Bei schlechten Noten helfen gute Eltern
zum Besseren wenden könnten.
Kapitel 7
Lernen und Hausaufgaben
Warum viele Schüler nicht gerne lernen
Können Sie sich noch an Ihre Kindheit und Jugend erinnern? Versuchen Sie es bitte. Gab es da nicht so viele spannende Dinge? Bei mir waren das: Sich mit Freunden treffen, mit dem Fahrrad herumfahren, lesen und die »Welt« kennenlernen. Natürlich gab es Partys, Diskotheken und das Experimentieren mit veränderten Bewusstseinszuständen. Natürlich gab es auch schon neue Medien. Das war damals der Fernseher, den wir nicht weniger interessant fanden als die Jugendlichen heute Internet und Handy. Er bot Zugang zu einer weiteren Dimension einer spannenden Welt.
Nur eins fehlt bei dieser Aufzählung: Lernen, Schule und Hausaufgaben. Das, worüber wir Erwachsenen uns den Kopf zerbrechen, war mir damals ziemlich unwichtig. Das heißt nicht, dass ich an der Schule gar nichts interessant fand. Aber nicht Lernen und Hausaufgaben machen. Sondern Freunde treffen.
Klar ist die Welt heute etwas anders. Aber die Grundproblematik bleibt ähnlich. Es gibt im Leben vieler Schüler, egal ob jung oder älter, unendlich viel interessantere Dinge als Lernen, Schule und Hausaufgaben.
Das ist für die Betroffenen ein erhebliches Problem. Sie sollen sich für das interessieren, was sie nicht wirklich spannend finden. Das, was sie hingegen wirklich begeistert, sollen sie stattdessen zurückstellen.
Natürlich ist auch für viele Erwachsene ihre Berufstätigkeit nicht wirklich das, mit dem sie am liebsten ihre Zeit verbringen. Auch das stellt für die Betroffenen eine schwierige Situation dar. Wie wir aus der Stressforschung wissen, sind Menschen unter diesen Umständen weniger belastbar und werden schneller krank, als wenn sie ihren Beruf interessant und spannend finden.
Einen gravierenden Unterschied gibt es zwischen der Tätigkeit von Schülern und Erwachsenen dann aber doch noch. Wir Erwachsenen werden für unsere Arbeit bezahlt. Wenn auch nicht immer gut. Trotzdem stellt das eine gewisse Motivation dar. Schüler hingegen bekommen gar nichts. Sie müssen versuchen, sich anders zu motivieren. Eine Herausforderung.
Es kostet viel Energie, sich für das zu motivieren, was einem nicht wirklich liegt.
Warum zu Hause lernen so schwierig ist
Einer der Gründe dafür, warum sich Schüler mit dem Lernen zu Hause und mit den Hausaufgaben schwertun, liegt darin begründet, dass diese Arbeiten nicht in der Schule, sondern zu Hause stattfinden. Mit zu Hause assoziieren Kinder aber nicht eine Berufstätigkeit, denn darum handelt es sich ja beim Schüler-Sein, sondern Mama, entspannen, loslassen, Familie, Freizeit und überwiegend das machen, wozu man gerade Lust und Laune hat. Eben all das, was im Leben angenehm und schön ist.
Dadurch, dass Schüler aber ihren Arbeitsplatz auch zu Hause haben, verwandelt sich dieser Freizeitort plötzlich in einen Arbeitsplatz. Die Grenze zwischen Freizeit und Arbeit verschwimmt. Die Arbeit schwappt in den Freizeitbereich des Kindes. So wie wenn Sie zu Hause Ihre Mailpost vom Büro bearbeiten oder im Urlaub permanent über Handy erreichbar sind. Das ist für Kinder eine verwirrende Situation, die es ihnen erschwert, das Lernen zu Hause ernstzunehmen.
Diese Situation wird für Kinder nicht einfacher, wenn Eltern ihre Zeit zu Hause ausschließlich der Erholung und Freizeit widmen, einmal abgesehen von der Hausarbeit. Bei einer Ein-Kind-Familie ist das Kind dann das einzige Familienmitglied, das zu Hause arbeitet.
Schließlich gibt es noch einen weiteren wesentlichen Unterschied zwischen dem Lernen in der Schule und dem Lernen zu Hause. Zu Hause gibt es keine Lehrerin. Das klingt banal – erhöht aber enorm die Anforderungen ans häusliche Lernen. In der Schule strukturiert die Lehrerin den gesamten Lernprozess. Sie erklärt, was gelernt werden soll, stellt dazu Fragen, gibt dazu Aufgaben. Die ganze Zeit über ist sie anwesend, kontrolliert, überprüft und strukturiert die Arbeit ihrer Schüler. Regeln schreiben vor, was ein Schüler tun darf und was nicht. Dieser Rahmen erleichtert dem Schüler das Lernen. Auch wenn dort natürlich immer noch genügend Anforderungen zu bewältigen sind.
Das Lernen zu Hause erfordert vor allem ein sehr hohes Maß an Selbstkontrolle und Selbstorganisation. Wenn ein Kind keine Lust zum Lernen hat, wenn es etwas nicht verstanden hat und deshalb frustriert ist oder wenn die Freundin anruft, muss es sich selbst steuern, um beim Lernen dranzubleiben. Es muss seine
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