Bei Landung Liebe
sie zu küssen. Lag sie in meinen Armen, stellten sich eine Ruhe und ein tiefer innerer Frieden in mir ein.
Ich zermarterte mir das Gehirn. Wo konnte sie nur stecken? Ihre beste Freundin war in Spanien, das wusste ich. War sie etwa nach dorthin geflogen? Nein, irgendeine leise Ahnung sagte mir, dass sie nicht so weit weg war. Zum zwanzigsten Mal heute zog ich mein Handy aus der Hosentasche und überprüfte den Empfang. Volle vier Balken und immer noch keine Nachricht von Isa. Ich hasste diese leere Anzeige meines Displays und am liebsten hätte ich das Gerät gegen die Wand geknallt, aber das brachte auch nichts. Ohne Handy würde mich Isa, falls sie sich doch dazu entschloss sich zu melden, nicht erreichen können. Ich nahm einen großen Schluck von meinem Bier. Das untätige Warten nagte an meinem mittlerweile viel zu dünnen Nervenkostüm. Unruhig lief ich im Wohnzimmer auf und ab, bis mein Blick plötzlich auf das Telefonbuch fiel, das auf dem kleinen Tisch neben dem Telefon lag. Irgendetwas daran zog mich magisch an. Ich nahm es in die Hand und blätterte es suchend durch. Ein kleines DIN A 5 Blatt fiel heraus. Das karierte Blatt zeigte Isas Handschrift. Darauf waren ungefähr zwanzig Namen neben den dazu gehörigen Telefonnummern aufgelistet. Ich überflog die Spalten und suchte nach einem Anhaltspunkt. Arbeit, Friseur, Karin, Oma. Auf einmal fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Oma! Das war es! Dort musste sie sein.
Aber wie fand ich die Adresse heraus? Auf dem Blatt waren keinerlei Anschriften vermerkt. Ich nahm den Zettel an mich und ging damit in Isas Zimmer. Als ich den leeren Schreibtisch sah, fiel mir auf, dass sie ihren Laptop mitgenommen hatte. Somit hatte ich keine Möglichkeit, um hier im Internet nach der Adresse zu suchen, die zur Telefonnummer gehörte. Was nun? Unschlüssig sah ich mich um. Ihr Zimmer wirkte so trostlos und einsam. Das Bett war zerwühlt und einige Klamotten lagen achtlos hingeworfen auf dem Boden. Offenbar hatte Isa es sehr eilig gehabt, wegzukommen. Suchend blickte ich zum Bücherregal und hoffte dort etwas zu entdecken. Aber nichts. Keine weiteren Zettel, kein Notizbuch oder Ähnliches. Entmutigt setzte ich mich schließlich auf den Drehstuhl, der am Schreibtisch stand, und zog eine der Schubladen auf. Außer einigen Büroutensilien war nichts darin, was mir weiterhalf. Ich öffnete die zweite Schublade und schob einige Papiere zur Seite. Darunter kam ein Tagebuch zum Vorschein. Isa schrieb Tagebuch? Das war mir neu. Schrieb sie überhaupt noch oder lag es schon seit Jahren unbenutzt da? Das Buch war durch ein kleines glänzendes Schloss gesichert. Vielleicht würde ich darin einen Hinweis finden, aber da ich keinen Schlüssel dazu entdeckte, legte ich es wieder zurück. Zwar wäre es ein Leichtes gewesen, es zu öffnen, aber ich wollte nicht in Isas intimen Gegenständen herumschnüffeln. Es musste einen anderen Weg geben. Mit schwerem Herzen ging zurück zum Sofa. Ich nahm mein Handy wieder zur Hand und drehte es unschlüssig hin und her. Schließlich tippte ich eine kurze Ziffernfolge ein und wartete darauf, dass jemand abnahm. Eine sympathische Männerstimme begrüßte mich und fragte, was er für mich tun konnte. Ich erklärte mein Anliegen. Mein Gesprächspartner tippte etwas in einen Computer und einen Augenblick später nannte er mir den vollen Namen und die Adresse. Hastig notierte ich alles auf ein Blatt Papier. Nachdem ich aufgelegt hatte, prägte ich mir die Zeilen ein, faltete den Zettel und steckte ihn in meine Hosentasche. Nun war ich etwas zuversichtlicher. Heute konnte ich allerdings nichts mehr unternehmen. Es war bereits kurz vor Mitternacht und morgen wartete ein wichtiger Termin auf mich, den ich unmöglich verschieben konnte. Aber vielleicht würde Isa sich morgen melden. Ich hoffte, dass sie, nachdem sie eine Nacht darüber geschlafen hatte, zur Vernunft kommen würde. Meine süße, kleine Isa. Egal was auch passiert war, ich würde sie nicht kampflos aufgeben.
Kapitel 34 - Isa
Ich wurde sehr früh wach. Sogleich griff ich nach meinem Handy, das neben dem Kopfkissen lag. Immer noch keine neue Nachricht von meinem Bruder. Dafür für fünf von Ryan. Eine verzweifelter als die andere. Offenbar hatte ich so tief und fest geschlafen, dass ich sie gar nicht bemerkt hatte. Ohne auf eine der Nachrichten zu antworten, schaltete ich das Gerät ab. Ich stand auf und ging in die Küche. Meine Oma saß bereits am Tisch und las die Tageszeitung. Wir
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