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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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hatte mir angeboten, eines seiner Apartments so lange wie nötig mietfrei zu nutzen. Gina und Maddie hatten mich jeden Tag besucht. Gina sagte sogar, sie sei stolz auf mich, weil ich versucht hatte, die Raketenattacke zu verhindern. Ich mochte kaum glauben, dass sie an jenem Abend in The Shard gewesen und selbst nur knapp dem Tod entkommen war. Wäre ihr dabei etwas zugestoßen, hätte es mich angesichts meiner Beteiligung bei der Beschaffung der Stinger wahrscheinlich umgebracht.
    Es war jedoch nicht der einzige Schock, den ich, was Gina anging, verarbeiten musste. Sie erzählte mir ebenfalls, dass sie an jenem Abend mit einem Mann dort gewesen war, mit dem sie sich seit einigen Monaten traf. Ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr das wehtat. Es war, als hätte mir jemand einen Schlag versetzt. Damals sagte ich jedoch nichts dazu. Ich drehte mich einfach zur Wand, starrte zwei Stunden auf einen weißen Fleck und versuchte, damit fertigzuwerden, dass meine Ehe nun unwiderruflich gescheitert war.
    Aber es heißt ja, die Zeit heile alle Wunden, und inzwischen kann ich immerhin damit leben. Hauptsache, ich habe noch Maddie, und solange sie nicht aus meinem Leben verschwindet, ist alles andere egal.
    Direkt hinter dem Park standen drei Telefonzellen. Zwei davon funktionierten nur mit Telefonkarte, aber eine akzeptierte die guten alten Münzen, und die betrat ich. Ich wählte die Nummer, die ich auswendig kannte, und wartete.
    Es klingelte lange, mindestens eine Minute oder zwei, bevor endlich jemand abnahm.
    »Wer ist da?«, knurrte eine männliche Stimme.
    »Ich habe eine Nachricht für Nicholas Tyndall.«
    »Kenne keinen, der so heißt.«
    »Doch, das tust du. Sag ihm, der Mann, der letzten Monat den Tipp gegeben hat, LeShawn Lambden auszurauben, war einer seiner Crackdealer. Alfonse Webber.«
    Der Mann am anderen Ende brauchte einen Moment, die Nachricht zu verdauen.
    »Woher weißt du das?«, fragte er schließlich.
    »Weil ich an dem Überfall beteiligt war, und der Mann, der mir die Informationen gab, Alfonse Webber heißt. Wir haben ihm fünf Riesen für seine Dienste bezahlt. Dafür hat er mir alles über Tyndalls elf Crackhäuser erzählt, mit wem er seine Tour unternimmt, und beschrieben, welche Autos LeShawn benutzt, wenn er das Geld einsammelt. Alles und detailliert. Frag ihn einfach.«
    »Wenn du lügst …«
    »Ich lüge nicht.«
    Ich legte auf und humpelte davon. Wahrscheinlich hatte ich Webber soeben zum Tode verurteilt. Nicholas Tyndall war nicht der Typ, der zuließ, dass irgendwelche Leute sein Geschäft ruinierten. Schon gar nicht, wenn es sich um Angestellte handelte, denen er vertraute. Er hatte sich nicht umsonst so lange als der führende Crackdealer von Nord-London behauptet. Der Witz war nur: Webber, eines der armseligsten Schweine, denen ich je begegnet bin, war in dieser Sache vollkommen unschuldig. Ich hatte schlicht das Wissen, das ich während meiner Zeit als Cop über Tyndall gesammelt hatte, benutzt, um den Überfall auf LeShawn zu organisieren. Ich wusste, dass Webber in einem der Crackhäuser arbeitete und deshalb einen perfekten Sündenbock abgab.
    Ich fühlte mich nicht schlecht dabei. Warum auch? Webber war ein brutaler, feiger Verbrecher, der das System, das ihm ansonsten am Arsch vorbeiging, dazu benutzt hatte, mich hinter Gitter zu bringen.
    Ich schaute auf die Menschen, die durch den Park spazierten, und spürte die Sonne im Nacken. Meine Rache war vollendet. Was geschehen war, war geschehen, und jetzt war es Zeit, an die Zukunft zu denken.
    Zum ersten Mal seit Langem genoss ich es, am Leben zu sein.

84
    »Also sag schon, gilt das Jobangebot noch?«
    »Ich erinnere mich nicht, eines gemacht zu haben.«
    Mike Bolt grinste Tina breit an. Sie saßen in seinem Stamm-Pub in Clerkenwell, und wie es aussah, war er nach seinem Krankenhausaufenthalt wieder ganz der Alte. Die Fäden am Hinterkopf, wo er hatte genäht werden müssen, waren gezogen, und um die Narbe wuchsen bereits wieder die Haare.
    »Willst du wirklich Teil des Teams werden?«, fragte er.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Ich weiß ja nicht einmal genau, ob ich noch, und wenn ja, was ich beim CID Westminster bin.«
    Letztlich waren Tina gegenüber nie offiziell Vorwürfe erhoben worden. Aber seit der vereitelten Befreiungsaktion war sie mit vollen Bezügen vom Dienst befreit. Nicht suspendiert wohlgemerkt, denn das hätte den Medien das falsche Bild vermittelt. Soweit es die Medien betraf, hatte Tina

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