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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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der Nähe der Bombe. Sie war auf der Stelle tot. Wahrscheinlich hat sie überhaupt nichts gespürt.«
    »Und es besteht kein Zweifel?«
    »Nein, Sir. Kein Zweifel. Tut mir leid.«
    »Ich danke Ihnen. Sie müssen einen schwierigen Job haben.«
    Sehr viel später erinnerte sich DS Hancock, dass das der Moment war, in dem er spürte, dass mit Crossmans Reaktion etwas nicht stimmte. Er hatte sich eher wie ein allseits Lob verteilender Politiker verhalten und nicht wie ein Mann, der gerade seine Frau verloren hatte. Doch als Crossman es sagte, hatte ihn allenfalls ein vages Gefühl beschlichen, das er nicht recht benennen konnte.
    Doch Crossman musste etwas in seiner Miene wahrgenommen haben.
    »Wissen Sie, meine Frau und ich, wir waren im Begriff, uns zu trennen«, erklärte er ihnen. »Wir hatten diverse Streitigkeiten, und sie hatte vor, in den nächsten Wochen auszuziehen. Aber trotzdem ist es ein schrecklicher Verlust für die Familie.«
    Er holte tief Luft und sah zur Decke.
    DC MacDonald legte ihm sanft die Hand auf den Arm. »Wenn es irgendetwas gibt, was wir für Sie tun können, Mr. Crossman …«
    »Nein, es geht schon«, erwiderte er und rieb sich mit dem Ärmel über die Augen. »Ich werde tun, was getan werden muss.«
    »Vielleicht ist es am besten für Sie, wenn Sie nicht allein sind. Wir können einen Trauerberater bestellen, der sich um Sie und Ihre Kinder kümmert.«
    »Nein, vielen Dank für das Angebot, aber wir kommen allein zurecht.«
    In seinem Ton lag etwas Endgültiges, das ihnen bedeutete, dass ihre Arbeit hier erledigt war. Sie verließen den Konferenzraum und nickten der Rezeptionistin zum Abschied zu.
    »Gott, ich hoffe, in nächster Zeit bleiben uns weitere Besuche erspart«, sagte MacDonald, als sie draußen waren.
    »Ich würde nicht drauf wetten«, antwortete Hancock. Bislang waren zwölf Todesopfer – den Attentäter nicht eingerechnet – zu beklagen, und die Zahl würde sicher noch ansteigen. »Diese Jobs bleiben immer an mir hängen.«
    »Ich denke, er hat es ziemlich gut aufgenommen.«
    »Den Eindruck hatte ich auch. Zu gut, vielleicht.«
    »Meinst du?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Irgendwas an ihm gefällt mir nicht.«
    »Ich glaube, du wirst auf deine alten Tage noch zynisch, Chris.«
    »Da möchte ich entschieden widersprechen«, sagte er, als sie einstiegen. »Ich kann das Gute im Menschen erkennen. Und ich erkenne auch, wenn es nicht da ist. Und da drin war es nicht vorhanden.«
    Im Konferenzraum saß Garth Crossman noch eine Weile schweigend da. In diesem Raum hatte er zahllose Präsentationen für Investoren, Anteilseigner und Kunden vorgeführt, aber in vielerlei Hinsicht dürfte die, die er gerade vor den beiden Polizisten abgeliefert hatte, seine wichtigste gewesen sein.
    Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und gestattete sich ein Lächeln. Es hatte eine ganze Reihe prekärer Momente gegeben, doch bislang funktionierte sein Plan perfekt.
    Und das Aufregende daran war, dass es gerade erst losging.

23
    14:30
    Der Name Jetmir Brozi allein war Bolts Team keine große Hilfe. Im Moment hatten sie nur das Wort eines mutmaßlichen Massenmörders, Brozi sei sowohl an dem Anschlag auf das Stanhope als auch an den heutigen Attentaten beteiligt gewesen. Tina war klar, dass dies eine gründliche und wahrscheinlich langwierige Suche nach Indizien erforderte. Zunächst aber mussten sie herausfinden, wo er sich aufhielt. Deshalb waren Mo Khan und Omar Balachi damit beauftragt worden, das Bordell in King’s Cross zu beobachten, während Tina und Bolt unterwegs zu seinem Haus in Islington waren. Ein Überwachungsteam aus Tinas altem Revier war auf Bolts Anweisung bereits vor Ort und observierte das Haus.
    Als Bolt, der am Steuer saß, vor einer roten Ampel bremsen musste, meldete sich Nikki Donohoe über Funk und berichtete, Brozi sei erkannt worden, als er sein Haus verlassen habe, und werde nun beschattet.
    »Himmel, ich hoffe, sie verlieren ihn nicht«, erwiderte Bolt und brachte den Wagen zum Stehen.
    »Wie groß ist das Team, das ihn beschattet?«, fragte Tina.
    »Sechs Kollegen.«
    Tina runzelte die Stirn. »Mehr nicht?«
    »Im Augenblick sind alle auf der Jagd nach den Bombenlegern, und dies ist nur einer von fast hundert Hinweisen. Wir können froh sein, überhaupt jemanden bekommen zu haben.«
    Die meisten Beschattungsteams bestanden aus mindestens acht Polizisten, wobei der Durchschnitt bei zwölf lag und die Terroristenfahnder des MI5 sogar bis zu fünfundzwanzig Mann

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