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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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Seltenheitswert. Sie fand in den Sanitäranlagen des Hauptfreizeitbereichs des zentralen Hochsicherheitstrakts statt, in dem beide untergebracht sind. Mr. Garrett und Mr. Hughes wurden verletzt und in verschiedenen Bereichen unserer Krankenstation behandelt. Inzwischen sind sie wieder entlassen worden. Allerdings wissen wir nicht, was zu dieser Auseinandersetzung geführt hat, da beide Häftlinge sich weigerten, vor den Polizeibeamten auszusagen, die sie gestern vernommen haben.«
    »Gibt es eine Videoaufzeichnung?«
    »Nein. Die entsprechende Kamera war außer Betrieb. Als dies im Kontrollraum bemerkt und jemand beauftragt wurde, den Schaden zu beheben, war der Kampf bereits vorbei.«
    »Das lässt auf ein gewisses Maß an Planung schließen.«
    »Das kann ich Ihnen offen gestanden nicht sagen«, erwiderte Goodman, in die Defensive gedrängt. »Zwei meiner Wärter hörten die Geräusche aus den Waschräumen. Sie eilten hinein und beendeten die Auseinandersetzung.«
    »Sie schildern das als einen Kampf. Doch Mr. Garrett zog sich mehrere tiefe Stich- und Schnittwunden zu. Das sieht eher danach aus, als hätte der andere Mann ihn angegriffen.«
    »Das wissen wir nicht mit Sicherheit. Die Kamera im Flur zeichnete auf, dass die beiden Männer im Abstand von etwa dreißig Sekunden die Waschräume betraten, wir konnten allerdings nicht ausmachen, wer von beiden das Messer bei sich trug. Und als die Beamten eingriffen, rangen die beiden miteinander auf dem Boden. Mr. Garrett saß auf Mr. Hughes und schlug mit den Fäusten auf ihn ein, obwohl er bereits eine Menge Blut verlor. Das selbst gefertigte Messer lag ein Stück weit entfernt. Die Polizei hat es ins Labor gebracht; wir warten noch auf die Ergebnisse.«
    »Dieser Mr. Hughes: Weshalb ist er hier?«
    »Mord. Ich fürchte, Eric Hughes ist ein Mann mit einer gewalttätigen Ader. Vor acht Jahren hat er während eines schweren Einbruchs einen Mann getötet. Es handelte sich um eine Serie, bei der noch zwei weitere Menschen schwere Verletzungen davontrugen.«
    »Wann könnte er auf Bewährung freikommen?«, fragte Tina, unfähig, den Zynismus in ihrer Stimme zu unterdrücken.
    »Der Richter hat ihn zu einer Mindeststrafe von achtzehn Jahren verurteilt. Er hat also noch mindestens ein Jahrzehnt vor sich. Und trotz seiner gewalttätigen Vergangenheit hat er sich hier in Westmoor bis zu dem Zwischenfall am Montag vorbildlich verhalten.«
    »Dann muss ich ebenfalls mit ihm sprechen.«
    »Wie gesagt, die Kripo hat bereits versucht, ihn zu verhören, aber er verweigert jegliche Aussage.«
    »Vielleicht kann ich ihn dazu überreden, etwas rauszulassen«, sagte Tina und lächelte.
    »Vielleicht. Ich werde sehen, was sich einrichten lässt.« Allerdings klang Goodman, als käme ihm Tinas Anliegen alles andere als recht.
    Tina war es gewohnt, dass einige Leute sie grundsätzlich unsympathisch fanden – die Schlagzeilen, die sie gemacht hatte, brachten das nun mal mit sich. Trotzdem war sie von dem kühlen Empfang überrascht. Von dem Mann, der das härteste Gefängnis des Königreichs leitete, hätte sie mehr Kooperationsbereitschaft erwartet.
    »Danke, das wäre freundlich. Was Mr. Garrett angeht, so will er meines Wissens zu den Ermittlungen über den Anschlag auf das Stanhope beitragen.«
    »Ja, nachdem er heute Morgen die Nachrichten über das Bombenattentat in London gesehen hat, hat er sich an einen der Wächter gewandt. Er sagte, er wisse, wer dahintersteckt, weigerte sich aber, mit irgendjemand anderem zu sprechen als mit Ihnen.« Goodman sah sie stirnrunzelnd an. »Haben Sie eine Ahnung, warum?«
    Tina schüttelte den Kopf. »Nein. Ich hatte noch nie Kontakt zu ihm. Ich bin nicht einmal an den Ermittlungen beteiligt. Zumindest war ich es nicht bis vor einer Stunde.«
    »Ich hoffe nur, dass er nicht versucht …«, Goodman hielt inne, als suche er nach den richtigen Worten. »… Sie zu manipulieren.«
    »Ich bin nicht so leicht zu manipulieren, Mr. Goodman. Aber sagen Sie, klang Mr. Garrett, als wäre er wirklich an einer Kooperation mit den Behörden interessiert?«
    Goodman überlegte einen Moment.
    »Ich glaube, diese Auseinandersetzung hat ihm Angst eingejagt. Sie hat uns alle bestürzt. Beide Männer können von Glück reden, dass sie nicht schwerwiegender verletzt wurden.«
    Er hielt erneut inne.
    »Dieser Mr. Garrett beunruhigt mich. Er ist still, zurückhaltend, hat Manieren und ist dem Wachpersonal gegenüber höflich. In diesem Sinne würde ich ihn einen

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