessiert, wo er schlief. Oder hatte ich unbewusst diese Zimmer gemieden?
    Ich zögerte. Sollte ich wirklich einfach hineingehen? Vorsichtig drückte ich die Klinke, ich hatte fest damit gerechnet, dass abgeschlossen war – doch die Tür öffnete sich leise schnarrend.
    Das Zimmer war nur schwach beleuchtet durch einen Deckenfluter, der in der Ecke vor dem Fenster stand. Doch sofort fielen mir die merkwürdigen Gegenstände auf, die Phil in diesem Raum aufbewahrte. Ein großer silbern schimmernder Dolch lag auf der dunklen Kommode. An der Wand hing ein dunkelrotes Tuch mit einem seltsamen Zeichen – ich vermutete etwas Mystisches. Schwarze Kerzen waren auf der Fensterbank aufgereiht; mindestens zehn. Falk hatte keine davon entzündet. Er hockte leichenblass auf dem Boden, als ich eintrat. Seine Miene war wie erstarrt, maskengleich. Sein Anblick bestürzte mich so, dass ich die eigenartige Einrichtung sofort vergaß. Ich trat zu ihm, ging neben ihm in die Knie. Erst zögerte ich, dann berührte ich ihn sanft an der Schulter.
    »Falk?«
    Er drehte sich zu mir um, sein Gesicht drückte soviel Verzweiflung aus, dass ich schluckte.
    »Er wird sterben«, sagte er leise.
    Ich

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