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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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geschossen worden, wahrscheinlich von der Kugel, die zuerst den Kopf ihres Kollegen durchbohrt hatte.
    Himmel, zum zweiten Mal binnen eines Tages wurde sie von einer Kugel verfehlt.
    Eine weitere Salve traf die restlichen Scheiben. Ein Scherbenregen ergoss sich über Tina, und eine Kugel schwirrte nur Zentimeter an ihr vorbei, ehe sie das Fenster auf ihrer Seite zerfetzte. Die Schüsse kamen also von der ihr abgewandten Seite, und Tina dankte Gott, dass sie nicht dort saß, wo der Cop gesessen hatte – denn dann wäre sie jetzt tot.
    So fand sie Zeit zu reagieren, duckte sich und ging hinter ihrem toten Kollegen in Deckung. Sie fummelte seine Pistole – eine Glock 17 – aus seinem Holster und sah sich um. Sie hätte auch seine MP5 nehmen können, aber da sie noch nie damit geschossen hatte, vertraute sie lieber auf das, was sie kannte. Als eine weitere Salve in den Wagen einschlug, beugte Tina sich hinüber, stieß die Tür auf und rollte sich hinaus. Sie landete bäuchlings und blieb flach auf den Boden gepresst liegen, weil sich möglicherweise auch auf ihrer Seite ein Schütze befand.
    Der Beifahrer tat es ihr nach, ging mit seiner MP5 hinter der Kühlerhaube in Position und feuerte ein paar einzelne, ungezielte Schüsse in die Dunkelheit.
    Plötzlich ließ eine laute Explosion den Boden unter Tina erzittern, und an der Spitze des Konvois stieg ein Flammenball auf. Als wäre der Wagen von einer selbstgebauten Brandbombe getroffen worden, dachte sie und sah, wie einer der Insassen mit brennender Uniform aus dem Wagen stolperte, sich zu Boden warf und herumrollte, um die Flammen zu ersticken.
    Der Transporter, der Fox beförderte, war einige Meter vor ihnen zum Stehen gekommen, aber Tina konnte im Innern keine Bewegungen ausmachen. Außer ihrem schießenden Kollegen und dem, der sich immer noch am Boden herumwälzte, war niemand zu sehen. Zu schnell und zu dramatisch war alles abgelaufen; sie fühlte sich mitten in einem Albtraum.
    Sie sah sich schnell um, konnte aber auf ihrer Seite des Wagens kein Mündungsfeuer erkennen. Offenbar waren es nur wenige Angreifer, wobei diese genau wussten, was sie taten.
    Der Cop neben ihr kauerte noch immer hinter der Kühlerhaube. Als sie sich mit der schussbereiten Glock neben ihn kniete, sah er sie kurz an. Er war älter, Mitte vierzig vielleicht, und strahlte die Ruhe eines Mannes aus, der seinen Job beherrschte. Er fragte sie, ob sie okay sei.
    Da es in ihren Ohren klingelte, verstand Tina kaum, was er sagte, trotzdem nickte sie und antwortete: »Ich denke, ja.«
    »Bleiben Sie geduckt, und überlassen Sie alles andere mir.«
    Er schaute auf ihre Glock, sagte aber nichts weiter. Es war wohl kaum der richtige Zeitpunkt zu erörtern, ob sie befugt war, sie zu benutzen oder nicht. Vorsichtig spähte er über die Kühlerhaube und suchte den Waldrand ab.
    Er blinzelte, schüttelte kurz ungläubig den Kopf und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, da wurde er bereits von einer kurzen Salve getroffen. Er fiel rückwärts auf den Hintern, und aus einem Loch über dem linken Auge begann Blut zu fließen. Es sammelte sich auf der Augenbraue, floss dann in einem dünnen Rinnsal die Wange hinunter über den Mundwinkel und tropfte vom Kinn auf den Hals. Dann kippte er seitlich weg und fiel zu Boden.
    Tot. Einfach so.
    Und plötzlich war Tina auf sich allein gestellt.

73
    21:31
    Es gibt nichts Besseres als das Überraschungsmoment. Besonders nicht bei Leuten, auf die noch nie zuvor geschossen wurde und die deshalb keinerlei Wissen um die Fähigkeit einer Kugel haben, binnen eines Augenblicks alles zu verändern.
    Sobald die erste Salve über sie hinwegstrich, ließ Fox sich zu Boden fallen. Die ersten gezielten Schüsse auf den Transporter würden die Reifen treffen, um das Fahrzeug manövrierunfähig zu machen. Von daher bestand keine Gefahr für ihn, erwischt zu werden. Trotzdem war er als Erster unten, nur auf den Verdacht hin, die Angreifer könnten ihre Pläne geändert und beschlossen haben, ihn zu töten. Fox wusste genau, dass er den Leuten, für die er gearbeitet hatte, tot wesentlich mehr nützte und dass er all seine Schläue brauchen würde, um lebend aus diesem Inferno zu entkommen.
    Die zweite Salve zerschlug tatsächlich die Scheiben, traf aber keinen der Cops, die sich ebenfalls zu Boden geworfen hatten und nun teilweise auf ihm drauflagen und ihn gegen den kalten Boden des Vans drückten.
    Dem lauten Knall vor ihnen, an dem Fox die Panzerhandgranate erkannte, folgten

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