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Bei Einbruch der Nacht

Bei Einbruch der Nacht

Titel: Bei Einbruch der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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ausspucken kann, während er im Bett liegt, oder nicht? Ich habe heute morgen einen von meinen Männern hingeschickt und ihm aufgetragen, das Zimmer zu durchsuchen und uns die Nägel aller zehn Finger zu bringen, und keinen weniger. Wenn Sie etwas vom Wiederaufflammen des Krieges zwischen Gendarmerie und Polizei hören, dann wissen Sie, warum. Auf jeden Fall handelt es sich um Ihren Massart, das ist so gut wie sicher. Sie wissen, wie die in den Labors sind. Keine Chance, ihnen ein eindeutiges Ja zu entlocken. Warten Sie, ich bin noch nicht fertig, mein Lieber. Unter den Nägeln, die man im Fensterfalz des Hotelzimmers gefunden hat, gab es sogar Blutpartikel. Es ist das Blut von Fernand Deguy, darüber besteht kein Zweifel. Also hat der Typ aus dem Hotel wirklich sein Vieh auf Deguy losgelassen. Was das betrifft, so haben wir die Nachforschungen angestellt, die Sie verlangt haben, aber wir haben kein einziges Wolfshaar an der Leiche gefunden. Es gab zwar ein paar Hundehaare, aber die kamen von seinem Cockerspaniel. Wir beschäftigen uns mit diesem Deguy, wir kratzen alles zusammen, was wir können. Aber ich fürchte, Sie werden wenig Spaß damit haben. Bergführer, Bergführer, mein Lieber. Da hört es schon auf. Er hat sein ganzes Leben in Grenoble verbracht und hat sich in Bourg zur Ruhe gesetzt, weil Grenoble nur noch ein bis zum Rand gefüllter Abgaskessel ist. Überhaupt nichts Auffälliges, kein Drama, keine Geliebte, soweit bisher bekannt ist. Ich habe mit Montvailland in Villard-de-Lans gesprochen. Er ist seinerseits mit der Sache Jacques-Jean Sernot weitergekommen. Nichts Auffälliges, kein Drama, keine Geliebte, soweit bisher bekannt ist. Sernot hat zweiunddreißig Jahre lang in Grenoble Mathematik unterrichtet. Grenoble ist der einzige gemeinsame Punkt in ihrer Biographie, aber für einen Punkt ist er ziemlich groß. Und ja, beide haben viel Sport getrieben. Das tun viele in dieser Stadt. Die Berge sind voll von Leuten, die wild entschlossen sind, stundenlang über Geröll zu wandern. Sie kennen das, mein Lieber, Sie kommen aus den Pyrenäen, wurde mir gesagt. Nichts deutet darauf hin, daß die zwei Männer sich jemals begegnet sind. Und noch weniger, daß sie Suzanne Rosselin gekannt haben. Ich gehe der Sache trotzdem weiter nach und faxe Ihnen alles, wohin Sie es haben möchten.«
    Adamsberg legte auf und ging zum Lastwagen zurück. Soliman hatte sich wieder beruhigt; er hatte seine blaue Blechwanne hervorgeholt, Camille komponierte in der Kabine bei geöffneter Tür, der Wacher pfiff vor sich hin und saß neben den Stufen. Er entfernte Flöhe vom Bauch seines Hundes, die er dann zwischen Daumen und Zeigefinger zerquetschte. Das Leben verlief zunehmend nach festen Ritualen um den Lastwagen herum, die Territorien waren allmählich abgesteckt. Camille besetzte den vorderen Posten, Soliman die Flanke, und der Wacher bewachte den hinteren Teil.
    Adamsberg ging nach vorne.
    »Das Haar gehört Massart«, sagte er zu Camille.
    Soliman, der Wacher und Camille umringten den Kommissar, schweigend, ernst, fast benommen. Sie hatten immer gewußt, daß es sich um Massart handelte, aber diese Bestätigung hatte etwas Schreckliches. Es war ein Unterschied wie der zwischen der Vorstellung von einem Messer und dem Anblick eines Messers. Ein Übermaß an Präzision und Realität, eine schneidende Gewißheit. »Wir zünden eine Kerze im Lastwagen an«, unterbrach
    Adamsberg die Stille. »Der Wacher soll darauf achten, daß die Flamme nicht ausgeht.«
    »Was ist denn mit dir los?« fragte Camille. »Glaubst du etwa, das hilft?«
    »Das hilft, um herauszufinden, wie lange eine Kerze brennt.«
    Adamsberg suchte in seinem Kofferraum und kam mit einer langen Kerze zurück, die er auf eine Untertasse klebte. Er nahm sie mit in den Lastwagen und zündete sie an.
    »Gut«, sagte er, während er zufrieden einen Schritt zurücktrat.
    »Warum machen wir das?« fragte Soliman.
    »Weil wir gerade nichts Besseres zu tun haben. Du und ich, wir werden in Ruhe die Landstraße entlangfahren und dabei alle Kirchen besichtigen. Falls Massart nach dem Mord von Deguy einen Anfall von Reue bekommen hat, haben wir eine Chance, auf ein Zeichen von ihm zu stoßen. Wir müssen feststellen, ob er sich immer noch an die Route hält, oder ob er sie geändert hat.«
    »Alles klar«, sagte Soliman.
    »Camille, falls wir seine Spur finden, kommst du mit dem Lastwagen nach.«
    »Das ist nicht möglich. Ich habe nicht vor, heute abend zu fahren.«
    »Wegen

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