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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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dafür sorgen, daß ihr nichts zustößt.«
    Der Colonel enthielt sich eines Kommentars, aber seine Gedanken schwirrten. Die Herzogin machte sich also Sorgen um Elissa. Sie war eine heikle ältere Dame, die als überaus spröde galt. Es warf ein gutes Licht auf Elissa, daß sie den Weg ins Herz der Herzogin gefunden hatte.
    Dennoch wunderte er sich über ihre Befürchtungen. Die Gräfin von Langen war eine erwachsene Frau, eine Witwe nach dem Trauerjahr, die alle dazugehörigen Freiheiten besaß. In
    Adelskreisen wurden die Indiskretionen einer solchen Person normalerweise ignoriert. Wenn Elissa eine Affäre zu haben wünschte, ging das eigentlich außer ihr selbst niemanden etwas an.
    Adrian verließ das Pagodenzimmer in Gedanken an Elissa und den Abend, an dem sie zusammen gegessen hatten. Er hatte ihn genossen, obwohl er nicht an sein Ziel gelangt war - die Dame nackt und willig in seinem Bett. Verdammt! Er wollte sie Wiedersehen, aber die sture kleine Hexe wies jeden seiner Vorstöße zurück.
    Trotzdem mußte sie wohl etwas für ihn empfinden, sonst hätte ihn die Herzogin nicht um dieses Gespräch gebeten. Er dachte darüber nach, was sie über Elissas Sicherheit gesagt hatte, und wußte, daß er von Herzen gern auf sie aufpassen würde.
    Vielleicht fände er dabei auch heraus, warum sie ihn nicht näher an sich heran ließ.
    Elissa verbrachte den Vormittag in ihren Gemächern und wartete darauf, daß die Gäste zu ihren jeweiligen Unternehmungen aufbrachen. Persönlich verdrossen sie die Gespräche im Augenblick ziemlich; denn sooft sie auch versuchte, Pettigru und Steigler irgendwelche Informationen zu entlocken, blieb sie stets stecken.
    Heute wollte sie zur Tat schreiten.
    In einem einfachen dunkelgrünen Tageskleid öffnete sie die Tür und überblickte prüfend den Flur, um sicherzugehen, daß dort niemand war. Sie hatte herausgefunden, daß das Zimmer des Botschafters zehn Türen weiter in Richtung Treppe auf der gegenüberliegenden Seite des Flurs lag. In jene Richtung begab sie sich nun. Sie war sich nicht sicher, was sie wohl finden würde oder auch nur suchte. Jedenfalls mußte sie dem Falken irgendwie näher kommen.
    Womöglich gab es im Zimmer des Botschafters etwaige Hinweise. Mit einem letzten Rundblick huschte sie den Flur hinunter, öffnete leise die Tür und schlüpfte hinein. Zitternd lehnte sie sich von innen dagegen. Sie wußte, daß er fort war, weil sie ihn am Morgen hatte frühstücken und Weggehen sehen.
    Dennoch kannte sie seine heutigen Pläne nicht und wußte nicht, wann er zurückkam. Außerdem durfte sie seinen Kammerdiener nicht vergessen, der jederzeit auftauchen konnte.
    Also machte sich Elissa sofort ans Werk und begann mit den Schubladen im Nachttisch. Dabei entdeckte sie nur einen Band Gedichte von William Blake und eine Lesebrille.
    Das Durchsuchen der Kommode erbrachte nicht mehr, als daß sich Löcher in den wollenen Unterhosen des Botschafters befanden. Sie erinnerte sich an eine Bemerkung von ihm darüber, daß er die sorgende Hand seiner Frau vermißte, und verstand jetzt seine Klage.
    Anschließend durchsuchte sie den hohen Rosenholzschrank in der Zimmerecke, die Truhe am Fußende des Bettes und zuletzt den kleinen tragbaren Schreibtisch.
    Nichts Interessantes. Nichts, das ihn in irgendeiner Weise mit dem Mann in Verbindung brachte, der sich der Falke nannte. Nur seine Position als Botschafter, in der er Zugang zu so vielen Landesgeheimnissen hatte, hinderte sie daran, ihn als möglichen Verdächtigen von der Liste der potentiellen Mörder ihres Bruders zu streichen.
    Sie fragte sich, ob Karl etwas über ihn gewußt haben mochte, das sie nicht wußte. Elissa prüfte noch einmal, ob sie alles so hinterließ, wie sie es vorgefunden hatte - obwohl der Botschafter sicher nicht zu der Sorte gehörte, der sich an so etwas erinnerte. Vorsichtig öffnete sie, schaute nach rechts und nach links - hielt die Luft an und drückte die Tür schnell wieder zu.
    Allmächtiger, Adrian kam gerade den Flur entlang auf dem Weg in sein Zimmer am anderen Ende! Inbrünstig hoffte sie, daß er sie nicht gesehen hatte. Sie zählte bis zehn, einmal, zweimal. Beim dritten Mal zählte sie bis zwanzig. Jetzt war er sicherlich außer Sicht hinter der Biegung des Korridors.
    Um sich Mut zu machen, atmete sie kräftig durch, öffnete die Tür einen Spalt und schaute den Flur hinunter, ob die Luft rein war. Ihr erleichtertes Seufzen verwandelte sich in einen erschreckten Aufschrei, als seine tiefe,

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