Bedrohung
flackernden Augen verwandelte. Es war, als wollte sie sich all ihrer Energie und Kraft entledigen, damit sie zu erschöpft war, um den Schmerz noch zu spüren.
Hancock hatte danach wochenlang kaum geschlafen. Er konnte den Verlust der Frau förmlich spüren, ihn auf seiner Zunge schmecken. Er war selbst Vater eines Einzelkindes, einer siebzehnjährigen Tochter, und er mochte sich nicht vorstellen, was aus seinem Leben werden würde, sollte er sie verlieren.
Nun war er endlich zum CTC versetzt worden und hoffte, dass seine Zeit als Todesbote vorbei wäre. Doch das war sie nicht. Seit die erste der drei Bomben detoniert war, waren erst sechs Stunden vergangen. Immerhin hatte man das erste Opfer identifizieren können und ihm und seiner Kollegin DC Marie MacDonald die Aufgabe übertragen, die Angehörigen zu benachrichtigen.
Es handelte sich um den Ehemann, Garth Crossman, den Eigentümer einer bedeutenden Londoner IT -Firma. DS Hancock hatte sich auf dem Weg kurz über ihn informiert. Es war ihm lieber, einigermaßen zu wissen, mit wem er reden musste, damit er besser mögliche Reaktionen abschätzen konnte. Crossman war ein Selfmademan, der mit achtzehn die Schule wegen schlechter Noten geschmissen hatte. Dennoch hatte er sich vor zwanzig Jahren direkt selbstständig gemacht und Logical Solutions gegründet, ein Unternehmen, durch das er zum mehrfachen Millionär wurde. Doch wie DS Hancock aus Erfahrung wusste, konnte einen auch alles Geld der Welt nicht vor einer Tragödie schützen.
Die Rezeptionistin, die sie im Foyer des Hauptsitzes von Logical Solutions empfing, hatte Mr. Crossman zunächst nicht behelligen wollen. Offenbar befand er sich mit Investoren in einer wichtigen Sitzung. Erst als Hancock ihr seinen CTC -Dienstausweis unter die Nase hielt und ihr klarmachte, dass es sich um einen Notfall handelte, hatte sie ihn angerufen und plötzlich sehr besorgt ausgesehen.
Zwei Minuten später tauchte Crossman im Foyer auf. Er war ein durchtrainierter, grau melierter Mittvierziger, vielleicht ein wenig klein gewachsen, der ohne Krawatte und mit geöffnetem Hemdkragen und schwarzen Hosen mit exakter Bügelfalte gleichzeitig locker und elegant wirkte. Er bedachte Hancock und MacDonald mit einem freundlichen Begrüßungslächeln, und dennoch zeichnete sich auf seinem Gesicht auch eine leichte Verwirrung ab. Er hatte offensichtlich keine Ahnung, was die beiden Polizisten von ihm wollten. Nachdem er ihnen kurz die Hände geschüttelt hatte, geleitete er sie eilig in einen angrenzenden Konferenzraum.
DS Hancock war kein Freund davon, das Unvermeidliche aufzuschieben.
»Ich fürchte, wir haben sehr schlechte Neuigkeiten«, sagte er und sah Crossman fest an. »Bei dem Bombenattentat auf das Café heute Morgen ist auch eine Frau gestorben, von der wir annehmen, dass es sich um Ihre Gattin handelt.«
Crossmans Züge erstarrten, und Hancock konnte erkennen, dass er sich unlängst einige Botoxinjektionen hatte verabreichen lassen.
»Ich … Äh …« Als der Schock seine Wirkung zeigte, brachte Crossman einen Moment lang keinen Ton heraus, dann entfuhr es ihm: »Oh Gott!«
»Wollen Sie sich vielleicht setzen, Mr. Crossman?«, fragte DC MacDonald und deutete auf die Stühle, die um den Konferenztisch standen.
»Nein, nein, es geht schon. Aber, wie sicher sind Sie, dass sie es ist?«
»Ich fürchte, daran besteht kein Zweifel, Sir«, sagte Hancock. »Die DNS -Probe deckt sich mit der Ihrer Frau, die wir in unserer Datenbank gespeichert haben.«
Vor zwei Jahren war Martha Crossman wegen Alkohol am Steuer verurteilt worden, deshalb hatte man sie schneller als andere Opfer identifizieren können.
»Ich habe vorhin noch versucht, sie anzurufen«, sagte Crossman mit zitternder Stimme. »Nachdem ich das mit der Bombe gehört hatte. Aber ihre Mailbox sagte, das Handy sei abgeschaltet. Ich habe mir nichts dabei gedacht. Ich meine, warum sollte ich auch?«
Seine Augen wanderten flackernd zwischen den beiden Polizisten hin und her. »Mein Gott, was für ein schrecklicher Schock. Ich werde es den Kindern sagen müssen.«
Er wischte sich einen Schweißtropfen von der Stirn und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. »Brauchen Sie mich, um … Muss ich sie identifizieren? Meine Frau, meine ich?«
Hancock schüttelte den Kopf.
»Nein, wie gesagt, das ist bereits geschehen. Wir werden ihren Leichnam möglichst bald freigeben, dennoch könnte das einige Zeit dauern.«
»Hat sie gelitten?«
»Ihre Frau befand sich ganz in
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