Bei Landung Liebe
war für mich so etwas wie eine Schwester. Sie war immer für mich da gewesen. Wir teilten bis heute alles, Freude, Kummer, jedes Geheimnis. Wir ertrugen gemeinsam unseren ersten Liebeskummer. Ich weiß nicht wie viele „Meinst du er mag mich?“-Fragen wir gemeinsam durchgeackert hatten, wenn eine von uns beiden mal wieder unsterblich verliebt war. Wir gingen zusammen zur Schule, und auch nachdem sich unsere schulischen Wege trennten, steckten wir fast täglich zusammen. An den Wochenenden und in den Ferien übernachtete ich oft bei Julia oder sie bei mir. Wir färbten uns gegenseitig die Haare, gaben uns Schminktipps, tauschten Klamotten und Schuhe. Wir gingen jedes Wochenende zusammen aus. All das würde ich schrecklich vermissen.
Doch bevor Julia nach Spanien flog, würden wir auf jeden Fall noch eine Abschiedsparty veranstalten. Wir planten den Nebenraum unserer Lieblingspizzeria zu mieten, um uns mit italienischen Köstlichkeiten vollzustopfen, bevor im Anschluss in unserer Lieblingsdisco Julias Abschied gebührend gefeiert werden sollte. Die Feier war für Ende August geplant, und das war in zwei Wochen. Schon zwei Tage danach ging Julias Flieger nach Spanien. Sie hatte sich für das Herbstsemester eingeschrieben, das von Oktober bis Februar dauerte. Da sie bereits vier Wochen vor dem eigentlichen Beginn des Semesters in Spanien ankam, blieb ihr so noch etwas Zeit um sich einzuleben. An Weihnachten würde sie ein paar Tage zu Besuch in Deutschland sein, was mich ein wenig tröstete.
Kapitel 8 - Isa
Als mein Wecker klingelte, tastete ich verschlafen danach und drückte, wie so oft, auf die Schlummertaste. In zehn Minuten würde der Wecker erneut klingeln, und ich wusste bereits, dass ich dann wieder nicht aufstehen konnte. Ich hatte heute Nacht furchtbar schlecht geschlafen. Aus irgendeinem Grund war ich mehrmals aufgewacht und mir fehlten gefühlte zwanzig Stunden Schlaf. Dementsprechend schwer fiel es mir, das Bett zu verlassen. Mein Körper fühlte sich an, als wäre er aus Blei. Vor allem meine Augenlider. Die Sonne schien bereits durch das Fenster auf mein Bett und mit einiger Anstrengung schaffte ich es, ein Auge zu öffnen, um auf die Uhr zu schauen. Sofort war ich hellwach. Ich hatte verschlafen!
Schnell sprang ich aus dem Bett, zog mich an und düste ins Bad. Zähne putzen, ein paar Spritzer Wasser ins Gesicht, kämmen und dann nichts wie los. Mehr Zeit war nicht. Unterwegs würde ich eine meiner Kolleginnen anrufen und ihr Bescheid geben, dass ich ein paar Minuten später eintreffen würde. Frühstück fiel wohl aus, aber eine Tasse Kaffee konnte ich mir auch in der Praxis genehmigen.
Als ich die Badezimmertür öffnete, blieb ich abrupt stehen. Was ich sah, verschlug mir den Atem.
Ryan stand, nur ein Handtuch um die Hüfte gewickelt, vor dem Waschbecken und putzte sich die Zähne. Da er offenbar gerade aus der Dusche kam, waren seine Haare noch nass. Von seinen Haarspitzen fielen winzige Wassertropfen auf seine nackten Schultern und perlten seinen athletischen Körper entlang, bevor sie unter dem Handtuch verschwanden. Langsam drehte er sich zu mir und sah mich fragend an. Er nahm die Zahnbürste aus dem Mund und spuckte den Schaum ins Waschbecken. Obwohl ich umherspuckende Männer alles andere als erotisch finde, wirkte Ryan unglaublich sexy. An seinem Mundwinkel klebten noch Reste der Zahnpasta, die er sich mit dem Daumen lässig abwischte. Ich stand mit offenem Mund in der Tür und glotzte ihn an.
„Was machst du denn noch hier?“, fragte er und richtete seine unglaublich blauen Augen auf mich.
Auf seiner nackten Brust war ein kleiner Zahnpastafleck zu sehen, und plötzlich überkam mich das irre Verlangen, zu ihm zu gehen, um ihm die Zahnpasta von der Brust zu lecken. Diese herrlichen Brustmuskeln, die breiten Schultern und dieser flache Waschbrettbauch waren ein Anblick, der mir das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Ich konnte einfach nicht anders, ich musste ihn ansehen.
„Isa, alles klar?“, fragte Ryan, da ich immer noch nicht in der Lage gewesen war, ihm zu antworten. Ich stand wie angewurzelt in der Tür und starrte ihn an.
„Also, ich ...“
Meine Stimme versagte, mein Hirn war wie leer gefegt. Was für ein Traumkörper!
„Ich bin dann mal weg“, krächzte ich und stürmte aus der Wohnung. Mein Herz klopfte bis zum Hals, als ich die Treppe hinunter hastete. Ich stürmte auf die Straße und stieß fast mit einem Mann zusammen, der mich kopfschüttelnd ansah
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