Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Titel: Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
Vom Netzwerk:
habe und Mme. Rouille ihn hinter mir hergeschickt hat. Genau wie ich atmet er schwer vor lauter körperlicher Anstrengung.
    »Ich konnte nicht anders«, sage ich schlicht.
    »Das war nicht zu übersehen«, entgegnet Thomas. Auf seinem Gesicht spiegelt sich eine Mischung aus Schreck, Staunen und Stolz. »Tu es ravissante. Wow.« Ich bin bezaubernd? Endlich breitet sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus und seine netten schiefen Zähne kommen zum Vorschein. »Als Medizinstudent sollte ich dir das aber eigentlich besser nicht sagen, oder?«
    Ich schüttle den Kopf und lehne mich an ihn. »Ich freue mich so, dass du da bist«, sage ich. Es ist das erste Mal, dass ich Thomas berühre. Aus irgendeinem Grund erscheint es mir stimmig. Und mein Fuß beginnt nun wirklich wehzutun.
    »Allons-y. Lass uns gehen.« Thomas führt mich zur Tür. »Ich glaube, du hast dein Gelenk für heute genug traumatisiert.« Auf seine Schulter gestützt, lasse ich zu, dass er mir die Treppen hinaufhilft und hinaus zum wartenden Mercedes.

NOVEMBER

12. ZACK Vom Wünschen und Hoffen
    AN: Chandler, Zachariah 
    VON: Randall, Pierson
    Hey, Junge! Ist es nicht total abgefahren, endlich in Europa zu sein? Ich hab das Gefühl, eine Million Meilen von M-Stadt entfernt zu sein. Du nicht auch?
    Sony, dass ich bis jetzt noch keine Gelegenheit hatte, Dir auf Deine E-Mails zu antworten. Ich war hier in Amsterdam so beschäftigt ... vor allem wegen meinem neuen Freund!
    Ach, Zack, ich hab Dir bis jetzt noch nicht erzählt, was los ist, weil ich zu abergläubisch war, dass es vielleicht doch nicht klappt. Ich meine, ich und ein richtiger, echter, lebender Freund? Und doch habe ich Hannes vor ein paar Wochen in einem Klub kennengelernt... und er ist unglaublich ... er ist 23 ... total bodenständig, umwerfend UND er hat nichts dagegen, es langsam angehen zu lassen. Ich schwebe im siebten Himmel, Zack. Das kannst Du Dir nicht mal annähernd vorstellen. Außer ... Du hast auch jemanden kennengelemt? Wenn nicht, dann kann ich Dir nur eins sagen: Probier's aus! Das ist unsere letzte Chance bis zum College, Bruder.
    Organisier Dir einen Euro-Freund, solange Du noch kannst!
    Ich lese Piersons Mail ein zweites Mal, um sicherzugehen, dass ich auch alles richtig verstanden habe.
    Bin ich in ein Paralleluniversum eingetreten? Ist Pierson Randall - der kleine pummelige Pierson, den ich schon kenne, seit wir uns in der Kinderkrippe der Christ's-Message-Baptist-Kirche kennengelemt haben - tatsächlich ausgezogen und hat einen Freund und Liebe und Sex gefunden, bevor ich jemanden getroffen habe, der auch nur annähernd für eine Verabredung infrage kommt?
    Was mich so umhaut, ist, dass Pierson und ich immer alles zusammen gemacht haben. Wir sind gemeinsam zur Schule und zur Bibelklasse gegangen. Wir sind zusammen in der Kirche getauft worden, sogar zwei Mal. (Damals dachten wir beide noch, wir könnten vor dem Schwulsöin davonlaufen. Ha!) Wir sind beide in der JV-Schwimmmannschaft. Wir haben am selben Tag unseren Führerschein gemacht und uns sogar gegenüber dem jeweils anderen geoutet, wohingegen wir es unseren Familien nicht erzählt haben. Wir sind wie Brüder. Das bedeutet natürlich, dass man Dinge, die vielleicht besonders nahe liegen, dass man sie gemeinsam macht - wie, ähm, die Jungfräulichkeit zu verlieren -, überhaupt nicht infrage kommen. Zumindest nicht wortwörtlich gemeinsam. Aber das heißt doch noch lange nicht, dass er mir nichts dir nichts nach Amsterdam flüchten und dort seine Jungfräulichkeit an irgendeinen dreiundzwanzigjährigen Sexgott verlieren kann, ohne dass ich hier in Paris das Gleiche tue!
    Das entspricht einfach nicht dem natürlichen Gang der Dinge.
    Vor allem, wo ich doch immer derjenige war, der mehr Selbstvertrauen hatte, der, den die Mädchen immer anriefen (natürlich erfolglos), der, den die ganzen Mütter der Schwimmmannschaft sich gern als Schwiegersohn gewünscht hätten. Pierson ist auf eine niedliche Art rundlich, mit dicken Brillengläsern und einem leichten Lispeln. Seine Kleidung ist immer zu groß, er ist ein hoffnungslos schlechter Tänzer und er hätte es auch nicht in die Schwimmmannschaft geschafft, wenn ich mir beim Probe-Staffelschwimmen nicht den Arsch aufgerissen hätte, um sein Schneckentempo auszugleichen. Ohne mich wäre er nicht mal in Amsterdam! Gleich nachdem ich mich im Lycee angemeldet hatte, ging Pierson los und hat irgendein zweitrangiges Programm in Amsterdam aufgetan, für das kein bestimmtes

Weitere Kostenlose Bücher