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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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Anzug nicht Jones war. Der Mann lag auf der Seite und hatte den Arm in Richtung eines einen Meter entfernten Aktenkoffers ausgestreckt. Sein Hemd war blutdurchtränkt, und auch am Auto fanden sich Blutspuren. Man hatte ihn aus kürzester Entfernung in die Stirn geschossen. Kein Zweifel, er war tot.
    Der Anblick verursachte Bolt keine Übelkeit – dazu hatte er schon zu viele Mordopfer gesehen –, aber es machte ihn unendlich traurig. Da lag ein Mensch, der nach einem harten Arbeitstag nach Hause gekommen war und dessen Leben jemand binnen weniger, schreckerfüllter Sekunden ausgelöscht hatte. Schmerzhaft wurde Bolt seine eigene Sterblichkeit bewusst.
    Das Stöhnen war fast nicht zu hören, doch Bolt fuhr sofort herum, was einen erneuten Schwindelanfall auslöste. Als er wieder klar sehen konnte, entdeckte er einen zweiten, von einem geparkten Wagen verschatteten Körper, der halb aus einem dichten Zypressengebüsch herausragte.
    Jones.
    Sobald er bei ihm war, sah Bolt, wie schlecht es um seinen Informanten stand. Er konnte ihn nur von der Brust aufwärts sehen. Sein Gesicht lag im Kies, und er bewegte sich nicht. Überall war Blut, es hatte Jones’ gesamte Kleidung durchtränkt und im Kies eine Lache gebildet.
    Bolt kauerte sich zu ihm hinunter und drehte ihn, so sanft er konnte, um, bis er sein blutverschmiertes Gesicht sah.
    Jones versuchte, ihn anzuschauen, schaffte es aber nicht richtig. Immer wieder flackerten seine Augen, und die Pupillen drifteten nach oben weg. Er schien jeden Augenblick das Bewusstsein zu verlieren.
    »Halt durch, Jones«, sagte Bolt, der merkte, wie schwach er selbst mittlerweile klang. »Du wirst schon wieder. Ich verspreche dir, ich hole sofort Hilfe.«
    Er fummelte in seinen Taschen herum, bis er sein Handy gefunden hatte. »Bleib wach, Jones. Komm schon, Jones, bleib wach.«
    Doch noch während Bolt den Notruf wählte, fielen Jones die Augen zu. Bolt verpasste ihm ein paar leichte Ohrfeigen, um ihn bei Bewusstsein zu halten, aber selbst diese Bewegungen ließen ihn schwindeln.
    »Ich brauche sofort einen Krankenwagen«, sagte er, als jemand in der Zentrale seinen Anruf entgegennahm. Er nannte die Adresse, doch der Telefonist sagte, er könne keinen garantieren, da ihre Ressourcen erschöpft seien.
    »Ich bin Detective Inspector Mike Bolt von der Anti-Terror-Abteilung. Der Mann ist ein Opfer der heutigen Anschläge. Und er ist der Einzige, der die Terroristen identifizieren kann. Wenn er stirbt, mache ich Sie dafür verantwortlich.«
    »Geht es Ihnen gut, Sir? Sie klingen nicht gut.«
    Bolt holte Luft und glaubte einen Moment lang, selbst ohnmächtig zu werden. »Mir geht es bestens. Schicken Sie einfach einen Wagen.«
    Wieder verpasste er Jones ein paar Ohrfeigen. »Los, wach auf, mach schon.«
    Er durfte Jones nicht sterben lassen. Er durfte einfach nicht.
    Jones schlug unruhig die Augen auf und sah zu Bolt hinauf. Seine Lippen verzogen sich zu etwas, das ein Lächeln, aber auch eine Grimasse sein konnte. Wenigstens war er bei Bewusstsein.
    »Wer hat auf dich geschossen?«
    Jones öffnete den Mund, er brachte nur ein einziges Wort heraus.
    »Fox.«
    Bolt sah ihn irritiert an. Was redete Jones da?
    »Hast du Fox gesagt?«
    »Cain hat auf mich geschossen«, flüsterte Jones fast unhörbar. »Ist zu Fox.«
    »Was meinst du damit? Zu Fox?«
    Jones’ bleiches, blutleeres Gesicht verzog sich vor Schmerz. Es war unübersehbar, dass ihm das Sprechen Qualen bereitete. Wieder fielen ihm die Augen zu.
    Bolt ohrfeigte ihn erneut, Jones sollte wiederholen, was er gesagt hatte. Denn es ergab keinen Sinn.
    Doch dann begriff er. Fox war auf dem Weg an den sicheren Ort. Wenn Cain zu Fox wollte, bedeutete dies, dass er wusste, dass Fox verlegt wurde. Wahrscheinlich würde er versuchen, ihn zu befreien.
    Bolt erhob sich und wäre dabei fast ohnmächtig geworden.
    Er schüttelte sich.
    Er musste Tina warnen.

71
    21:29
    Lautlos bewegten sie sich durch den Wald.
    Cain hörte, wie der Konvoi sich näherte. Als das Führungsfahrzeug einige hundert Meter oberhalb um die Biegung kam, konnte er schon die ersten Strahlen der Scheinwerfer sehen. Er nickte Cecil zu, die beiden Männer teilten sich und nahmen etwa zwanzig Meter voneinander entfernt ihre Positionen auf dem Abhang ein, der zur Straße hin abfiel. Die Bäume boten ihnen Deckung. Cain legte das AK47 ab, zog eine russische Panzerhandgranate vom Typ RKG -3 unter seiner Jacke hervor und schob den Zeigefinger durch den Sicherungsring. Der Konvoi kam

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