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Begraben

Begraben

Titel: Begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Sender
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Manien?«
    »Kennst du ihn?«, fragte Tony.
    »Ja. Er verabscheut Cyrille, und das beruht auf Gegenseitigkeit.«
    Nino versuchte, sich in seinem Bett zu bewegen, und stieß einen kleinen Schmerzensschrei aus.
    »Tony, hast du die E-Mails angeschaut? Gibt es etwas Neues von Cyrille?«
    »Nein, nichts.«
    Marie-Jeanne sackte in sich zusammen.
    »Ich habe Angst, dass sie in Gefahr ist.«
    »Außer warten können wir nicht viel tun«, erwiderte Nino. »Wenn sie uns braucht, wird sie sich schon melden.«

46
     
    Als die Tür mit einem trockenen Knall ins Schloss fiel, wusste Cyrille, dass ihre letzte Hoffnung zerstört war. Die beiden Wachen hatten sie in eine fensterlose, kaum vier Quadratmeter große Kammer gestoßen, deren einziges Mobiliar aus einem am Boden befestigten, metallenen Kinderbett bestand. Sie hatten sie auf die alte Matratze gedrückt und mit einem Fahrradschloss und einer Handschelle an dem Eisenholm angekettet. Sie zog die Knie an und begann zu grübeln.
    Jetzt ist es aus mit mir.
    Nachdem sie das Kind untersucht hatte, war der kahlköpfige Forscher zu ihr getreten und hatte ihr mit der Gartenschere über die Wange gestrichen.
    »Wenn Sie allerdings glauben, mich becircen zu können, irren Sie sich«, hatte er eiskalt erklärt. »Ich kann mich nicht sofort um Sie kümmern, weil ich gerade mit einem Experiment beschäftigt bin. Aber ich verspreche Ihnen, dass ich Sie morgen in meinem Labor, das über alle modernen Mittel verfügt, zum Sprechen bringen werde. Sie werden mir sagen, wo dieses verdammte Handy ist und wer uns verraten will.«
    Cyrille hatte begriffen, dass sie ihn nicht würde besänftigen können. Wenn ich gestehe, wo das Handy heruntergefallen ist, werden sie den Besitzer ausfindig machen und uns töten – ihn, Julien und mich . Es war vorbei. Sie war neununddreißig Jahre alt, und ihr Leben ging zu Ende. Ich hätte nie gedacht, dass ich so sterben würde. Und all das wegen der Amnesie, wegen dieses Gedächtnisverlustes, der keineswegs pathologischer Natur war. Sie ließ den Film erneut vor ihrem inneren Auge abspulen. Dieses Mal aber verfügte sie über neue Teile des Puzzles.
    Als Julien Daumas eingewiesen worden war, hatte sie ihre klinische Ausbildung in Sainte-Félicité absolviert. Aufgrund der Dokumente, die Nino gefunden hatte, und nach Benoîts Geständnis hatte sie ihren Patienten in eine geheime Studie eingegliedert, in der Meseratrol bei starken psychischen Traumata getestet wurde. Das Experiment war schiefgegangen. Julien war ins Koma gefallen. Sie hatte sich schuldig gefühlt. In Panik hatte sie Sainte-Félicité verlassen und Benoît zum neurologischen Jahreskongress nach Bangkok begleitet. Sie hatten sich gestritten. Sie war einige Tage lang ausgerissen und hatte ihn betrogen. Und in der Zeit soll ich Rama Supachai getroffen haben, der mir von seinen Experimenten erzählt hätte? Und ich soll mich als Testperson angeboten haben, um meine Schuldgefühle auslöschen und neu anfangen zu können?
    Sie schniefte und schluckte ihre Tränen hinunter. Sie war feige gewesen. Was genau hatte der Neurochirurg mit ihr gemacht? Wie hatte er ihr Gehirn geschädigt? Sie betrachtete die nassen Flecke an der grauen schmutzigen Wand und zählte sie wieder und wieder. Ihr Leben und ihre Persönlichkeit waren in tausend Scherben zersprungen. Sie wusste nicht mehr, wer sie war. Ihr Blick glitt über die Wand, versuchte, sich an irgendetwas festzuhalten.
    Einen Meter über dem Boden entdeckte sie parallele Rillen. Sie kniff die Augen zusammen und reckte sich. Dann erhob sie sich von dem Bett und zog an ihrer Kette, um besser sehen zu können. Es waren Kratzspuren, die von Fingernägeln stammten.
    Plötzlich Türquietschen. Cyrille horchte auf. Ängstlich starrte sie auf den Eingang. Zwei thailändische Wärter in Militäruniform traten ein. Sie konnte sie genau sehen. Der eine von beiden, ein Dicker mit stumpfem Blick, trug ein Tablett mit einem Schälchen Nudeln und einem Glas dampfenden Tees. Der andere Mann war eher agil und höchstens zwanzig Jahre alt. Der Dicke stellte das Tablett neben ihr auf der Matratze ab. Er roch nach Schweiß. Er blieb vor ihr stehen und betrachtete sie lüstern. Cyrille wich seinem Blick aus und starrte auf einen Punkt an der Wand gegenüber. Sie drehte sich zur Seite und presste sich an den Holm des Bettes. Der Dicke zögerte kurz und streckte dann die Hand nach ihrem Haar aus.
    »Rühren Sie mich nicht an!«, brüllte Cyrille hysterisch.
    Der zweite Wächter,

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