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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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wenn die Gräfin sicher in Blauenhaus ist, bevor es dunkel wird.«
    Diesmal ging Nina nicht über den Titel hinweg. »Du bist eine Gräfin?« Ihre schmalen, dunklen Augenbrauen hoben sich.
    »Nicht wirklich, obwohl ich hierherkam unter der Vorgabe, ich wäre eine. Ich kam nach Wien, um den Mord an meinem Bruder aufzuklären. Damit waren der Colonel und ich beschäftigt, deswegen schlossen wir uns der Armee an.«
    »Ach so, jetzt verstehe ich.« Nina sagte weiter nichts, ging hinauf, ihre Geschwister zu holen. Sie gehörte nicht zu den Leuten, die viel fragten. Sie knüpfte Freundschaften ohne große Bedingungen. Wenn Elissa ihr einmal den Rest erzählen wollte, würde sie gern zuhören.
    Sobald sie fort war, wandte sich Elissa an den Major. »Ihr braucht Euch nicht zu bemühen, ich habe nicht die Absicht, nach Baden zu fahren.«
    Jamisons blaue Augen weiteten sich überrascht, dann runzelte er die Stirn. »Ich habe den Befehl bekommen, Euch nach Baden zu bringen. Und dabei bleibt es.«
    Unverblümt meinte Elissa: »Muß ich Euch daran erinnern,
    Major, daß ich Zivilistin bin? Colonel Kingsland hat das Recht, Euch Befehle zu erteilen - aber mich kann er nicht herumkommandieren.«
    Er biß in einer Weise die Zähne zusammen, die sie an Adrian erinnerte. »Seid nicht töricht, Elissa. Napoleon kann jeden Tag hier sein. Baden ist einfach sicherer.«
    »Zweihunderttausend Menschen leben in Wien. Selbst wenn Bonaparte die Stadt einnimmt, ist die Gefahr für mich nicht größer als für alle anderen.«
    »Warum wollt Ihr bleiben? Was gewinnt Ihr durch Eure Sturheit?«
    »Das wird sich zeigen. Vielleicht könnte ich doch aufdecken, was damals im Gasthaus Reiß vorgefallen ist. Der Kommandant meines Bruders sagte, dort wäre Karl ermordet worden, genau wie der Kurier des Falken.«
    Sein Mund wurde schmal. »Selbst wenn es eine Verbindung gibt, sollte eine Dame sich nicht an einen solchen Ort begeben. Ihr würdet nicht das geringste ausrichten.«
    »Dann werde ich jemanden finden, der es schafft. Inzwischen glaube ich kaum, daß die Herzogin etwas dagegen hat, wenn ich noch etwas länger ihre Gastfreundschaft in Anspruch nehme und ihren Stadtpalast bewohne - auch in ihrer Abwesenheit.«
    Der Major fluchte lautlos. »Das ist Wahnsinn. Ihr müßt nach Baden umziehen!«
    »Ich muß überhaupt nichts, was ich nicht will. Und ich fahre nicht nach Baden.«
    Mit gesträubten Haaren versuchte er es jetzt anders. »Kann ich nichts tun, um Euch umzustimmen? Adrian wird mächtig verärgert sein, wenn er erfährt, daß Ihr schon wieder seiner Anordnung zuwiderhandelt.«
    Abrupt hob sie das Kinn. »Es interessiert mich nicht mehr, was dem Colonel gefällt oder nicht - und ich glaube kaum, daß es ihm anders ergeht. Nun zu Euch, Major St. Giles: Ich werde in Wien bleiben, ob es Euch zusagt oder nicht.«
    Jamison langte sich ans Hirn. »Hölle und Zwirn, Ihr seid wirklich eine schwierige Frau!«
    Zum erstenmal an diesem Tag lächelte Elissa. »Gehe ich recht in der Annahme, daß das bedeutet, Ihr werdet mich zum Palast der Herzogin begleiten?«
    Seine Augen bekamen einen harten Glanz, aber einer seiner Mundwinkel hob sich. »Im Gegenteil, Mylady. Wenn Ihr entschlossen seid, in der Stadt zu bleiben, werdet Ihr hier in diesem Haus logieren, wo ich persönlich für Eure Sicherheit zuständig bin.«
    »Aber ich kann unmöglich ...«
    »Ich werde gern Eure Zofe holen lassen, wenn Ihr Euch dann wohler fühlt. Aber Ihr werdet hierbleiben - sonst verspreche ich Euch, daß ich Euch verschnüre wie ein Weihnachtspaket und Euch so die ganze Strecke nach Baden schleppe -, was zweifellos sowieso das Beste wäre!«
    Von der Tür her ertönte ein Glucksen. Da stand Nina und lächelte; sie genoß den Schlagabtausch. »Seid gewarnt, Jamie. Ich war schon einmal Zeugin der Entschlossenheit dieser Dame. Eine solche Aufgabe könnte sich als komplizierter erweisen, als Ihr erwartet.«
    Leises Amüsement erschien auf den wohlgeformten Lippen des Majors. Es verschwand, als er sich Elissa wieder zuwandte und sie streng ansah. »Was habt Ihr entschieden?«
    Aus seinem Blick erkannte sie, daß er Ninas Warnung einfach nicht beachtete. Und Elissa hatte ihn viel zu gern, um ihn weiter herauszufordern. Abgesehen davon fand sie es in der Tat beruhigend, hier im Haus zu bleiben, wo es zu ihrem Schutz einen Soldaten gab.
    Daher lenkte sie ein. »Na schön, Major, Ihr habt gewonnen. Wenigstens im Augenblick. Nina möchte jetzt bestimmt gern ihr neues Heim kennenIernen und

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